Einleitung: Die Verbesserung der Zahngesundheit und Reduktion von Karies zählt laut WHO zu den größten Herausforderungen, die im Bereich Public Health zu bestreiten sind. In Deutschland konnte die Zahngesundheit der Kinder- und Jugendlichen durch die Einführung von Fluoriden in den letzten 30 Jahren deutlich verbessert werden. Jedoch profitieren nicht alle Altersgruppen gleichermaßen von der positiven Entwicklung. Insbesondere im Klein- und Schulkindalter sind die Entwicklungen noch nicht befriedigend. Bevölkerungsrepräsentative Studien, welche sich insbesondere mit der Fluoridausscheidung im Säuglings- und Kleinkindalter beschäftigen, hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Zielstellung: Ziel der Arbeit war es, die durchschnittliche Fluoridexposition der Kinder- und Jugendlichen anhand einer für die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland repräsentativen Studie zu veranschlagen. Mögliche Einflussfaktoren auf die Fluoridausscheidung im Urin sollten herausgearbeitet und diskutiert werden. Weiterhin sollte überprüft werden, ob die aktuellen Empfehlungen weiterhin Bestand haben. Material und Methoden: Anhand der Daten des Kinder- und Jugendsurveys (KiGGS) des Robert Koch-Institutes, welche von 2003-2006 erhoben wurden, und den in der Studie gewonnen Urinproben wurde der Fluoridgehalt im Urin im Labor des Robert Koch- Institutes potentiometrisch gemessen und die individuelle Fluoridausscheidung für 4.921 Probanden zwischen 0-6 Jahren bezogen auf den Kreatiningehalt im Urin und das Körpergewicht berechnet. Mit Hilfe statistischer Methoden konnten Einflussfaktoren auf die Fluoridausscheidung der Probanden, wie sozidemografische Faktoren, Ernährung, Zahnpflegegewohnheiten und Supplemente analysiert werden. Ergebnisse: Es zeigte sich, dass Mädchen etwas höhere Werte der Fluoridausscheidung aufwiesen als Jungen, Säuglinge und Kleinkinder hatten die niedrigsten Fluoridwerte, insbesondere, wenn sie voll gestillt waren. Probanden aus dem Osten wiesen etwas höhere Fluoridwerte auf, die Größe der Gemeinde bzw. Stadt aus der die Probanden stammten, spielte jedoch keine Rolle. Es ergab sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied der Fluoridausscheidung zwischen Migranten und Nicht-Migranten, obwohl diese sehr unterschiedlich in Ihrem Verhalten agieren. Der Sozialstatus hingegen beeinflusste die individuelle Fluoridausscheidung, so waren die höchsten Werte bei den Probanden der mittleren sozialen Schicht und die niedrigsten Werte sowohl in der hohen als auch der niedrigen sozialen Schicht zu finden. Bei der systemischen Prophylaxe fanden sich die höchsten Werte der individuellen Fluoridausscheidung (μg/d) bei den Probanden, welche reine Fluoridpräparate erhielten. Wenn die Fluoridausscheidung beim Kombinationspräparat am niedrigsten war, so erklärt sich dies wohl durch eine überdurchschnittliche Retention bei den schnell wachsenden Säuglingen, die diese Kombination erhalten. Auch aus der regelmäßigen und langfristigen systemischen Prophylaxe resultierten höhere Werte der Fluoridausscheidung. Weitere Aspekte, bei denen sich eher höhere Werte der individuellen Fluoridausscheidung fanden, sind durch die Zahnpflegewohnheiten erklärbar: so fanden sich höhere Werte bei den Probanden, welche Zahnpasta mit Fluorid benutzten und zweimal täglich die Zähne putzten. Regelmäßige Zahnarztkontrollen waren ebenso mit erhöhten Fluoridwerten verbunden, jedoch auch Probanden, die besonders selten zum Zahnarzt gingen, wiesen hohe Fluoridwerte auf. Ernährungsrelevante Einflussfaktoren, bei denen eine höhere Fluoridausscheidung resultierte, waren die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz bei den über 3-jährigen, sowie der Konsum von schwarzem oder grünem Tee. Ein Effekt auf die Fluoridausscheidung durch Mineralwasser ergab sich erst beim Verzehr von größeren Mengen. Probanden, die ohne Fleisch und Fisch ernährt wurden, zeigten niedrigere Werte der Fluoridausscheidung. Auch hier ist davon auszugehen, dass es sich um die jüngeren Probanden handelt. Es fielen ca. 6% Ausreißer mit extrem hohen Werten auf, welche in einzelnen Aspekten aus der Betrachtung herausgenommen wurden. In den multiplen linearen Regressionsmodellen erwiesen sich die folgenden Einflussgrößen für die individuelle Fluoridausscheidung als statistisch signifikant: Alter, Region, Konsum von Tee und Wasser, fluoridiertes Speisesalz, Fluoridsupplemente (Tabletten), Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta und Zahnputzhäufigkeit. Das Modell hat insgesamt aber keine große Power, weil die Fluoridkonzentration im Spoturin eine ungenaue Methode für die Veranschlagung der Fluoridexposition ist. Wenn die Einflussfaktoren dennoch statistisch signifikant sind, muss der einzelne Effekt relativ stark sein. Insgesamt dürfte die