dc.contributor.author
Reinsch, Stefan
dc.date.accessioned
2018-06-07T19:01:48Z
dc.date.available
2013-10-09T08:39:05.566Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/5679
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-9878
dc.description.abstract
Das begrenzte Wissen von Behandlern über die praktischen Aspekte des Lebens
mit einer chronischen Krankheit ist eine der Barrieren zur Erreichung der
neuen Modelle der Arzt-Patienten-Beziehung wie Empowerment, Shared-Decision
Making oder Concordance (Bissel, 2004). Das Ziel meiner Arbeit ist es, dieses
Verständnis zu verbessern, indem die praktische Durchführung des Lebens von
Jugendlichen mit Cystischer Fibrose (CF), einer unheilbaren, progressiven
chronischen Erkrankung, untersucht wird. Ich frage, mit welchen Strategien
diese Jugendlichen therapeutische und Alltagspraxen zwischen zwei vollkommen
unterschiedlichen Praxisbezügen, Umständen und Logiken übersetzten: dem
Krankenhaus und der Alltagswelt. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den
Elementen der Strategien gegeben, die zu einer Stabilisierung der
therapeutischen Praxen außerhalb des Krankenhauses führen. Die Forschung zu
dieser Arbeit fand zwischen April 2007 und März 2008 statt. Ich nutzte
ethnographische Methoden, insbesondere Teilnehmende Beobachtung, narrative
Interviews und Fokusgruppendiskussionen. Fünfzehn Jugendliche des Christiane-
Herzog-Zentrums der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt
Pneumologie/Immunologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie ihre
Eltern, Freunde und Behandler nahmen an der Studie teil. Für die Analyse
nutzte ich die Akteurs-Netzwerk-Theorie und ihre neueren Reinterpretationen um
die wichtige Rolle der Technologie bei der Herstellung von spezifischen
Therapiepraxen zu beleuchten. Im ersten Teil der Ergebnisse adaptiere ich ein
Netzwerkmodell für genetische Krankheiten von Loscalzo et al. (2007) für CF
und erweitere es um die Elemente „Therapie“ und „Alltags- und Sozialleben“. Im
darauf folgenden Teil zeige ich mit Hilfe der Soziologie der Translation
(Callon, 1999), wie Verbindungen zwischen den Elementen und Ebenen des Modells
entstehen. Dazu frage ich, wie es dazu kommt, dass Jugendliche mit CF eine von
den Ärzten vorgeschlagene Therapie machen. Anhand der Geschichte eines jungen
Patienten beschreibe ich, wie ein CF-Netzwerk durch eine akute Lungeninfektion
instabil wird und durch Einbeziehen „therapeutischer“ Aktanten und
Verschiebung der Positionen innerhalb des Gefüges als „therapeutisches
Akteursnetzwerk“ wieder stabilisiert wird. Der Prozess der Konstruktion und
Stabilisierung dieses therapeutischen Akteursnetzwerkes wird daraufhin
analysiert, wie Verbindungen zwischen den Aktanten entstehen und wie
Positionen im Netzwerk verhandelt werden. Im dritten Teil der Ergebnisse wird
die Übersetzung eines solchen Akteursnetzwerks zwischen Krankenhaus und
Alltagswelt mit Hilfe von räumlichen Metaphern analysiert (Law & Mol, 2001).
Wenn man CF als etwas betrachtet, das in spezifischen, lokalen Praxen
hergestellt wird, zeigt sich, wie die Dichotomien von „Pathophysiologie von
CF“ – „Sozialleben mit CF“ oder „Krankenhaus“ – „Alltag“ durch lokale
Verschränkung von Praxen, Geräten und Biologie überbrückt werden. Für diesen
Prozess präge ich den Begriff „mukoviszidieren“. Darauf aufbauend entwickle
ich drei Idealtypen (Weber, 1988) des Mukovisziedieren und analysiere
spezifische Herausforderungen und Ressourcen für die Stabilisierung der
Idealtypen. Abschließend wird die Nutzbarmachung der Krankenrolle als eine
quer zu den Idealtypen liegende Strategie der moralischen Ökonomie (Daston,
1995) vorgestellt. Zuletzt diskutiere ich die stärken und spezifischen
Probleme der drei Idealtypen. Sie stellen jeweils eine Adaptierung an das
Leben mit chronischer Krankheit dar. Anstatt sie als Noncompliant zu
bezeichnen, sollten Behandler sie nutzen, um individuelle Strategien der
Unterstützung für ihre Patienten anzubieten. Die Grenzen des Konzepts der
Idealtypen für die Fragestellung der Arbeit werden im Hinblick auf
Generalisierbarkeit und Übertragbarkeit auf andere chronische Erkrankungen
kritisch diskutiert. Daraufhin zeige ich, dass für von CF Betroffene eine
Neukonzeptionalisierung von chronischer Erkrankung als „medizinische
Lebensform“ (Rose, 2007) fruchtbar ist. Von CF Betroffene artikulieren sich
mit Hilfe medizinischer Technologie und Praxen und nehmen dadurch am Leben
teil. Ein solch neues Verständnis von Medikalisierung jenseits von Hegemonie
und Überwachung hinaus wird ebenso angedeutet wie die Notwendigkeit, in der
medizinischen Forschung Netzwerkeffekte von Therapien außerhalb des
Krankenhauses mit zu betrachten. Eine mögliche Reorientierung der
Compliancedebatte mithilfe eines praxistheoretischen Ansatzes wird angedeutet
und abschließend ein neues Set von Begriffen entwickelt, um ohne
Schuldzuweisung über Therapiepraxis sprechen zu können.
de
dc.description.abstract
Health professionals’ limited understanding of the practicalities of living
with a chronic disease, including the material and structural limitations, has
been recognized as one of the key barriers to achieving the goal surrounding
new models of doctor-patient interactions, such as empowerment, shared-
decision making or concordance on treatment (Bissel, 2004). The aim of this
study is to improve this understanding by examining the strategies young
people with cystic fibrosis (CF), a fatal chronic disease, use as they
translate therapeutic practices between two very distinct sets of practices,
circumstances and logics - the hospital and the outside world. Special
consideration is given to certain elements of the strategies that lead to a
stabilization of the practices outside the hospital. This study took place
between April 2007 and March 2008. I used participant observation, narrative
interviews and focus-group discussions. 15 adolescents from a tertiary
treatment center for cystic fibrosis in Berlin, Germany, as well as their
parents, friends and caregivers took part in the study. My analysis draws on
the actor-network-theory and its recent re-interpretation to highlight the
important role of technology in facilitating particular practices of care. I
believe that by understanding CF as something that is enacted within specific
local practices, one can distinguish three distinct ways of “doing CF” that
mediate between the hospital and the outside world. I found that each strategy
is faced with a distinct set of challenges that can result in instability in
their practice. I also detail some resources that may help young people in
“doing CF”. Finally, I suggest that these strategies can be applied to assist
in the challenge of living with a chronic disease, instead of labelling these
patients as non-compliant. But rather recognizing these different patterns may
help the caregiver to identify individual support strategies for their
patients.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
cystic fibrosis
dc.subject
actor-network-theory
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Lernen zu Mukoviszidieren
dc.contributor.contact
stefan.reinsch@gmail.com
dc.contributor.firstReferee
Priv.-Doz. Dr. med. D. Staab
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. W. Burger
dc.contributor.furtherReferee
Priv.-Doz. Dr. M. Noeker
dc.date.accepted
2013-10-25
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000094334-2
dc.title.translated
Doing cystic fibrosis
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000094334
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000013826
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open access