dc.contributor.author
Heinemann, Imke
dc.date.accessioned
2018-06-07T19:31:29Z
dc.date.available
2012-08-23T09:57:01.709Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/6191
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-10390
dc.description.abstract
Das Vestibularorgan ist ein Teil des Innenohrs, dessen Rezeptoranteil durch
den Otolithenapparat, bestehend aus Sakkulus und Utrikulus, sowie die
Bogengänge gebildet wird. Während die Mechanorezeptoren des Sakkulus auf
vertikale Beschleunigungsreize reagieren, dienen die Mechanorezeptoren des
Utrikulus der Wahrnehmung horizontaler Beschleunigungsreize. Die Informationen
werden dann über den Vestibularnerv zu zentralen Strukturen in Hirnstamm und
Kortex weitergeleitet. Die Untersuchungsmethoden des peripher-vestibulären
Systems umfassen neben der Anamnese und allgemeinen Koordinationsprüfungen
auch Untersuchungen seiner einzelnen Teilbereiche. In den letzten Jahren wurde
ein selektiver Sakkulustest entwickelt, der auf der Ableitung vestibulär
evozierter myogener Potenziale (VEMP) am Muskulus Sternocleidomastoideus
basiert. Ursprung dieser Potenziale ist ein disynaptischer Reflexbogen, der
seinen Ausgang an den Rezeptoren der Makulaorgane des Innenohrs nimmt und an
den Motoneuronen des Muskulus Sternocleidomastoideus endet. Die akustische
Reizung der Makula sakkuli führt im Muskulus Sternocleidomastoideus zu
Mikrokontraktionen, die als elektrische Potenziale durch Oberflächenelektroden
über dem Muskel abgeleitet werden können. Diese Potenziale zeigen eine
biphasische Wellenform mit jeweils einem negativen und einem positiven
Maximum, die entsprechend ihrer Latenzen als p13, p44, n23, n33 bezeichnet
werden. Dabei sind die Potenzialamplituden von der tonischen Muskelspannung,
der Stimulusintensität und der Reizfrequenz, die Latenzen vor allem vom
gewählten Stimulus abhängig. Als Stimuli sind hauptsächlich die akustisch über
Luftleitung applizierten Klick-Reize und Tonbursts von klinischer Relevanz. An
der HNO-Klinik der Charité wurde 2006 ein nicht kommerzielles Messsystem zur
Untersuchung von VEMP entwickelt und realisiert. In der vorliegenden Arbeit
wurden die optimalen Reize und Reizparameter für die Registrierung von VEMP
für dieses Messsystem an gesunden Probanden bestimmt und an zwei
Patientenkollektiven auf ihre klinische Anwendbarkeit hin geprüft. Dabei
erfolgte die Ableitung der Potenziale bei 40 hörgesunden Probanden (20 Männer
und 20 Frauen) im Alter zwischen 20 und 30 Jahren nach standardisierten
Messbedingungen mit Klick-Reizen und mit Tonbursts von 500 Hz bei
Lautstärkepegeln von jeweils 120, 125 und 130 dB SPL für die rechte und linke
Reizseite. Anschließend wurden die Latenzen der Potenziale p13, n23, n33, p44
sowie die Amplitudenpp der Potenzialkomplexe p13-n23 und n33-p44 für jeden
Reiz pro Seite und der Faktor Q, als Parameter für die Reproduzierbarkeit, für
jede Messung ipsi- und kontralateral durch das Messsystem ermittelt und die
Ergebnisse mittels des Programmpakets SPSS 16.0 statistisch ausgewertet. Dabei
zeigte sich der Tonburst dem Klick-Reiz hinsichtlich der Auslösbarkeit und der
Amplitudenhöhe überlegen. Es ergaben sich längere Latenzen bei der Verwendung
von Tonbursts im Vergleich zu Klick-Reizen sowie eine Zunahme der Latenzen bei
zunehmendem Lautstärkepegel für Tonbursts. Als optimaler Reiz für die
Registrierung der VEMP erwies sich in dieser Studie der Tonburst von 130 dB.
Mit diesem Reiz erfolgte bei 23 Patienten mit Neuropathia vestibularis und 29
Patienten mit Schwindelbeschwerden unklarer Genese aus der
Schwindelsprechstunde der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Charité Berlin (Campus
Mitte) die VEMP-Messung. Bei den Patienten mit Neuropathia vestibularis
konnten in 17,4% der Fälle bei einem Ausfall oder einer Untererregbarkeit in
der Elektronystagmografie einer Seite auch ipsilateral pathologische VEMP
nachgewiesen werden, was für eine Beteiligung des unteren Vestibularnerven
spricht. Auch bei den Patienten mit Schwindelbeschwerden unklarer Genese
konnten bei 13,8% der Patienten auf der linken und bei 10,3% auf der rechten
Reizseite im Vergleich zur Gegenseite keine VEMP evoziert werden, so dass sich
hier ein Hinweis auf eine Pathologie des Sakkulus, beziehungsweise des unteren
Vestibularnerven der jeweiligen Seite, ergab. Für das an der Charité
entwickelte Messsystem zeigen sich Tonbursts gegenüber Klick-Reizen überlegen.
