dc.contributor.author
Bierbrauer, Jeffrey
dc.date.accessioned
2018-06-07T19:02:17Z
dc.date.available
2010-11-05T09:37:40.213Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/5690
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-9889
dc.description.abstract
Hintergrund: Rauchen stellt das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer
Zeit dar. Seit längerem weiß man, dass aktives und passives Zigarettenrauchen
kanzerogen wirken kann und neben kardiovaskulären und pulmonalen Erkrankungen
zahlreiche weitere Organsysteme beeinflussen oder schädigen kann. Im Vergleich
dazu ist die Evidenzlage der mit Rauchen bzw. Nikotinabusus assoziierten
zerebralen Effekte oder Defizite eher gering, es wird jedoch mehrfach
beschrieben, dass Raucher gegenüber Nikotin-naiven Nichtrauchern kognitive und
elektrophysiologische Defizite zeigen, die zum Teil auch für Exraucher nach
jahrelanger Abstinenz nachgewiesen werden konnten. Zudem beschreiben zerebrale
Bildgebungsstudien in vivo funktionelle, strukturelle und metabolische
Alterationen bei Rauchern, teilweise auch bei Exrauchern. Insbesondere
strukturelle Defizite, beispielsweise als Volumen- oder Dichtedefizite
verschiedener Areale kortikaler und subkortikaler grauer Substanz, wie sie
wiederholt mittels Voxel-basierter Morphometrie bei Rauchern nachgewiesen
werden konnten, sowie tierexperimentelle Untersuchungen fötaler und
adoleszenter Ratten, welche ausgeprägte neurotoxische Nikotineffekte
beschreiben, suggerieren eine mit dem Zigarettenrauchen assoziierte schädliche
Wirkung gegenüber bestimmten Hirnarealen. Methoden: Die Magnetresonanz-
Spektroskopie (MRS) ermöglicht aufgrund ihrer Noninvasivität zerebrale
Gewebsuntersuchungen in vivo und mittels Quantifizierung detektierbarer
Metabolite Interpretationen bezüglich der Zusammensetzung eines
Untersuchungsvolumens (VOI). N-Acetylaspartat (NAA) beispielsweise wird häufig
als neuronaler Marker interpretiert. Als robustere Metabolite der bei 3,0
Tesla mittels Einzelvolumen-1H-MRS im PRESSModus gemessenen Spektren wurden
Creatin (Cre), N-Acetylaspartat (NAA), Gesamtcholin (tCho) und myo-Inositol
(mIns) quantifiziert. Definiert wurden drei Untersuchungsvolumina - der
anteriore cinguläre Kortex (ACC), der posteriore cinguläre Kortex (PCC) sowie
die rechtsfrontale weiße Substanz (RFWM). Untersucht wurden gesunde Raucher (n
= 11) und „Nieraucher“ (Nichtraucher, welche in ihrem Leben maximal 5
Zigaretten geraucht haben) (n= 22). Hypothesen: I. Haupthypothese: Aufgrund
der physiologisch relativ stabilen Konzentration des Creatins wird postuliert,
dass sich Raucher und Nieraucher bezüglich ihrer Creatin- Spiegel in keinem
der drei VOI signifikant unterscheiden. Trifft diese Hypothese zu, werden
Metabolitenquotienten der absoluten Konzentrationen von NAA, tCho und mIns mit
Cre gebildet, um potentiell bestehende, interindividuelle Unterschiede des
Liquorgehalts innerhalb der jeweiligen VOI zu berücksichtigen. II.
