Socioeconomic status (SES) is important for health (e.g., Knopf, Ellert, & Melchert, 1999; Marmot, Ryff, Bumpass, Shipley, & Marks, 1997). It is not well understood, however, whether there is a change in the SES-health association in the second half of life, and previous research has rarely considered the multi-faceted nature of the constructs. Moreover, it can be assumed that SES differences do not completely translate into health differences, but that there is substantial between-person variation within SES groups. The interplay between SES and psychosocial factors needs to be taken into consideration, as is suggested by the Reserve Capacity Model (Gallo & Matthews, 2003). There is evidence for the impact of psychological and social resources as well as emotions on health up to old age (Aldwin, Park, & Spiro, 2007), but less attention has been given to the theoretically and practically relevant question whether these associations differ in population subgroups with varying SES. Given this background, the overall aim of this dissertation is to demonstrate the usefulness of combining sociological and psychological perspectives on health in later life. In particular, four research questions are examined: (1) Does the association between SES and health change in the second half of life? (2) Do psychological and social resources have differential effects on health according to SES? (3) Does between-person variation in levels and changes of emotions and health differ by education, a central aspect of SES? (4) Do dynamic associations between emotions and health differ by education? To answer these questions, a combination of cross- sectional and longitudinal data from the German Ageing Survey (DEAS), a nationally representative study including middle-aged and older adults (40+ years), was used. The cross-sectional results point to stability in the SES- health association throughout middle and older adulthood except for an increase in wealth-related absolute inequality in physical and functional health and a decrease in income-related differences in subjective health. Longitudinal analyses indicate continuity up to older adulthood, with some indication of decreasing education-related differences in physical health in very old age. Further analyses suggest that psychological resources (optimistic self-beliefs) are stronger predictors of functional and subjective health in low than in higher educated participants. Social resources (social support) are positively related to health mainly in (older) people with low income. There is also evidence for substantial between-person variance in levels and changes of functional health and depressive affect within education groups in older adulthood, with mostly larger variation at lower education levels. Analyses with multiple-group latent change score models reveal that the association between changes in functional health and depressive affect as well as the impact of negative affect on change in physical health are stronger in low-educated individuals. The findings are subsequently integrated and discussed, and implications for research and intervention are provided.
Die soziologische Forschung hat wiederholt gezeigt, dass ein niedriger sozioökonomischer Status (SES) mit einer schlechteren Gesundheit einher geht (Knopf, Ellert, & Melchert, 1999; Marmot, Ryff, Bumpass, Shipley, & Marks, 1997). Die Frage, ob sich der Zusammenhang zwischen SES und Gesundheit in der zweiten Lebenshälfte verändert, ist jedoch weitgehend ungeklärt, was vermutlich auch durch die oftmals mangelnde Berücksichtigung der Multidimensionalität beider Konstrukte bedingt ist. Zudem kann angenommen werden, dass der Effekt von SES auf die Gesundheit nicht komplett deterministisch ist, sondern dass es vielmehr bedeutsame interindividuelle Unterschiede innerhalb von SES-Gruppen gibt. Das Zusammenspiel zwischen SES und psychosozialen Faktoren sollte in diesem Zusammenhang stärker berücksichtigt werden, was auch durch das Reservekapazitätsmodell nahegelegt wird (Gallo & Matthews, 2003). Es gibt Belege für einen Einfluss psychischer und sozialer Ressourcen sowie Emotionen auf die Gesundheit bis ins Alter hinein (Aldwin, Park, & Spiro, 2007), jedoch wurde die theoretisch und praktisch relevante Frage, ob diese Zusammenhänge in Gruppen mit unterschiedlichem SES variieren, kaum berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund ist das Hauptziel der vorliegenden Dissertation, den Nutzen einer Kombination soziologischer und psychologischer Perspektiven auf die Gesundheit in der zweiten Lebenshälfte aufzuzeigen. Dabei werden vier Fragestellungen untersucht: (1) Verändert sich der Zusammenhang zwischen SES und Gesundheit in der zweiten Lebenshälfte? (2) Haben psychologische und soziale Ressourcen unterschiedliche Effekte auf die Gesundheit in Abhängigkeit von SES? (3) Gibt es Unterschiede hinsichtlich der Varianz in der Gesundheit und im emotionalem Erleben in Abhängigkeit von Bildung? (4) Gibt es Unterschiede hinsichtlich dynamischer Zusammenhänge zwischen Emotionen und Gesundheit in Abhängigkeit von Bildung? Zur Beantwortung dieser Fragen werden quer- und längsschnittliche Daten des Deutschen Alterssurveys genutzt (DEAS), einer bundesweit repräsentativen Befragung von Personen im mittleren und höheren Erwachsenenalter (40 Jahre und älter). In den querschnittlichen Analysen erweist sich der Zusammenhang zwischen SES und Gesundheit als überwiegend stabil über die Altersspanne von 40 bis 85 Jahren. Es gibt jedoch Hinweise auf einen Anstieg absoluter vermögensbasierter Ungleichheit in körperlicher und funktionaler Gesundheit. Nur die einkommensbasierten Unterschiede in subjektiver Gesundheit verringern sich im Alter. Längsschnittliche Analysen weisen auf Kontinuität bis ins höhere Erwachsenenalter hin, jedoch deutet sich eine Reduktion bildungsbasierter Unterschiede in körperlicher Gesundheit im hohen Alter an. Weitere Analysen zeigen, dass psychische Ressourcen (optimistische Selbsteinschätzungen) stärkere Prädiktoren funktionaler und subjektiver Gesundheit bei niedrig gebildeten als bei höher gebildeten Personen sind. Soziale Ressourcen (soziale Unterstützung) erweisen sich hingegen als besonders wichtig für die Gesundheit (älterer) Menschen mit niedrigem Einkommen. Darüber hinaus werden substantielle interindividuelle Varianzen innerhalb der Bildungsgruppen gefunden, sowohl in den Niveaus als auch in den Veränderungen von funktionaler Gesundheit und depressivem Affekt, mit vorwiegend größerer Variation bei niedrigerer Bildung. Analysen mit latenten Veränderungsmodellen, spezifiziert als Mehrgruppenmodelle, erbringen Belege für stärkere Zusammenhänge zwischen Veränderungen in funktionaler Gesundheit und depressivem Affekt sowie einen stärkeren Effekt negativen Affekts auf Veränderungen in der körperlichen Gesundheit bei niedriger im Vergleich zu höherer Bildung. Die Befunde werden abschließend integriert und diskutiert. Implikationen für Forschung und Praxis werden dargestellt.