Einleitung/Introduction Schätzungen zur Folge leben bis zu 1,5 Mio. Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus in Deutschland. Die bisherige Forschung zur Lebenssituation in der Illegalität wird dem Anteil der sogentannten Illegalisierten an der Gesamtbevölkerung nicht gerecht. Insbesondere die Fragen nach spezifischen Merkmalen des illegalisierten Lebens im Vergleich zur "legalen" Migration und nach einem potentiellen Zusammenhang zwischen der Illegalität und Krankheitsentstehung wurden bisher nicht explizit gestellt. Methode/Methods Bei bisher dünner Studienlage hinsichtlich der Merkmale des Lebens in der Illegalität wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Auch macht die Tatsache, dass Illegalisierte zu den schwer zugänglichen gesellschaftlichen Gruppen gehören, eine quantitative Untersuchung (fast) unmöglich. Es wurden Interviews mit Illegalisierten und im Vergleich dazu mit einem Deutschen und einem Migranten mit gültigem Aufenthaltsstatusgeführt geführt und diese mit Hilfe der dokumentarischen Methode ausgewertet. Ergebnisse/Results Anhand der Datenanalyse wurde ein Basistyp der Illegalität herausgearbeitet, also die typischen Merkmale des illegalisierten Lebens dargestellt. Diese Charakteristika sind: Misstrauen, Recht-, Macht- und Perspektivlosigkeit, Ausgeschlossensein, Angst vor Entdeckung sowie eingeschränkte Handlungsoptionen. Die Ausprägung des Basistyps ist, so zeigen die Vergleiche zwischen den einzelnen Illegalisierten, abhängig von verschiedenen Einflussfaktoren. So bestimmen die vorhandenen sozialen Kontakte, die Wohn- und Arbeitsbedinungen, die ökonomische Lage, die bisherige Biographie, der Grund der Migration, die Umstände des Eintritts in die Illegalität sowie akute Belastungssituationen das Vorhandensein und das Ausmaß der Merkmale des Basistyp. Der Basistyp der Illegalität wird abschließend mit einem soziologischen Modell für Krankheitsentstehung von Johannes Siegrist in Zusammenhang gesetzt. Es wird deutlich, dass sich die Merkmale des Lebens in der Illegalität negativ auf die Ausbildung von positiver Selbsterfahrung im Sinne Siegrist auswirken und somit dem Erlangen und dem Erhalt physischer und psychischer Gesundheit nicht förderlich sind. Diskussion/Discussion Aufgrund des Forschungsdesigns kann der Kausalschluss, dass das Leben in der Illegalität zu Krankheit führt, nicht gezogen werden. Die Arbeit bietet aber einen Zugang und erste Ergebnisse, auf die die weitere Forschung aufbauen kann. In weiteren Untersuchungen sollte die herausgearbeitete Basistypik verifiziert und vervollständigt werden. Longitudinal angelegte Studien sollten eine Kausalität zwischen illegalisiertem Leben und Krankheitsentstehung untersuchen. Langfristig können solche Forschungsergebnisse einen wichtigen Beitrag für die Sozialmedizin leisten und damit zur Verbesserung des Lebens in der Illegalität beitragen.
Introduction Based on estimates there are up to 1.5 million people without a permit of residence living in Germany. The latest research on life conditions in illegality is in no relationship of the number of the so called “illegalized” in to the total population. Characteristics of a life in illegality, when compared to migration (which is seen as living legally) as well as a possible coherency of illegality and illness are still not researched yet. Methodology Due to the limited research of the characteristics of a life in illegality a qualitative basic approach was used. The fact, that illegalised persons belong to a group within society that is hardly accessible a quantitative analysis is even harder if not (almost) impossible. The interviews have been conducted with illegalised persons, a native German and a migrant with residence permit. The analasis has been made by the documentary method. Results By the analysis a basic model code was figured, which meant to outline the typical characteristics of a life in illegality. These characteristics are: distrust; a lack of rights, power and respect; exclusion; anxiety of detection as well as limited options for action. The parameter- value of the basic model code depends on different influencing factors, as shown by the relation of the interviews. The existence and the degree of the characteristics of the basic model code are defined by: the existence of social contacts; the living, working and economic conditions; the biographical background; the reasons for migration; the circumstances that lead to the state of illegality as well as the situation of acute strain. Finally the basic model code of illegality was put in relation with a sociological model of pathogenesis by Johannes Siegrist. Siegrist suggests in his model that the characteristics of a life in illegality have a negative effect on the development of positive self-awareness. Consequently - living in illegality is not beneficial for the achievement and preservation of physical and mental health. Discussion Due to the research design it can’t be concluded that life in illegality causes illness. But still the research paper introduces an approach and offers first results on which further researches can be based on. In follow up analysis, the basic model code, as pointed out, should be verified and completed. Longitudinal studies should focus on the causality between illegalised life and pathogenesis. The long-term results of later research might be an important contribution to social-medicine as well as a helpful tool to improve the conditions of persons living in illegality.