Haupthypothese: Kognitive, elektrophysiologische, funktionelle sowie
strukturelle Defizite von Rauchern deuten insbesondere auf Alterationen des
ACC hin, entsprechende Hinweise auf eine Beteiligung des PCC liegen derzeit
nicht vor, weshalb der PCC als Kontrollvolumen des ACC gewählt wurde, um ACC-
spezifische von globaleren kortikalen Defiziten differenzieren zu können. Da
neunzig Prozent der Raucher während ihrer Adoleszenz mit dem Rauchen beginnen
und Tierversuche während der fötalen und adoleszenten Entwicklung
neurotoxische Nikotineffekte beschreiben, wird hypothetisiert, dass sich
innerhalb des ACC signifikante Defizite für NAA/Cre finden, die sich innerhalb
des PCC als nicht signifikant oder weniger deutlich ausgeprägt erweisen. III.
Haupthypothese: Alkoholabhängige Raucher zeigten frontal gegenüber
alkoholabhängigen Nichtrauchern nach jeweils einwöchiger Alkoholabstinenz im
Querschnitt sowie im Längsschnitt signifikante NAA-Defizite der weißen
Substanz, gesunde Raucher und Nichtraucher unterschieden sich dort
diesbezüglich nicht signifikant. Daher wird hypothetisiert, dass sich gesunde
Raucher und Nieraucher unserer Studie in RFWM nicht signifikant hinsichtlich
ihrer NAA/Cre-Quotienten unterscheiden. Weitere Fragestellung: Sekundär sollen
tCho/Cre- und mIns/Cre-Quotienten zwischen beiden Gruppen explorativ
analysiert werden, wobei hyothetisiert wird, dass diese, sollten sich kortikal
entsprechende Defizite nachweisen lassen, im ACC deutlicher ausfallen als
innerhalb des PCC. Zudem sollen NAA/Cre-Quotienten innerhalb des ACC mit
Rauchervariablen (u.a. Packungsjahre) korreliert werden, weitere Korrelationen
werden für Metabolite analysiert, welche signifikante Rauchereffekte zeigen.
Ergebnisse: Anhand der durchgeführten Kovarianzanalyse (einfaktoriell, als
Faktor Raucherstatus, als unabhängige Variable der jeweilige
Metabolitenquotient, als Kovariablen Alter, Geschlecht und Alkoholkonsum)
lassen sich die folgenden Aussagen treffen: Analog zur I. Haupthypothese
unterscheiden sich Raucher und Nieraucher nicht signifikant bezüglich ihrer
Creatin-Spiegel (p ≥ 0,485). Entgegen der II. Haupthypothese unterscheiden
sich Raucher und Nieraucher im ACC nicht signifikant bezüglich ihrer NAA-/Cre-
Quotienten (p = 0,229). Für den PCC findet sich ebenfalls kein signifikanter
Unterschied (p = 0,994). Signifikante Korrelationen zwischen NAA/Cre und
Rauchervariablen ergeben sich nicht. Entsprechend der III. Haupthypothese
unterscheiden sich Raucher und Nieraucher nicht signifikant bezüglich ihrer
NAA/Cre-Quotienten in RFWM. Innerhalb des ACC zeigen Raucher gegenüber
Nierauchern signifikant niedrigere Metabolitenquotienten für tCho/Cre (p =
0,025), in der weißen Substanz rechtsfrontal (RFWM) signifikant höhere
Metabolitenquotienten für mIns/Cre (p = 0,010). Analog zur II. Haupthypothese
zeigt sich innerhalb des PCC kein signifikanter Rauchereffekt für tCho/Cre (p
= 0,881). Die Korrektur nach Bonferroni führt für tCho/Cre im ACC zum
Signifikanzverlust (p = 0,225), für mIns/Cre in RFWM bleibt ein statistischer
Trend bestehen (p = 0,090). Korrelationen mit Rauchervariablen lassen sich
weder für tCho/Cre im ACC, noch für mIns/Cre in RFWM nachweisen. Diskussion:
I. Haupthypothese: Wie hypothetisiert unterscheiden sich Raucher und
Nieraucher nicht signifikant bezüglich ihrer Creatin-Spiegel, so dass
Quotienten für NAA, tCho und mIns mit Cre gebildet werden können. II.
