Einleitung: Die bipolare Störung ist eine häufige Erkrankung und zählt zu den affektiven Erkrankungen. Die bipolare Störung geht einher mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität, vor allem in einer depressiven Episode. Von einer Einschränkung der Lebensqualität durch eine hypomane bzw. manische Phase kann ausgegangen werden. Bezüglich des euthymen Zustands liegen keine eindeutigen Daten vor. In Hinblick auf soziale und klinisch-therapeutische Einflussfaktoren gibt es eine Vielzahl an Studien mit zum Teil widersprüchlichen Ergebnissen. Der entscheidende Faktor ist jedoch der Grad der Depressivität zum Untersuchungszeitpunkt. Methodik: Die vorliegende Arbeit war eingebettet in eine umfassende Querschnittstudie zur Prävalenz, Versorgungsrealität und Lebensqualität bipolarer Patienten im Raum Berlin und Brandenburg, die an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité – Universitätsmedizin Berlin zwischen 2004 und 2006 stattfand. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Beschreibung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie die Untersuchung von soziodemografischen und klinischen Einflussfaktoren auf die Lebensqualität. Zusätzlich wurde neben der Verwendung des WHOQOL-BREF ein im psychiatrischen Kontext krankheitsspezifisches Lebensqualitätsinstrument, der MSLQ-R, im Hinblick auf Anwendbarkeit und Nützlichkeit im Rahmen der bipolaren Erkrankung untersucht. Ergebnisse: Die Daten von 47 Patientinnen und Patienten konnten ausgewertet werden. Der entscheidende Prädiktor der Lebensqualität war das Vorliegen einer depressiven Episode zum Untersuchungszeitpunkt. Dagegen zeigte sich durch Vorliegen einer hypomanen Episode im Vergleich zu euthymen Patienten keine signifikante Beeinträchtigung der Lebensqualität. Bezüglich der untersuchten soziodemografischen (Geschlecht, Alter, Berufstätigkeit, Familienstand, Nettoeinkommen) und klinisch-therapeutischen (Bipolar-I/-II-Erkrankung, Anzahl der Phasen, Erkrankungsdauer, Latenz zwischen Ersterkrankung und Beginn der Phasenprophylaxe, psychiatrische bzw. somatische/neurologische Komorbidität) Einflussfaktoren zeigte sich kein einziger Einflussfaktor, der einen signifikanten Einfluss auf eine Mehrheit der Domänen des WHOQOL-BREF oder des MSLQ-R ausüben konnte, obschon sich signifikante Einflüsse auf einzelne Domänen mit Hilfe der einfaktoriellen Varianzanalyse bzw. der linearen Regressionsanalyse zunächst zeigten. In der finalen zweifaktoriellen Varianzanalyse bestätigte sich der signifikante Einfluss letztendlich jedoch nicht. Bezüglich der Anwendung des MSLQ-R sticht vor allem ein stärkerer Signifikanzunterschied im Kernmodul und in der allgemeinen Lebensqualität in der Vergleichsgruppe der depressiven und hypomanen Patienten hervor. Demgegenüber müssen Patienten jedoch 59 statt 26 Fragen beantworten mit entsprechend längerer Untersuchungszeit. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Untersuchung unterstreichen damit die herausragende Bedeutung in der Verhinderung, Behandlung und Verkürzung depressiver Episoden. Die Arbeit an einem krankheitsspezifischen Lebensqualitätsinstruments im Rahmen der bipolaren Störung sollte weiter vorangebracht werden. Die Verwendung des MSLQ-R im Rahmen der bipolaren Störung scheint hinreichend reliabel und valide zu sein, bei jedoch erhöhtem zeitlichen Untersuchungsbedarf.
Background: Patients suffering from bipolar disorder experience severe limitations of their quality of life, especially during an episode of depression. It is assumed that the quality of life is reduced in hypomanic and manic episodes, respectively. There are no conclusive data available on quality of life in the euthymic state. There is a multitude of studies with inconclusive results about the influence of social, clinical and therapeutic parameters. However the most important parameter is the degree of depression at the time of examination. Methods: This study was part of a broad cross- sectional study of prevalence, current medical care situation and quality of life of bipolar patients in the area of Berlin/Brandenburg, performed between 2004 and 2006 at the “Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité – Universitätsmedizin Berlin”. The objective of the present study was to describe health-related quality of life and a possible influence of socio- demographic and clinical parameters by using the generic instrument WHOQOL- BREF. In addition we investigated the MSLQ-R, an illness-specific instrument with regard to feasibility and comparability with WHOQOL-BREF in bipolar patients. Results: The data of 47 patients were analysed. Quality of life was significantly influenced by the existence of a depressive episode at the time of examination. In contrast there was no significant influence by the existence of a hypomanic episode at the time of examination. With regard to socio-demographic (gender, age, occupation, marital status, net income) and clinical parameters (bipolar-I/-II, number of episodes, duration of illness, time between first episode and initial relapse-prevention, psychiatric respectively somatic/neurologic comorbidity), there was no single parameter which showed a significant impact on the majority of the domains of the WHOQOL-BREF or the MSLQ-R in a two-factor variance analysis. The MSLQ-R is advantageous by revealing a stronger difference of significance in its central items that build the sum score and the general quality of life between depressive und hypomanic patients. On the other hand the considerable higher number of items is unfavorable by increasing the duration of examination. Conclusion: The results of this research emphasize the outstanding importance of the prevention, treatment and shortening of depressive episodes. More research on a disease-specific questionnaire in the context of the bipolar disorder is needed. The validity and reliability of the MSLQ-R in context of bipolar disorder seems to be sufficient, but the examination needs more time.