Lebererkrankungen kommen beim Vogel häufig vor, werden aber oft sehr spät erkannt. Besondere Bedeutung kommt hier der Amyloidose zu, da diese beim Vogel meist nur post mortem diagnostiziert wird. Ziel dieser Arbeit war der Vergleich bildgebender Verfahren zur in-vivo-Diagnostik von Lebererkrankungen unter besonderer Berücksichtigung der Leberamyloidose beim Vogel am Beispiel verschiedener Falkenarten. Es wurden 64 Falken unterschiedlicher Arten eines Zuchtbestandes untersucht. Jeder Falke wurde zuerst einer allgemeinen Untersuchung unterzogen, gefolgt von den speziellen Untersuchungen: Blutchemie, Hämatologie, Röntgen, Computertomographie (nativ sowie mit Kontrastmittel), Sonographie mit erster Leberbiopsie, Endoskopie mit zweiter Leberbiopsie und histopathologische Untersuchungen der Bioptate. Die Leberproben von fünf Falken (7,8 %) waren ohne pathologische Befunde. Die Lebergewebeproben der restlichen untersuchten Tiere (92,2 %) wiesen einen bis mehrere Einzelbefunde auf. Häufige histopathologische Befunde waren vor allem Nekrose (59,4 %), Hepatitis (50,0 %) sowie Degeneration (43,8 %). Bei drei Falken (4,7 %) konnte eine hochgradige, bei zwei weiteren Falken (3,1 %) eine mittelgradige Leberamyloidose nachgewiesen werden. Die Falken mit hochgradiger Amyloidose wiesen zugleich jeweils eine hochgradige Nekrose auf. In Röntgenbildern mit ventrodorsalem Strahlengang konnten anhand der Bildung eines Verhältnisses aus den Parametern maximal gemessene Leberbreite und Sternumlänge (Rö-Leber-max/Sternum-Ratio) spezies- und körpergrößen- unabhängige Richtwerte für Lebergrößen von Falken ermittelt werden. Falken mit Rö-Leber-max/Sternum-Ratios zwischen 0,286 und 0,532 (einfache Standardabweichung) konnten als unauffällig bezüglich ihrer röntgenologisch ermittelten maximalen Leberbreite eingestuft werden. Durch eine hochgradige Leberamyloidose kam es zu einer signifikanten Zunahme der maximalen Leberbreite (p < 0,05). In der computertomographischen Untersuchung erwies sich die Messung der laterolateralen Leberausdehnung im axialen CT-Bild als aussagekräftigste Messung sowie als einheitlich und exakt durchführbar. Auch für die CT-Untersuchungen wurden Verhältnisse aus der laterolateralen Leberbreite (CT-Leber-axial-ll) und den röntgenologisch erfassten Sternumlängen ermittelt. Nahezu identisch zu den konventionellen Röntgenergebnissen konnten Falken mit CT-Leber-axial-ll/Sternum-Ratios zwischen 0,282 und 0,532 (einfache Standardabweichung) als unauffällig bezüglich ihrer computertomographisch ermittelten maximalen Leberbreite eingestuft werden. Analog zu den röntgenologischen Messungen konnte auch für die CT-Messungen eine statistisch signifikante Größenzunahme der Lebern bei zugrunde liegender Amyloidose nachgewiesen werden (p < 0,005), jedoch nicht für andere Lebererkrankungen in dieser Arbeit. Neben dem Röntgen und der CT zeigte auch die in der endoskopischen Untersuchung vorgenommene subjektive Größeneinschätzung der Leber einen signifikanten Zusammenhang zwischen Lebervergrößerung und zugrunde liegender hochgradiger Leberamyloidose (p = 0,001). Im Vergleich der Größenmessungen bei den röntgenologischen, computertomographischen sowie endoskopischen Untersuchungen fällt auf, dass zwischen diesen Verfahren eine hoch signifikante Korrelation besteht (p < 0,001). Bei der Dichtemessung im CT-Bild konnte in dieser Arbeit jeweils ein signifikantes Absinken der nativen Leberdichte durch zugrunde liegende hochgradige Amyloidose (p < 0,05) und hochgradige Nekrose (p < 0,005) nachgewiesen werden. Unter Ausschluss dieser beiden Erkrankungen ergaben sich Richtwerte (einfache Standardabweichung) für die native Leberdichte von 52,14 – 75,98 HU im rechten Leberlappen sowie 54,75 – 80,08 HU im linken Leberlappen. Auf das Kontrastmittelverhalten hatte keine der histopathologischen Leberdiagnosen einen statistisch signifikanten Einfluss. In der blutchemischen Untersuchung zeigte sich die ALT-Konzentration aufgrund ihrer Korrelation mit histopathologisch diagnostizierter Amyloidose (r = 0,418, p = 0,001) als sensibler, aber wenig spezifischer Parameter für das Vorhandensein einer Amyloidose. Bei einer diagnostizierten hochgradigen Leberdegeneration konnten signifikant erhöhte Gallensäuren- sowie LDH- Konzentrationen im Blut gemessen werden (jeweils p < 0,05). Andere Parameter wie AST oder GLDH erwiesen sich für die hier untersuchten Falken als nicht geeignet zur Diagnostik der in dieser Arbeit festgestellten Lebererkrankungen. Die hämatologische Untersuchung zeigte eine durch die Amyloidose bedingte Abnahme des Hämatokrits und der Lymphozyten, während die Gesamtzahl der Leukozyten sowie die Anteile an heterophilen Granulozyten im Differenzialblutbild zunahmen. Zu einer Erhöhung der Gesamtleukoztenzahl kam es auch durch hochgradige Nekrose (p < 0,005) sowie hochgradiger Degeneration (p < 0,001). Aus einem Teil der durch die Amyloidose beeinflussten Parameter wurde ein Amyloidose-Score entwickelt, der sich in dieser Arbeit als sehr sensitiv und spezifisch zur Identifizierung der Falken mit einer hochgradigen Amyloidose erwies. Dieser Amyloidose-Score, gebildet aus Rö-Leber-max/Sternum- Ratio, dem inversen Hämatokrit, der ALT-Konzentration sowie der Gesamtleukozytenzahl, war bei den hochgradigen Amyloidosefällen (Score = 176,1 ± 68,9) etwa 6,5-fach gegenüber der mittelgradigen Amyloidose (Score = 27,3 ± 18,8) und etwa 8-fach gegenüber Fällen ohne Amyloidose (Score = 22,4 ± 14,0) erhöht. Dadurch könnten in der Praxis mit Hilfe routinemäßig angewandter diagnostischer Hilfsmittel erste Hinweise auf eine hochgradige Amyloidose gesammelt und eine in dieser Arbeit als unumgängliches Diagnostikum nachgewiesene histopathologische Untersuchung eingeleitet werden.