Haupthypothese: Dass sich entgegen der II. Haupthypothese keine NAA-Defizite
nachweisen lassen, könnte einerseits durch schwächere Effektstärken bei einer
eher geringen Fallzahl bedingt sein, sich andererseits aber dadurch erklären,
dass sich die lokalen, neuronalen Schädigungsmuster bestimmter
Transmittersysteme im Tiermodell zwischen fötaler und adoleszenter
Nikotinexposition unterscheiden: Fötale Ratten zeigen in verschiedenen
Experimenten unter Nikotininfusion beispielsweise eine verminderte kortikale
Paroxetinbindung bei vermehrter Paroxetinbindung im Hirnstamm, was als
Schädigung kortikaler serotonerger Nervenendigungen bei reaktiver Aussprossung
ihrer Zellkörper innerhalb des Hirnstamms interpretiert wurde. Ein ähnliches
Schädigungsmuster findet sich bei adoleszenten Ratten unter Nikotininfusion,
diese zeigen innerhalb des Hirnstamms vergleichbare Veränderungen, kortikal
zeigt sich die Paroxetinbindung jedoch nicht vermindert, dafür aber in
Hippocampus und Striatum. Diese Beobachtung ist vereinbar mit einer aktuellen
MRS-Untersuchung, welche bei Rauchern innerhalb des Hippocampus NAA-Defizite
nachweisen konnte, nicht aber innerhalb des ACC, zumal der Großteil aller
Raucher während der Adoleszenz mit dem Rauchen beginnt. Interessanterweise
zeigen Raucher in unserer Studie signifikant niedrigere Werte für Gesamtcholin
innerhalb des ACC (p = 0,025), interpretierbar als verminderte zelluläre
Dichte bei unverändertem Neuronengehalt und möglicherweise verringertem
Gliagehalt dieses VOI. Allerdings führt die durchgeführte Korrektur nach
Bonferroni zum Signifikanzverlust dieses Effekts (p = 0,225), so dass diese
Interpretation spekulativ bleibt. Entsprechend der III. Haupthypothese
unterscheiden sich Raucher und Nieraucher nicht bezüglich ihrer NAA/Cre-
Quotienten in RFWM, Raucher zeigen dort jedoch signifikant erhöhte Werte für
mIns/Cre (p = 0,010), was ebenso auf gliale Veränderungen durch
Zigarettenrauchen hinweisen könnte, zumal mIns häufig als Astrozytenmarker
interpetiert wird. Jedoch bleibt auch diese Interpretation spekulativ, zumal
die Korrektur nach Bonferroni hier ebenfalls zum Signifikanzverlust führt,
wenn auch diesbezüglich ein statistischer Trend bestehen bleibt (p = 0,090).
Letztendlich handelt es sich bei den beschriebenen Beobachtungen um vorläufige
Ergebnisse. Sollte der beobachtete statistische Trend eines Rauchereffekts für
myo-Inositol in RFWM statistisch signifikant repliziert werden können, könnte
die Frage nach der Kausalität zwischen Nikotin-/Tabakrauchexposition und dem
beobachteten Rauchereffekt jedoch nur im Falle einer Längsschnittstudie
adressiert werden, da beobachtete Unterschiede bereits a priori vorhanden sein
können.
de
dc.description.abstract
BACKGROUND: Converging lines of evidence suggest cognitive,
electrophysiologic, functional, and structural alterations of specific brain
regions in smokers compared to neversmokers, notably the anterior cingulate
cortex (ACC). Some of these deficits were also detected in former smokers even
after several years of abstinence. Animal studies in fetal and adolescent
rodents imply neurotoxic effects of nicotine during brain development and
indicate a potential for developmental disruption or damage of distinct brain
regions, since ninety percent of smokers start their smoking habit during
adolescence. When performing this study, there was only one magnetic resonance
spectroscopic imaging (MRSI) study published comparing smokers to nonsmokers.
