Einleitung: Zur Optimierung der Behandlungsqualität werden Leitlinien als Entscheidungshilfen zur Qualitätssicherung und Reduzierung der Behandlungsvariabilität verwendet. Um das Wissen aus den Leitlinien in die tägliche Praxis zu integrieren, werden auf der im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Intensivstation (ITS) dafür unter anderem „Standard Operating Procedures“ (SOP) verwendet. Diese sind in schriftlicher Form gebündelte klinikinterne Empfehlungen in Anlehnung an die Leitlinien. Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung, ob durch die Einführung eines technischen visuellen Feedbacksystems die Einhaltung der SOP für antimikrobielle Therapie in der Sepsis, Ernährung, Blutzuckerkontrolle und Nierenfunktion im klinischen Alltag einer ITS verändert wird. Sekundär wird der Zusammenhang der SOP-Einhaltung mit dem Outcome (u.a. der ITS-Behandlungsdauer, Beatmungstherapiedauer und intensivstationäre Mortalität) der Patienten untersucht. Methodik: Anhand 187 Patienten wurde retrospektiv in zwei Zeiträumen für je 3 Monate auf einer interdisziplinären universitären ITS, vor und nach Einführung des Feedbacksystems, die Einhaltung der klinikinternen SOP für die antimikrobielle Therapie, für die Ernährungs-Therapie, für die Blutzuckerkontrolle und für die Nierenfunktion untersucht. Es wurden alle Patienten eingeschlossen, deren vollständige Behandlungsdauer innerhalb dieser Zeiträume war und mindestens 24 Stunden betrug sowie älter als 16 Jahre waren. Ausgeschlossen wurden Organspender oder wenn eine Therapiebeschränkung bestand z.B. ein Reanimationsverbot. Für die Berechnung der tatsächlichen Mortalität wurden die ausgeschlossenen Patienten mitbetrachtet. Ergebnis: Eine Veränderung der SOP- Adhärenz konnte nicht nachgewiesen werden. Sekundär konnte gezeigt werden, dass eine schwach negative Korrelation der Behandlungsdauer (Korrelationskoeffizient=-0,301, p<0,001) und der Beatmungsdauer (Korrelationskoeffizient=-0,236, p=0,001) mit der prozentualen SOP-Einhaltung der antimikrobielle Therapie bestand. Die Patienten, bei denen die Ernährungs- SOP am ersten und vierten Behandlungstag eingehalten wurden, hatten kürzere Behandlungs- und Beatmungstherapiedauern (p<0,05) auf der Intensivstation. Es bestand eine schwach positive Korrelation zwischen Behandlungs- sowie Beatmungsdauer und der Anzahl der Tage mit Glukosewerte <80 mg/dl (Blutzucker SOP-Nicht-Einhaltung). Patienten mit einer RIFLE (Risk, Injury, Failure, Loss- of-kidney-function, End-stage kidney disease)-Klassifizierung von "Failure" oder schlechter wurden im Vergleich zu den Patienten mit einer besseren Einstufung signifikant länger im Median auf der Intensivstation behandelt (51 h vs 127 h, p=0,003). Die Beatmungsdauer war nicht signifikant länger (26 h vs 39 h, p>0,05). Die beobachtete Mortalität lag bei 13% (erwartete 26%-35%). Schlussfolgerung: Eine SOP-Adhärenz für antimikrobielle Therapien, Ernährung, Blutzuckerkontrolle und Nierenfunktion sollte angestrebt werden um die Behandlungs- und Beatmungsdauern auf der Intensivstation möglichst gering zu halten. In zukünftigen Untersuchungen zur Implementierungssteigerung durch ein technisches Feedbacksystem sollte dessen Inanspruchnahme miterhoben werden.
Introduction: For the optimisation of treatment-quality and reduction of treatment-variability are guidelines of utmost importance. On the examined intensive-care-unit (ICU) were „Standard Operating Procedures“ (SOP) used to implement guidelines into daily praxis. These are detailed, written instructions adapted to local conditions in compliance to the guidelines. The aim of this study was to examine whether the daily adherence to standard operating procedures (SOP) for antimicrobial therapy in sepsis, feeding, bloodsugar-treatment and renal function could be improved by implementing a visual technical feedback software in a mixed intensive care unit. Secondary investigations were done about SOP-adherence and patient outcome (length of ICU stay [LOS], length of Ventilation [LOV], mortality etc). Method: The study retrospectively evaluated SOP adherence rates of 187 patients treated in a mixed ICU over a 6-month period (3 months before and 3 months after implementation of the feedback system). The inclusion criteria were met if the patient’s age was >16 years and the complete LOS was within the examined periods and at least 24 hours. Exclusion criteria were met if the patient was an organ donor or had a restricted therapy of any kind e.g. “do-not- rescucitate” (DNR). For the calculation of “actual mortality rates” were the DNR patients included. Results: Adherence rates for the SOP did not differ between the periods. A weak negative correlation was observed between LOS (r=-0,301, p<0,001) and LOV (r=-0,236, p=0,001) with procentual adherence of antimicrobial therapy. Patients with feeding SOP adherence for the first and/or fourth day of treatment had shorter LOS and LOV(p<0,05).A weak positive correlation was found between LOV and LOS with the number of days with hypoglycaemia (<80 mg/dl) (lack of adherence to bloodsugar-treatment SOP). Patients with a RIFLE (Risk, Injury, Failure, Loss of kidney function, End- stage kidney disease) Score>=2 had a longer LOS compared to those with a Scorevalue<2 (51 h vs 127 h p=0,003). LOV did not differ (26 h vs 39 h, p>0,05).The observed „actual ICU mortality“ was 13% (expected 26%-35%). “Take- home-points”: The SOP-Adherence for antibiotic treatment, feeding, bloodsugar- control and renal function is important and should be striven for to minimise VOS and LOS. Future implementation-investigations should survey the utilisation of the technical feedbacksystem.