Liver diseases in birds are very common but diagnosed rather lately. Especially amyloidosis is most often diagnosed post mortem in birds. The objective of this study was the comparison of different imaging techniques for the in vivo diagnosis of avian liver diseases in special consideration of amyloidosis for different species of falcons. Sixty-four falcons of one breeding stock were examined. First, each falcon underwent a general physical examination followed by special medical procedures: blood chemistry, haematology, radiography, computed tomography (native as well as with radiopaque material), ultrasonography with first biopsy, endoscopy with second biopsy and histopathology of the biopsies. The liver biopsy specimens of five falcons (7.8 %) were without any pathological alteration. The histopathological examination of the remaining birds (92.2 %) showed one or multiple diagnosis. The most common histopathological diagnosis was necrosis (59.4 %) followed by hepatitis (50.0 %) and degeneration (43.8 %). For three falcons a high-grade and for two more falcons a middle-grade amyloidosis was diagnosed. The falcons with the high-grade amyloidosis revealed additionally a high-grade necrosis. In ventro-dorsal x-ray images a ratio of the parameters “maximal liver extension” (Rö-Leber-max) and “sternum length” was calculated. With this ratio (Rö-Leber-max/Sternum-Ratio) a species and body-size independent standard value of relative liver size in falcons was determined. Falcons exhibiting a Rö-Leber/Sternum-Ratio between 0.286 and 0.532 (onefold standard deviation) can be classified inconspicuous regarding their radiological maximum liver width. The diagnosis of a high-grade amyloidosis led to a statistically significant increase in the “maximum liver width” (p < 0.05). In this study, other liver diseases did not affect the “maximum liver width”. The latero-lateral liver extension in the axial image of the computed tomography revealed the most convincing and reliable measure of the liver width. Comparable to the radiography a ratio of the “latero-lateral liver width” (CT-Leber-axial-ll) and the x-ray measured “sternum length” was calculated. Almost identical to the conventional radiographical results falcons exhibiting a CT-Leber-axial-ll/Sternum-Ratio between 0.282 and 0.532 (onefold standard deviation) can be classified inconspicuous regarding their tomographical maximum liver width. In analogy to the conventional radiography a statistically significant increase in the “maximum liver width” (p < 0.05) in falcons with a high-grade amyloidosis was detected. Besides the conventional radiography and computed tomography the estimated liver size assessed by endoscopy is highly related to histopathological diagnosis of amyloidosis (p = 0.001). The results from the liver extension measurements by conventional radiography and computed tomography as well as the estimated liver size assessed by endoscopy highly correlated with each other (p < 0.001). The native liver density determined by computed tomography revealed a significant reduction in the birds with high-grade amyloidosis (p < 0.05) and birds with high-grade necrosis (p < 0.05). Excluding these cases values for estimation of the native liver density were calculated for the right lobe of the liver (52.14 – 75.98 HU) and the left lobe of the liver (54.75 – 80.08 HU). The different histopathological diagnoses had no influence on the liver density acquired by computed tomography with radiopaque material. The ALT- concentration in the plasma evaluated by blood chemistry analysis highly correlated with the histopathological diagnosed amyloidosis (r = 0.418, p = 0.001). The ALT-level therefore is a very sensitive but not specific indicator for amyloidosis. In cases of high-grade liver degeneration, elevated bile acids as well as LDH-concentration were detected (p < 0.05). Other parameters like AST or GLDH were incapable of being used as diagnostic tools for liver diseases investigated in this study. The haematological analysis revealed that falcons with amyloidosis exhibited a decreased number of lymphocytes and a lower haematocrit accompanied by an increase in total number of leukocytes and the proportion of heterophiles. Other liver diseases including high-grade necrosis (p < 0.005) as well as high-grade degeneration (p < 0.001) led to an increase in total number of leukocytes. Out of a number of parameters, which were significantly influenced by amyloidosis, a score was established that was very sensitive and specific for the identification of falcons with high-grade amyloidosis in this study. This “amyloidosis-score”, calculated of Rö-Leber- max/Sternum-Ratio, inverse haematocrit, ALT-level and total number of leukocytes presented in case of high-grade amyloidosis (Score = 176.1 ± 68.9) an approximately 6.5-fold higher value compared to middle-grade amyloidosis (Score = 27.3 ± 18.8) and about 8.0-fold higher level compared to falcons without amloidosis (Score = 22.4 ± 14.0). In the daily routine of an average praxis using standard diagnostic tools, this “amyloidosis-score” could supply first evidence for high-grade amloidosis inducing the inevitable histopathological analysis.