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Health behaviour is central to the development, prevention and management of
chronic diseases. Yet, for health behavior to result in true health benefits,
it needs to be maintained and practiced on a regular basis. The achievement of
sustained health benefits is not an effortless task and lies in the way
individuals master the self-regulatory challenges involved in health behaviour
maintenance. The primary goal of this dissertation was, therefore, to advance
theory and research on the prediction and promotion of health behaviour
maintenance. The second aim of this thesis was to unveil theory-based
mechanisms of changing more than one health behaviour (i.e., multiple health
behaviour change). The research questions were examined in three observational
and two quasi-experimental studies in various settings (university, medical
rehabilitation) and across different health behaviours (physical exercise,
healthy nutrition). Results from this dissertation suggest that experience-
related variables (exercise outcome experiences, satisfaction, and self-
efficacy) and self-regulatory strategies (action planning, action control)
facilitate additively to repeated behaviour engagement. Moreover, the present
thesis provides accumulated evidence that healthy habit formation can be
promoted by self-regulatory strategies, such as action planning, which in turn
promotes frequent behaviour engagement. Finally, findings provide initial
support that an increase in habit strength, due to a single health behaviour
intervention, is positively associated with engagement in other health
behaviours. Mechanisms of behaviour maintenance may be better understood by
incorporating both experience-related variables and habit strength into
social-cognition models. Interventions, particularly those embedded in medical
rehabilitation, can be improved by combining experience-based (i.e., recall of
positive experiences) and self-regulation (i.e., generation of action plans,
self-monitoring) components. Further insight into the processes of long-term
behaviour change can be facilitated through evaluating interventions in terms
of habit strength in addition to behaviour. Habituation may also play a key
role in changing more than one health behaviour, and should be further
investigated in relation to multiple health behaviour concepts, such as
transfer and ego-depletion. Future studies may consider pursuing the
theoretical rationale of the empirical studies, and employ the introduced
behaviour change techniques, procedures and evaluation strategies to further
the development of effective theory- and evidence-based health behaviour
interventions.
de
dc.description.abstract
Durch ihr Gesundheitsverhalten können Menschen aktiv zur Prävention und
Rehabilitation von chronischen Krankheiten beitragen (Fisher et al., 2011).
Regelmäßige körperliche Aktivität und eine gesunde Ernährung nehmen dabei eine
Schlüsselfunktion in der Behandlung von kardiovaskulären Krankheiten (Dalal,
Zawanda, Jolly, Moxham, & Taylor, 2010; Lavie, Milani, & Ventura, 2009) und
Muskel- und Skeletterkrankungen ein (Conn, Hafdahl, Minor, & Nielson, 2008;
Van Baar, Assendelft, Dekker, Oostendorp, & Bijlsma, 1999). Doch nur wenn die
Veränderung des Lebensstils von Dauer ist, wirkt sich das auch nachhaltig auf
die Gesundheit aus (Eyre et al., 2004; Hayes & Kriska, 2008). Wenn Patienten
beispielsweise aus der medizinischen Rehabilitation entlassen werden, stehen
sie vor der Herausforderung, auch im Alltag körperlich aktiv zu bleiben und
sich weiterhin gesund zu ernähren. Warum gelingt es einigen Personen, ihr
Verhalten aufrechtzuerhalten und gesunde Gewohnheiten zu entwickeln, während
andere immer wieder gegen ihren inneren Schweinehund ankämpfen müssen? Warum
bleiben einige Personen am Ball, während andere einfach das Handtuch werfen?
