In der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere der FU Berlin wurden 89 wildlebende Greifvögel und Eulen klinisch untersucht, hämatologische und klinisch-chemische Blutwerte erhoben sowie Röntgenaufnahmen angefertigt. Nach gegebenenfalls notwendiger Stabilisierung wurden die Tiere endoskopiert und die linke Niere bioptiert. Ziele der Arbeit waren: 1\. die Endoskopie und endoskopische Bioptatentnahme zur Diagnose von Nierenerkrankungen bei Greifvögeln und Eulen zu evaluieren sowie die Aussagefähigkeit der Bioptate zu ermitteln, 2\. die allgemeine Verträglichkeit des Verfahrens und den Einfluss der Bioptatentnahme auf ausgewählte Blutparameter zu überprüfen, 3\. die Ergebnisse der klinischen Untersuchung, der Blutanalyse und der röntgenologischen Untersuchung mit den Befunden der Endoskopie und endoskopischen Biopsie hinsichtlich Nierenaffektionen zu vergleichen. zu 1. Nierenbioptate stellen eine sinnvolle Ergänzung zur Diagnostik von Nierenerkrankungen dar. Der laterale Zugang durch den kaudalen thorakalen und abdominalen Luftsack lässt die Beurteilung und Bioptatentnahme einer Niere zu. Aufgrund der anatomischen Aufbaus ist die Ansicht der zweiten Niere durch diesen Zugang nicht möglich. Durch die endoskopische Untersuchung wurden bei 2,2% (2/89) der Vögel hochgradige, bei 13,5% (12/89) mittelgradige, bei 52,8% (47/89) geringgradige Nierenbefunde festgestellt. 31,5% (28/89) der Tiere wiesen keine makroskopischen Veränderungen auf. Es wurden nur lokale und keine generalisierten Abweichungen an den Nieren festgestellt. Bioptate mit pathologischen Befunden (n = 66) wiesen eine (53%), zwei (37,9%), drei (7,6%) und fünf (1,5%) verschiedene pathologische Veränderungen gleichzeitig auf. Bei 0,8% (1/126) konnten hochgradige, bei 10,3% (13/126) mittelgradige, bei 43,7% (55/126) geringgradige und bei 45,2% (57/126) keine histologischen Veränderungen in den Bioptaten festgestellt werden. Zu den in den Schnittpräparaten der Bioptate diagnostizierten Befunden gehörten unter anderem subkapsuläre Blutungen (19/126), kleinherdige entzündliche Infiltrationen (16/126), Zellzylinder (12/126), PAS-positives Material (8/126) und Proteinzylinder in den Tubuli (6/126). Bei 76,1% der Proben konnten histologisch und endoskopisch übereinstimmende Befunde nachgewiesen werden. Die Diagnosen von Biopsie und histologischer Organuntersuchung waren in 30,8% (12/39) der Fälle übereinstimmend. 20,5% (8/39) der histopathologisch untersuchten Tiere wiesen Befunde auf, die endoskopisch nicht nachweisbar waren. zu 2. Die Bioptatentnahme mittels Biopsiezange erfolgte ohne Komplikationen. Die nach der Probennahme einsetzende Blutung dauerte durchschnittlich 67 Sekunden. Am Tag nach der Biopsie kam es zu einem signifikanten Anstieg der Harnstoff- und Phosphorwerte. Einzelne Vögel zeigten einen stärkeren Abfall des Hämatokrits bis maximal 10%. Die Verlaufsuntersuchungen über bis zu fünf Tage ließen bei Hämatokrit, Phosphor, Harnsäure und Harnstoff kein einheitliches Verhalten erkennen. Die 126 Bioptate der 89 Vögel wiesen im Durchschnitt eine Länge von 2,2 mm, eine Breite von 1,3 mm und eine Höhe von 1 mm auf. In allen 126 Schnittpräparaten der Bioptate befanden sich proximale und distale Tubuli sowie 1 - 89 Glomerula. Durchschnittlich waren pro Präparat 25 - 29 Glomerula vorhanden. Ein bis vier intralobuläre Venen wiesen 38,9% (49/126) der Schnittpräparate auf. Mit dem Nierenbioptat wurden durchschnittlich 10,7% Luftsackgewebe entnommen. Eine sehr gute bis gute Beurteilung der Bioptate war bei 89,7% (113/126) Proben möglich. Keine entnahmebedingten Schäden wiesen 59,5% (75/126) der Proben auf. zu 3. Bei der allgemeinen klinischen Untersuchung vor der Endoskopie und Biopsie wies kein Tier Hinweise auf eine Nierenveränderung auf. Bei 28,3% (15/53) der Mäusebussarde lagen die Harnsäurewerte vor der Endoskopie über dem Referenzwert von 8,5 mg/dl und bei 5,7% (3/53) die Harnstoffwerte über dem entsprechenden Referenzwert von 36 mg/dl. Ein Habicht (1/13; 7,7%) wies einen Harnsäurewert von mehr als 14,3 mg/dl auf. Zwei Sperber lagen über dem Referenzwert von 9,1 mg/dl. Es konnte kein Zusammenhang zwischen den Röntgenbefunden und der Bioptathistologie festgestellt werden. Zum Teil wiesen endoskopisch sowie histologisch unveränderte Nieren röntgenologische Befunde auf. Die mikrobiologische Untersuchung der Nieren sezierter Vögel ergab bei 69,1% (38/55) kein Keimwachstum. In 21,8% der Proben wurden E. coli nachgewiesen. 10,9% wiesen andere Keime auf, wie Streptokokken, Proteus, Mikrococcaceae, coryneforme Bakterien sowie nicht näher spezifizierte Oxidase positive und gram positive Keime auf. Bei 18,2% der pathologisch untersuchten Vögel (n = 49) wurden Mikroorganismen in den Nieren und histologische Befunde im Bioptat festgestellt.