Population der Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren unter den derzeitigen Prophylaxebedingungen eher noch wenig Fluorid zugeführt bekommen. Die Vorgehensweise (Spoturin) erlaubt es leider nicht zu veranschlagen, welcher Anteil der Kinder zuviel Fluorid erhält. Schlussfolgerungen: Die individuelle Fluoridausscheidung ist von vielen Einflüssen und Faktoren, insbesondere des Verhaltens, abhängig. Säuglinge weisen sehr niedrige Werte der Fluoridausscheidung auf. Für Kleinkinder waren ernährungsbedingte Faktoren sowie die Zahnpflegeprodukte als Einflussfaktoren der Fluoridausscheidung von Bedeutung, hier sollte eine genaue Fluoridanamnese erfolgen um eine Überdosierung zu vermeiden. Bei den 3-jährigen Probanden hatten die Zahnpflegegewohnheiten einen Einfluss auf die Fluoridausscheidung. Das häufige Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta ist eine relevante Fluoridquelle. Mittel der systemischen Prophylaxe spielen bei den über 3-jährigen eher eine untergeordnete Rolle. Insgesamt werden eher höhere Werte in bestimmten soziodemografischen Zusammenhängen durch das Verhalten beeinflusst. Abschließend konnte die Fluoridausscheidung aber nur durch einen geringen Teil der Variablen erklärt werden. In dieser Arbeit wurde die gemeinhin akzeptierte täglich empfohlen Aufnahme von 0,05-0,07 mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht mit durchschnittlich 0,035 mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag nicht erreicht.
Background: The use of fluorides is an established method to prevent dental caries. However it is important to supervise the fluoride intake. Low fluoride intake increases the risk of dental caries, again excessive fluoride intake causes dental fluorosis. Aims: The aim of the present work was to determine the fluoride exposure of german children aged 0-6 years in Germany and to detect influencing effects on the fluoride excretion like sociodemographic factors, nutrition, supplements and customs of dental care. Materials and methods: 4.921 spot-urine samples collected from 2003 to 2006 were examined. Using a potentiometric method we determined the level of fluoride and creatinine and calculated the individual fluoride excretion referring to the creatinine level in the urine. Statistical analyses were used to find correlations and to determine influencing factors on the individual fluoride excretion. Results: We found significant higher fluoride excretion in females, in age group 3-6 years, in children from the eastern part of Germany (including Berlin) and in children with middle social state. We also found higher fluorid levels in the urine of children taking a fluoride supplement, especially if they were taken regularly. Considering nutrition we found the lowest fluoride levels in breastfed infants and the highest levels in children consuming black tea, more than 500 ml of mineral water or soft drinks per day, using fluoridated salt and if they were consuming fish and meat. Looking at customs of dental care we found a higher fluoride excretion in children using toothpaste containing fluoride, especially in the age group 0-2 years. We also found a higher fluoride excretion in children who brushed their teeth twice ore more than twice a day and went often (once in three months) or rarely (less than once a year) to consult a dentist. Using two linear regression models we found that the sociodemographic effects on the fluoride excretion became less definite when the factors of personal behaviour like nutrition, customs of dental care and use of supplement were considered at the same time. Younger children had a lower fluoride excretion but we found higher levels when children from 0-12 months consumed black tea or mineral water. We also could determine higher fluoride levels in older children consuming mineral water, using fluoridated toothpaste regularly and when fluoride supplements were given. There was no difference found in fluoride excretion regarding social status, region, migrant status, consumption of mineral water and fluoridated salt. Discussion: In the recent literature a level of 0,05-0,07 mg fluoride/kg body weight/day is accepted as the optimum level of daily fluoride intake. We found that the level of fluoride excretion is highly dependent on the customs of dental care, especially the use of fluoridated toothpaste, regular use of fluoride supplements and consumption of mineral water and black tea. We found an average fluoride intake level of 0,035 mg fluoride/kg body weight/day for the age group 0-6 years. In total we can assume that the daily average fluoride intake in this study would not excess the recommended optimum level, but a precise recording of fluoride intake is important in every individual case to prevent the risk of dental fluorosis.