Aus praktischer Sicht stellt sich die Frage, wie sowohl gesunde als auch
bereits erkrankte Personen dabei unterstützt werden können, ihr
Gesundheitsverhalten nicht nur kurzfristig zu ändern, sondern eine gesunde
Lebensweise zur Gewohnheit zu machen. Bislang hat sich die Forschung
überwiegend auf die psychologischen Faktoren konzentriert, die bei der
Motivationsbildung und der anfänglichen Verhaltensausübung eine Rolle spielen
(z.B. Risikowahrnehmung, Erwartungen; Schwarzer, 2008; Schwarzer, Lippke, &
Luszczynska, 2011). Die psychologischen Prozesse, die sich nach der
Verhaltensinitiierung entfalten, blieben bisher eher unberücksichtigt
(Rothman, 2000; Rothman, Baldwin, & Hertel, 2004; Rothman, Sheeran, & Wood,
2009). Zudem befindet sich die Theoriebildung und Forschung, die über die
Veränderung eines Gesundheitsverhaltens hinausgeht – die sogenannte multiple
Verhaltensänderung - noch in der Anfangsphase (Morabia & Costanza, 2010;
Prochaska, Spring, & Nigg, 2008; Spring, Moller, & Coons, 2012). Das primäre
Ziel dieser Dissertation ist es, jene psychologischen Prozesse, die bei der
Aufrechterhaltung eines Gesundheitsverhaltens eine Rolle spielen, näher zu
untersuchen. Dazu werden Theorien der Gesundheitsverhaltensänderung
herangezogen, die sowohl absichtliche und bewusste als auch automatische
Prozesse der Verhaltensregulation berücksichtigen (d.h. gewohnheitsbezogene;
Aarts, Paulussen, & Schaalma, 1997; Lally & Gardner, 2011; Neal, Wood, &
Quinn, 2006; Verplanken & Melkevik, 2008). Zur Beschreibung und Förderung von
bewussten Prozessen der Gesundheitsverhaltensänderung werden das sozial-
kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (Schwarzer, 2008; Schwarzer
et al., 2011), das Motivations-Volitions-Prozess Modell (Fuchs, Göhner, &
Seelig, 2011; Göhner, Seelig, & Fuchs, 2009) sowie das Phasenmodell der
Verhaltens-aufrechterhaltung (Rothman et al., 2004) herangezogen. Des Weiteren
wird untersucht, ob und warum theoriebasierte Bewegungsinterventionen zu
Veränderungen im Bewegungs- und Ernährungsverhalten führen. Dabei liegt der
Fokus auf psychologischen Variablen (z.B. Konsequenzerfahrungen, Nutzung von
Selbstmanagementkompetenzen), die mögliche Interventionseffekte erklären
können. Im einleitenden Kapitel 1 wird der theoretische Rahmen der
Dissertation vorgestellt und es werden Forschungsfragen und Hypothesen aus
gesundheitspsychologischen Theorien und bisherigen empirischen Untersuchungen
hergeleitet. Die Forschungsfragen konzentrieren sich auf die folgenden drei
Bereiche: Verhaltensaufrechterhaltung (1) Verhaltenswiederholungen a. In
welchem Ausmaß ist Handlungsplanung für die Aufrechterhaltung von körperlicher
Aktivität relevant (Kapitel 2)? b. Welche Rolle spielen Konsequenzerfahrungen
mit körperlicher Aktivität in der Verhaltensaufrechterhaltung? Wie hängen
Konsequenzerfahrungen, Handlungsplanung und darauffolgendes Verhalten zusammen
(Kapitel 2)? c. Wie effektiv ist eine Intervention, die sowohl
Konsequenzerfahrungen, als auch selbst-regulative Strategien (d.h.
Handlungsplanung, Handlungskontrolle) anspricht? Wie können
Interventionseffekte im Bezug auf körperliche Aktivität erklärt werden
(Kapitel3, erster Teil)? (2) Gewohnheiten a. Können die Zusammenhänge zwischen
Intentionen, Handlungsplanung, Verhalten, und Gewohnheitsstärke bei Studenten
(Kapitel 4, erster Teil) und Rehabilitationspatienten (Kapitel 4, zweiter
Teil) so modelliert werden, wie theoretisch angenommen? b. In welchem Ausmaß
können telefonische Auffrischungssitzungen in der Rehabilitations-Nachsorge
zur Bildung von Bewegungsgewohnheiten beitragen? Und mit welchen
psychologischen Mechanismen können diese Effekte erklärt werden (Kapitel 5)?
Multiple Verhaltensänderung a. Inwieweit führt eine Intervention zur Förderung
von körperlicher Aktivität auch zu Veränderungen in anderen, präventiven
Gesundheitsverhaltensweisen (Kapitel 3, zweiter Teil)? b. Welche Rolle spielt
Gewohnheitsbildung bei der Änderung von mehr als einem Verhalten (Kapitel 3,
zweiter Teil)? Diese Forschungsfragen werden in drei korrelativen und zwei
quasi-experimentellen Studien in verschiedenen Settings (Universität und
medizinische Rehabilitation) und im Bezug auf die zwei präventiven
Gesundheitsverhaltensweisen, körperliche Aktivität und gesunde Ernährung,
untersucht. Diese empirischen Arbeiten werden in Kapitel 2 bis 5 vorgestellt.
