Bei der Katze sind bisher nur wenige Altersveränderungen des Auges beschrieben. Die Abgrenzung von Altersveränderungen und altersbedingten Erkrankungen stellt so in der Praxis eine Herausforderung dar. Die vorliegende Studie geht davon aus, dass die ophthalmologische Untersuchung selbstverständlicher Bestandteil einer geriatrischen Vorsorgeuntersuchung bei der Katze sein sollte. Ziel war es, den Alterseinfluss auf okuläre Befunde zu untersuchen und Normalwerte hinsichtlich des Augeninnendrucks und des Schirmer Tränentests bei der älteren Katze zu ermitteln. In der vorliegenden Studie wurden 209 Katzen im Alter von 9-24 Jahren in einem Zeitraum von 28 Monaten in der Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin untersucht. Eine systemische Erkrankung war kein Ausschlusskriterium. Es wurde eine Allgemeinuntersuchung und eine Blutdruckmessung mittels Doppler durchgeführt. Die Augenuntersuchung beinhaltete die Spaltlampenbiomikroskopie, Tonometrie, Ophthalmoskopie und den Schirmer Tränentest. Die häufigste okuläre Ursache einer Visuseinschränkung waren Ödeme, Blutungen und/oder Ablösungen der Retina, gefolgt vom Glaukom. Tiere ohne hypertensive Veränderungen zeigten einen mittleren systolischen Blutdruck von 153,9 ± 29,3 mmHg. Im Gegensatz zu anderen Studien konnte kein signifikanter Einfluss des Alters auf den Blutdruck nachgewiesen werden, jedoch zeigten jüngere Tiere ohne hypertensive Veränderungen höhere Maximalwerte des systolischen Blutdrucks als ältere Tiere. Gleichzeitig konnte ein signifikanter Alterseinfluss auf die Entwicklung attenuierter Fundusgefäße ermittelt werden. 50 % der Tiere mit Retinablutungen und/oder -ödemen zeigten einen systolischen Blutdruck ≤ 160mmHg. Altersbedingte Veränderungen von Fundusgefäßen könnten zu einer geringeren Widerstandsfähigkeit gegenüber einem erhöhten systolischen Blutdruck führen. Ebenso sollte die Diagnose einer hypertensiven Choroidopathie/hypertensiven Retinopathie auch bei einem systolischen Blutdruck ≤ 160 mmHg in Betracht gezogen werden. Dies ist die erste Studie, die den Augeninnendruck bei älteren Katzen mittels Tonovet® ermittelt. Der mittlere Augeninnendruck bei Katzen ohne Veränderungen der Kornea und ohne Anzeichen eines Glaukoms oder einer Uveitis lag bei 16,2 ± 5,2 mmHg. Es konnte kein signifikanter Alterseinfluss auf den Augeninnendruck nachgewiesen werden. 17 Katzen zeigten einen IOP ≥ 25 mmHg, davon 14 Tiere ohne Visuseinschränkung. Bei 7 dieser 17 Tiere war der Druckunterschied zwischen beiden Augen > 5 mmHg. Der Augeninnendruck wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Bei der Katze zeigen sich okuläre Veränderungen infolge eines Glaukoms spät und subtiler als beim Hund. Derzeit wird die Prävalenz des felinen Glaukoms möglicherweise noch Zusammenfassung unterschätzt. Eine regelmäßige Tonometrie erscheint im Rahmen einer geriatrischen Vorsorge sinnvoll. Der Schirmer Tränentest lag bei 15,6 ± 5,1 mm/Minute. Es konnte ein signifikanter Alterseinfluss auf mittels Schirmer Tränentest ermittelte Tränenproduktion nachgewiesen werden. Die vorliegenden Ergebnisse reichen jedoch nicht aus, um die geringe Neigung der Katze zur Entwicklung eines altersbedingten trockenen Auges zu erklären. Hier sind weitere Untersuchungen notwendig. Es wurde kein signifikanter Alterseinfluss auf die Entwicklung von Irispigmentveränderungen, lineare Trübungen im Bereich des posterioren Linsenkortex und die peripapilläre Hyperreflexie (Halo) ermittelt. Diese bisher als normale Altersveränderungen geltenden Befunde sollten kritisch beobachtet werden. In der Studie konnte gezeigt werden, dass Visuseinschränkungen keine normalen Altersveränderungen bei der Katze sind. Insgesamt zeigt die Katze vor allem im vorderen Augenabschnitt nur wenige in der ophthalmologischen Untersuchung erkennbare altersbedingte Veränderungen. Gleichzeitig werden visusbedrohende Erkrankungen wie die hypertensive Choroidopathie/hypertensive Retinopathie und das Glaukom oftmals nicht früh genug erkannt, um einen Visusverlust zu verhindern. Eine regelmäßige Augenuntersuchung im Rahmen einer geriatrischen Vorsorge könnte dem vorbeugen. Die in der vorliegenden Studie ermittelten Normalwerte und Beobachtungen können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