Es ist jedoch noch unklar, wie sich die Wirkung der beiden Reize auf die
vestibulären Afferenzen unterscheidet. Aufgrund der noch unzureichenden
Studienlage zu den Latenzen der Potenziale und der diesbezüglich auch
uneindeutigen Ergebnisse dieser Arbeit ist die Aussagefähigkeit der mit diesem
Messsystem ermittelten Latenzen als eingeschränkt zu erachten. Die Messung der
VEMP wird vom Alter des Patienten, von der Art der Muskelkontraktion sowie von
der Reizapplikation (monaural oder binaural) beeinflusst. Bei Messungen im
klinischen Alltag mit dem untersuchten Messsystem sollte also auf die
Einhaltung der in dieser Arbeit beschriebenen Methode geachtet werden. Ein
Unterschied der VEMP bei Männern und Frauen fand sich nicht, so dass das
Geschlecht bei der Auswertung der Ergebnisse zu vernachlässigen ist. Bei
Patienten mit Neuropathia vestibularis bieten VEMP die Möglichkeit einer
zusätzlichen Information hinsichtlich der Schädigung des unteren
Vestibularnerven, während sie bei Patienten mit Schwindelbeschwerden unklarer
Genese bei der Diagnostik von Otolithenfunktionsstörungen zukünftig in der
klinischen Diagnostik eine wichtige Rolle spielen können.
de
dc.description.abstract
The vestibular organ is a part of the inner ear. Its receptor is formed by the
otolith organs, consisting of utricle and saccule, and the semicircular
canals. While the mechanoreceptors of the saccule respond to vertical
acceleration, the mechanoreceptors of the utricle serve the perception of
horizontal acceleration. The information is then forwarded to the central
vestibular structures in brainstem and cortex. Besides the medical history and
general investigation of coordination, the clinical investigation methods of
the peripheral vestibular system also include investigations of its various
sections. In recent years a selective test of the saccule was developed, based
on the recording of vestibular evoked myogenic potentials (VEMP) on the
sternocleidomastoid muscle. The origin of these potentials is a disynaptic
reflex arc, which originates in the receptor cells of the saccular macula of
the inner ear and ends at the motor neurons of the sternocleidomastoid muscle.
The acoustic stimulation of the saccular macula leads to microcontractions in
the sternocleidomastoid muscle, which can be recorded as electrical potentials
by surface electrodes on the muscle. These potentials show a typical biphasic
waveform, each with a single positive and negative peak, which are designated
according to their latencies as p13, n23, n33, p44 . The amplitudes of the
potentials depend on the tonic muscle tension, stimulus intensity and
frequency of the stimulus. The latencies are primarily dependant on the
stimulus chosen. Mainly the acoustic air-conducted click and toneburst stimuli
are of clinical relevance. In 2006 a non-commercial measuring system for the
study of VEMP was developed and implemented at the ENT Clinic of the Charité.
In the present study, the optimal stimulus and stimulus parameters for the
registration of VEMP for this measuring system were determined in healthy
volunteers and tested for their clinical applicability in two groups of
patients. The potentials were recorded in 40 healthy subjects with normal
hearing (20 men and 20 women) aged between 20 and 30 years according to
standardized test conditions with click stimuli and tonebursts of 500 Hz at
sound pressure levels of 120, 125 and 130 dB SPL for the right and left
testing side. Subsequently, the latencies of the potentials p13, n23, n33,
p44, and the amplitudes of the potential complexes p13-n23 and n33-p44 for
each stimulus and the factor Q, as a parameter for reproducibility, were
determined for each recording ipsilateral and contralateral by the measuring
system. The results were obtained using the software package SPSS 16.0 for
statistical analysis. The results showed that tonebursts are superior to click
stimuli in terms of releasability and amplitude level. It was shown that
tonebursts have longer latencies compared to click stimuli and that there was
an increase in latency with increasing volume levels for tone bursts. The tone
burst of 130 dB was found as an optimal stimulus for the registration of VEMP
in this study. With this stimulus, VEMP testing was performed in 23 patients
with vestibular neuritis and 29 patients with dizzines of unknown origin from
the dizziness ambulance of the Charité Berlin VEMP. In 17,4% of patients with
vestibular neuritis an ipsilateral pathological VEMP could be detected when
there was an ipsilateral hyposensitivity in the caloric test, suggesting an
involvement of the inferior vestibular nerve. In patients with dizziness of
unknown origin in 13,8% on the left and 10,3% on the right recording side a
VEMP also couldn´t be evoked compared with the contralateral side, which
indicated a pathology in the saccule, respectively in the inferior vestibular
nerve of the respective side. For the measuring system developed at the
Charité tonebursts show themselves superior to click stimuli. However, it is
unclear how the effects of the two stimuli on the vestibular afferents differ.
Due to insufficient results of various studies on the situation concerning
latencies of the potentials and ambiguous results of this study, the results
obtained by the measuring system developed at the Charité concerning the
latencies are restricted. The recording of VEMP is influenced by the patient's
age, the method of muscle contraction as well as by the method of stimulus
application (monaural or binaural). For recordings in clinical practice with
the tested measuring system, the methods described in this study should be
applied. There was no difference of VEMP parameters comparing results of male
and female subjects, so gender can be neglected in the evaluation of the
results. In patients with vestibular neuritis, VEMP offer the possibility of
additional information regarding damage to the inferior vestibular nerve. In
patients with dizziness of unknown origin they could play an important role in
the clinical diagnosis of otolith dysfunction.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
vestibular evoked myogenic potentials
dc.subject
vestibular neuritis
dc.subject
inferior vestibular nerve
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Reizparameterabschätzung vestibulär evozierter Myopotenziale
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr.-Ing. A. H. Clarke
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. T. Lempert
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. D. Mrowinski
dc.date.accepted
2012-09-07
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000038144-4
dc.title.translated
Evaluating stimulus parameters of vestibular evoked myogenic potentials
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000038144
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000011741
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open access