Im Einzelnen umfassen die Kapitel folgende Inhalte: Im zweiten Kapitel werden
Ergebnisse einer Längsschnittstudie zu körperlicher Aktivität nach der
Rehabilitation vorgestellt, die die Rolle von Konsequenzerfahrungen in der
Verhaltensaufrechterhaltung bestätigen: Während der Rehabilitation gemachte,
positive Erfahrungen mit körperlicher Aktivität (z.B. Reduktion von Schmerzen)
sagen die Aufrechterhaltung eines aktiven Bewegungsalltags vorher. Erklärt
werden kann dieser Zusammenhang durch die Nutzung von Handlungsplanung sowie
der wahrgenommen Zufriedenheit mit körperlicher Aktivität (multiple
Mediation). Konsequenzerfahrungen mit körperlicher Aktivität liefern
möglicherweise einen Ansatzpunkt zur Optimierung von
Rehabilitationsbehandlungen bzw. dafür, Personen bei der Aufrechterhaltung von
positiven Verhaltensänderungen zu unterstützen. Im ersten Teil des dritten
Kapitels wird die Wirksamkeit einer solchen Intervention in einem quasi-
experimentellen Design bei Rehabilitationspatienten untersucht. Neben
Konsequenzerfahrungen, werden in der Intervention die selbst-regulativen
Kompetenzen, Handlungsplanung und Handlungskontrolle angesprochen. Außerdem
wird geprüft, welche psychologischen Mechanismen den Zusammenhang zwischen der
computerbasierten Intervention und der anschließenden Ausübung von
körperlicher Aktivität erklären, indem Zufriedenheit, Handlungsplanung und
Handlungskonrolle als gleichzeitige Mediatoren getestet werden (multiple
Mediation). Die Interventionseffekte auf körperliche Aktivität können sowohl
auf Veränderungen in der Zufriedenheit als auch auf die Nutzung von
Handlungskontrollstrategien zurückgeführt werden. Veränderungen in
Handlungsplanung zeigen sich als signifikanter Prädiktor für Veränderungen im
Verhalten, können jedoch nicht durch die Intervention beeinflusst werden. Aus
den Ergebnissen kann abgeleitet werden, dass erfahrungsbasierte
Interventionen, die zusätzlich selbst-regulative Strategien
(Handlungskontrolle) ansprechen, erfolgreich zur Verhaltensaufrechterhaltung
beitragen und in rehabilitative Standardmaßnahmen integriert werden können.
Kapitel 4 widmet sich der Frage, wie sich Bewegungsgewohnheiten entwickeln,
unter Berücksichtigung der in den vorangegangen Kapiteln untersuchten
Handlungsplanung. Ergebnisse aus zwei Längsschnittstudien bei Studenten und
Rehabilitationspatienten bestätigen die theoretisch angenommenen Zusammenhänge
zwischen Intentionen, Handlungsplanung, wiederholter Verhaltensausübung und
Gewohnheitsstärke: Sind Personen erst einmal motiviert, körperlich aktiv zu
sein, lässt sich die Entwicklung von Bewegungsgewohnheiten in zwei Schritten
erklären (sequentielle Mediation): Zunächst sind Intentionen mit der Nutzung
von Planungsstrategien (Mediator 1) assoziiert. Diese wiederum begünstigen
eine wiederholte und konsistente Verhaltensausübung (Mediator 2). Letztendlich
kann dies dazu führen, dass ein Verhalten mit immer weniger Anstrengung
ausgeübt wird und sich langfristig zu einer Gewohnheit entwickelt. In Kapitel
5 wird geprüft, inwiefern computerbasierte Telefoninterviews diese angenommene
Kette von Mechanismen, die für die Gewohnheitsbildung relevant sind, anstoßen
können. Es zeigt sich zunächst, dass Patienten in der Interventionsgruppe 12
Monate nach der Rehabilitation ein höheres Ausmaß an Handlungsplanung,
Selbstwirksamkeit und körperlicher Aktivität, sowie über eine höhere
Gewohnheitsstärke berichten als Patienten in der Kontrollgruppe. Pfadanalysen
ergeben des Weiteren, dass Veränderungen in der Gewohnheitsstärke schrittweise
durch Veränderungen in der Handlungsplanung sowie Veränderungen der
körperlichen Aktivität erklärt werden können (sequentielle Mediation). Die
Ergebnisse legen insgesamt nahe, dass computerbasierte Te-lefoninterviews zur
„Auffrischung“ von zurückliegenden Behandlungen, Personen darin unterstützen,