Information about age-related changes of the feline eye is scarce. Therefore, the classification of age-related changes and age-related disease is a challenge in veterinary practice. This study assumes that an ophthalmologic examination should be part of a routine preventive geriatric examination in the feline patient. Its aim was to examine the influence of the ageing process on ocular structures and to evaluate normal findings on IOP and STT measurements in the older cat. 209 cats (aged 9-24 years) were examined across 28 months in the Small Animal Clinic of Freie Universität Berlin. Systemic disease was no criterion for exclusion. A physical examination was performed and systolic blood pressure was measured using the Doppler ultrasonic technique. The eye examination included slit lamp biomicroscopy, tonometry, ophthalmoscopy and Schirmer tear test. The most common ocular cause of vision impairment were retinal edema, retinal hemorrhage and/or retinal detachment followed by glaucoma. The mean systolic blood pressure in animals without hypertensive changes was 153.9 ± 29.3 mmHg. In contrast to other studies, age had no significant influence on the measurements of systolic blood pressure (SBP). However younger animals without hypertensive changes showed higher maximum SBP values than older animals. Age also had a significant influence on the occurrence of attenuated fundus vessels. In 50 per cent of cats with retinal hemorrhage or retinal edema, SBP was ≤ 160 mmHg. Age related changes of the fundus vessels could result in reduced resilience against increased systolic blood pressure. The diagnosis of hypertensive choroidopathy/hypertensive retinopathy should also be considered in animals with an SBP ≤ 160 mmHg. This is the first study that evaluates the intraocular pressure (IOP) in older cats using the Tonovet®. The mean IOP in cats without corneal changes and without signs of glaucoma or uveitis was 16.2 ± 5.2 mmHg. Age had no apparent influence on IOP. In 17 cats the IOP was ≥ 25 mmHg. 14 of these animals showed no vision impairment. In 7 of these 17 animals, the IOP difference between both eyes was > 5 mmHg. IOP is influenced by multiple factors. Ocular changes in the cat are more subtle than in dogs and may not be detected as early. Currently the prevalence of feline glaucoma is likely underestimated. Therefore, routine tonometry ought to be considered as part of preventive geriatric examinations. The mean Schirmer tear test was 15.6 ± 5.1 mm/minute. There was significant evidence of age-dependent influence on tear production based on Schirmer tear test measurements. However, the available results provide no explanation as to why the ageing cat does not tend to develop dry eye. Further research in this area is needed. This study did not find significant evidence that age influenced the occurrence of changes in iris pigmentation, linear opacities of the posterior lens cortex and peripapillary halo. Such findings are currently considered normal age-related changes and may have to be monitored more carefully. This study has shown that vision impairment is not normal in the ageing cat. There are only few age- related changes that are detectable in the ophthalmologic examination of the feline eye, especially in the anterior segment. However, vision-impairing ocular disease, like hypertensive choroidopathy/hypertensive retinopathy or glaucoma, is often detected too late to prevent vision loss. A routine eye examination within the scope of preventive geriatric care could prevent such oversight and the measurements and observations of this study may provide an important contribution to its implementation.