In the present study 89 free-living birds of prey and owls were clinically examined. Blood analysis and radiographs were also performed. After stabilization the birds underwent endoscopy and kidney biopsy. The aims of the study were: 1\. Investigation of the feasibility and diagnostic reliability of kidney biopsies for the diagnosis of renal disease in birds of prey and owls, 2\. Evaluation of the compatibility of kidney biopsies and the effect on selected blood parameters, 3\. Investigation of the reliability of clinical examination, blood tests and radiology for kidney diseases. topic one: Kidney biopsies are a useful tool for the diagnosis of kidney diseases. The lateral approach through the caudal thoracic and abdominal air sacs allows the evaluation of one kidney and a specific biopsy. Due to the anatomic arrangement only one kidney is completely visible using this approach. During endoscopy 2.2% (2/89) of the kidneys had severe changes, 13.5% (12/89) moderate changes and 52.8% (47/89) slight changes. 31.5% (28/89) of the birds had no macroscopically visible abnormalities. The visible changes were only local abnormalities. Biopsies with pathological findings (n = 66) showed one (53%), two (37.9%), three (7.6%) and five (1.5%) concurrent pathological conditions. In 0.8% (1/126) of the biopsies pathological alterations were found to be severe, in 10.3% (13/126) moderate and in 43.7% to a slight degree. 45.2% (57/126) of the biopsies showed no histological abnormalities. Subcapsular bleeding (19/126), local inflamation (16/126), cell cylinder (12/126), PAS-positive material (8/126) and protein cylinders (6/126) were the most important histological findings. 76.1% of the specimens showed an conformity between endoscopy and biopsy results. The histopathology of the biopsy material had similar results in 30.8% (12/39) of cases when compared to post mortal examination. No endoscopically detectable changes had 20.5% (8/39) of the histopathologic examined animals. topic two: Taking of biopsies with specific forceps was possible without complications. Post biopsy haemorrhage averaged 67 seconds. The influence of the biopsy on blood values was small. One day after the biopsy urea and phosphorus rose significantly. Some birds showed a decrease of hematocrit up to 10%. The analysis of hematocrit, phosphorus, uric acid and urea showed no correlation over five days of monitoring. The 126 biopsies had in average a length of 2.2 mm, a width of 1.3 mm and a height of 1.0 mm. All samples contained proximal and distal tubuli and 1 - 89 glomeruli. The number of the globuli was estimated and the most biopsie samples had 25 - 29 glomeruli per histological slice. 38.9% (49/126) of them contained one to for intralobular veins. Biopsy material consisted of 10.7% of air sac tissue. A good estimation of the samples was possible in 89.7% (113/126) cases. 59.5% (75/126) of the specimens were not damaged. topic three: No bird showed any indication of a kidney disease based on clinical examination. Uric acid levels above the reference value of 8.5 mg/dl had 28,3% (15/53) of the Eurasian buzzards (Buteo buteo) and 5.7% (3/53) had urea levels above 36 mg/dl on the day of endoscopy. One goshawk (Accipiter gentilis) showed uric acid levels above 14.3 mg/dl. Two sparrowhawks had uric acid levels above the reference value of 9.1 mg/dl. There was no correlation between radiological results and the histological biopsy results. Some kidneys without endoscopical and histological findings revealed radiological alterations. 69.1% (38/55) of the kidneys pathological examined birds showed no bacterial growth on microbiologic examination. E. coli was detected in 21.8% of this kidneys. 10.9% of the samples revealed Streptokokkus, Proteus, Micrococcus, coryneform bacteria, oxidase positive and gram positive bacteria. In 18.2% of the specimens microorganisms and histological findings were diagnosed.