Bewegungsgewohnheiten zu entwickeln. Die Nutzung von Planungsstrategien sowie
das Festhalten an konsistenten Verhaltensroutinen scheinen hierbei eine
zentrale Rolle zu spielen. Im zweiten Teil des dritten Kapitels wird
untersucht, inwiefern die Ausbildung einer Gewohnheit in einem Verhalten
Auswirkungen auf die Ausübung anderer Gesundheitsverhaltensweisen hat. Die
Ergebnisse bestätigen die Annahme, dass Interventionen, die ausschließlich
körperliche Aktivität ansprechen, gleichzeitig Veränderungen im Obst- und
Gemüsekonsum bewirken können. Die Analyse der Wirkmechanismen weist darauf
hin, dass eine Zunahme der Gewohnheitsstärke, als Folge der
Bewegungsintervention, mit positiven Veränderungen im Obst- und Gemüsekonsum
einhergeht. Wird körperliche Aktivität zur Gewohnheit, und regelmäßig ohne
viel Nachdenken und Anstrengung ausgeübt, stehen möglicherweise mehr
Ressourcen für andere Verhaltensweisen zur Verfügung. Erfolgreich angewandte
Strategien für körperliche Aktivität (z.B. Handlungsplanung) werden unter
Umständen auch dafür genutzt, sich gesund zu ernähren (sog. Transfer; Lippke,
Nigg, & Maddock, 2012; Nigg, Lee, Hubbard, & Min-Sun, 2009). Wenn das Ziel
verfolgt wird, einen gesunden Lebensstil zu fördern (z.B. körperliche
Aktivität, gesunde Ernährung), kann die Berücksichtigung solcher
verhaltensübergreifenden Effekte hilfreich sein. Abschließend werden in
Kapitel 6 die Ergebnisse aus den vier empirischen Kapiteln integriert und
zusammenfassend diskutiert. Die korrelativen und experimentellen Befunde
dieser Dissertation legen nahe, dass erfahrungsbasierte Kognitionen
(Konsequenzerfahrungen, Zufriedenheit, Selbstwirksamkeit) und selbst-
regulative Kompetenzen (Handlungskontrolle, Handlungsplanung) gleichermaßen
zur Verhaltensaufrechterhaltung beitragen. Um Prozesse der Aufrechterhaltung
besser zu beschreiben, erscheint es sinnvoll, erfahrungsbasierte Variablen,
wie Konsequenzerfahrungen und Zufriedenheit, in bisherige,
gesundheitspsychologische Theorien der Verhaltensänderung (z.B. sozial-
kognitives Prozessmodell der Gesundheitsverhaltensänderung; Schwarzer, 2008;
Schwarzer et al., 2011) zu integrieren. Interventionsergebnisse zeigen, dass
eine Kombination von Interventionsstrategien (z.B. Erstellen und Anpassen von
Handlungsplänen, Bewusstmachen von positiven Erfahrungen) erfolgsversprechend
ist, und ressourcensparend mit Hilfe verschiedener, interaktiver Medien
(Telefon, Computer) umgesetzt werden kann. Da Verhaltenshäufigkeit (z.B. 2 mal
pro Woche) und Verhaltensintensität (z.B. leichte, moderate Aktivität) an sich
keine Auskunft darüber geben, wie schwer bzw. leicht es Personen fällt, ein
Gesundheitsverhalten aufrechtzuerhalten, erscheint es vielversprechend,
weitere Indikatoren der Nachhaltigkeit von Verhaltensänderungen in Theorie und
Praxis zu berücksichtigen. Die Ergebnisse dieser Arbeit legen nahe, dass das
Konzept der Gewohnheit (Aarts et al., 1997; Lally & Gardner, 2011; Neal et
al., 2006; Verplanken & Melkevik, 2008) hierfür geeignet ist. Gewohnheiten
spielen möglicherweise eine ebenso wichtige Rolle, wenn es darum geht, mehr
als ein Gesundheitsverhalten zu ändern. Verhaltensübergreifende Effekte, wie
Transfer, können durch Gewohnheitsbildung angestoßen werden und in umfassenden
Lebensstil-Interventionen genutzt werden. Ergebnisse dieser Arbeit zeigen,
dass die Nachhaltigkeit von medizinischen Rehabilitationsbehandlungen
gefördert werden kann, indem psychologisch fundierte Interventionen in die
Regelversorgung integriert werden. Diese lassen sich ressourcensparend mit
Hilfe interaktiver Medien umsetzen. Außerdem befähigt das Ansprechen eines
Gesundheitsverhaltens im Rahmen einer gesundheitspsychologischen Intervention
die TeilnehmerInnen zu einem allgemein gesünderen Lebensstil.
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