Einleitung Schizophrenie ist eine häufige psychiatrische Erkrankung, die oft zu einer dauerhaften Behinderung führt. Während sich die produktive Symptomatik zumeist gut medikamentös beeinflussen lässt, leiden viele Patienten chronisch unter Negativsymptomen und kognitiven Defiziten. Diese sind bis heute nicht vollständig verstanden und therapeutisch nur eingeschränkt erreichbar. Die Gruppe der schizoaffektiven Störungen unterliegt bis heute wechselhaften Definitionen und Klassifikationen. Während Studien bei der Schizophrenie bereits relativ stabile Befunde zu Genetik, Verlauf und Prognose liefern, ist die schizoaffektive Störung noch unscharf und inkonsistent beschrieben. In der vorliegenden Studie wurden insbesondere zwei Bereiche untersucht: Psychopathologie - vor allem die Ausprägung der Negativsymptomatik - in Zusammenhang mit kognitiven Funktionen bei schizophren und schizoaffektiv erkrankten Patienten sowie Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen hinsichtlich Psychopathologie und kognitiver Fähigkeiten. Methodik In die Studie wurden 99 Patienten mit der Diagnose „Schizophrenie“ und 18 Patienten mit der Diagnose „Schizoaffektive Störung“ nach den Kriterien des ICD-10 eingeschlossen. Die Einschlusskriterien bestanden aus regelmäßiger ambulanter Behandlung mit stabilem psychopathologischen Befund und konsistenter Medikation seit mindestens 6 Monaten. Neben fachärztlicher Erhebung des psychopathologischen Befundes mittels etablierter Skalen wurde eine kognitive Testbatterie zur Erfassung verschiedener kognitiver Domänen durchgeführt. Die Daten eines gesunden Kontrollkollektivs von 32 Probanden wurden aus einer anderen Studie übernommen. Ergebnisse Es zeigten sich deutliche Unterschiede in der Ausprägung der Psychopathologie zwischen den beiden Gruppen. Die schizophrenen Patienten besaßen im Mittel eine stärker ausgeprägte Symptomatik in den Skalen zur Erfassung von Negativsymptomatik. Auch in den Skalen zur Erfassung von Funktionsniveau und Lebensqualität war die Gruppe der schizophren Erkrankten signifikant schlechter als die der schizoaffektiven Patienten. Keine Unterschiede zeigten sich hingegen zwischen den beiden Gruppen in der kognitiven Testung. Die Patientengruppen erzielten in zahlreichen neuropsychologischen Tests im Vergleich zur Kontrollgruppe jedoch deutlich schlechtere Resultate. Negativsymptomatik stand in der vorliegenden Studie in Zusammenhang mit den Ergebnissen in mehreren kognitiven Tests, vor allem schienen die Bereiche Exekutivfunktionen und Aufmerksamkeit betroffen zu sein. Schlussfolgerung In der vorliegenden Arbeit konnten die Befunde anderer Studien zu Unterschieden in der neurokognitiven Leistungsfähigkeit zwischen schizoaffektiv und schizophren erkrankten Patienten nicht repliziert werden. Daher kann mit diesen Daten die Annahme der schizoaffektiven Erkrankung als eigene Entität nicht gestützt werden. Die signifikanten Unterschiede in der Psychopathologie weisen jedoch darauf hin, dass eine Zuordnung der schizoaffektiven Störung unter die Diagnose „Schizophrenie“ nicht sinnvoll ist. Ein zweiter Fokus der Arbeit lag auf dem Zusammenhang zwischen Negativsymptomatik und neurokognitiven Leistungen. Dieser Zusammenhang, einhergehend mit einem schlechteren Funktionsniveau und Einbußen in der Lebensqualität, wirft die Frage nach der Kausalität dieser Befunde auf.
Introduction Schizophrenia is a common psychiatric disorder that often leads to permanent disability. While productive symptoms can usually be well controlled by medication, many patients suffer from negative symptoms and cognitive deficits. These are still not fully understood, and there is limited empirical evidence of therapeutic attempts. The group of schizoaffective disorder is still subject to changing definitions and classifications. In the present study, two main topics were the focus of the investigation: firstly the psychopathology - especially the expression of negative symptoms - associated with cognitive function, and secondly differences between the groups of schizophrenic and schizoaffective patients in psychopathology and cognitive abilities. Methodology In the present study, 99 patients diagnosed with "schizophrenia" and 18 patients diagnosed with "schizoaffective disorder" were included. Inclusion criteria implied regular outpatient treatment with stable psychopathological findings and consistent medication for at least six months. In addition to the detailed medical survey of psychopathological findings using established scales, an extensive cognitive battery of test was conducted to investigate various cognitive domains. Results The two patient groups did not differ significantly in their cognitive results. However, there were significant differences in the expression of psychopathology. Patients diagnosed with schizophrenia showed more pronounced symptoms in scales for negative symptoms. Also, scales for the assessment of level of functioning and quality of life, showed a significantly worse outcome for schizophrenic patients. The patient groups achieved significantly poorer results compared to the control groups in numerous neuropsychological tests. Pronounced negative symptoms were directly related with the results in a number of cognitive tests; especially the areas of executive functioning and attention seemed to be affected. Conclusion In the present work, the findings of other reports on differences in neurocognitive performance between schizoaffective and schizophrenic patients could not be replicated. Therefore, these results cannot confirm schizoaffective disorder as a separate entity. The significant differences in the severity of psychopathology between patient groups demonstrate, however, that schizoaffective disorder cannot be described as schizophrenia. A second focus of the study laid in the relation between negative symptoms and neurocognitive performance. This relationship, going along with a worse level of functioning and loss in quality of life, raises the question of causality of these findings.