That study suggested that cigarette smoking exacerbates chronic alcohol-
induced brain damage, since N-acetylaspartate (NAA) deficits could only be
detected in smoking 1-week abstinent revocering alcoholics but neither in
nonsmoking 1-week abstinent recovering alcoholics nor in healthy smokers or
nonsmokers. METHODS: Absolute concentrations of total creatine (Cre),
N-acetylaspartate (NAA), total choline (tCho) and myo-inositol (mIns) were
measured in anterior cingulate cortex (ACC), posterior cingulate cortex (PCC)
and right frontal white matter (RFWM) in 11 healthy smokers and 22 healthy
never-smokers without any history of mental or physical disease or
abnormality. To control for potential differences of cerebrospinal fluid
content in voxels, ratios of absolute concentrations of NAA, tCho and mIns
were built with Cre. It was postulated that smokers would show NAA/Cre
deficits in ACC but not or to a smaller degree in PCC. For RFWM it was
hypothetisized that NAA/Cre levels would not differ significantly between
smokers and never-smokers. RESULTS: Analysis of covariance (ANCOVA) showed
that absolute concentrations of Cre did not differ significantly between
smokers and never-smokers in any of the three volumes of interest (VOI) (p ≥
0.485). As hypothesized, NAA/Cre levels of smokers and never-smokers did not
differ significantly in PCC (p = 0.994) or RFWM (p = 0.563). However, NAA/Cre
levels in ACC showed no significant difference between smokers and never-
smokers, either (p = 0.229). Post-hoc analysis of secondary parameters showed
significant smoking effects for tCho/Cre in gray matter of ACC (p = 0.025) and
mIns/Cre in white matter (RFWM) (p=0.010). After all, neither significance
level survived Bonferroni correction (p = 0.225 for tCho/Cre in ACC; p = 0.090
for mIns/Cre in RFWM), despite a persisting statistical trend towards a
smoking effect for mIns/Cre in RFWM (p ≤ 0.100). CONCLUSIONS: A possible
reason for not being able to detect significant NAA/Cre differences in smokers
and never-smokers in the ACC may either lie in the rather small study
population or in pattern differences of neurotoxicity of fetal and adolescent
nicotine exposure in animal models: fetal nicotine exposure in rodents points
to neuronal damage in midbrain and neocortex while adolescent nicotine
exposure in rodents points to neuronal damage in midbrain, hippocampus, and
striatum but not in neocortex. This is in line with a recently published MRS
study describing NAA deficits in hippocampus but not in ACC. However, the
observed statistical trend towards a smoking effect of mIns/Cre in RFWM may
suggest glial alteration (p = 0.090 after Bonferroni correction), since
NAA/Cre as a potential neuronal marker is not significantly affected and
recent imaging studies describe regional alteration of fractional anisotropy
(FA) or white matter volume in smokers, while animal experiments of neonatal
rat optic nerves describe an irreversible nicotinic receptor dependent
conduction block, histologically characterized by profound glial alterations
with intact axonal structure. Interpreting the observed statistical trend for
mIns/Cre in RFWM as potential glial alteration of frontal white matter remains
speculative until this effect is replicated by other studies. Should other
groups be able to observe a similar smoking effect, an a priori nature of this
finding might still not be ruled out, although animal models point to a causal
relationship between nicotine exposure and neuronal and glial alteration.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
brain alteration
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Vergleich des zerebralen Metabolitenprofils zwischen gesunden Rauchern und
Nichtrauchern mittels der in vivo 1H-MRS bei 3,0 Tesla
dc.contributor.contact
jeffrey.bierbrauer@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. J. Gallinat
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. M. Bajbouj
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. D. Rujescu
dc.date.accepted
2010-11-19
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000019002-4
dc.title.translated
Comparison of smokers' and non-smokers' cerebral metabolite profiles obtained
by in vivo 1H-MRS at 3T"
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000019002
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