Für zwei historische Bevölkerungen aus Brandenburg werden anhand von 3262 Wirbelkörpern aus 182 Skeletten zahlreiche Aspekte ihrer Wirbelsäulen paläopathologisch untersucht. Vor allem wird ein Vergleich zwischen der erwachsenen Stadtbevölkerung (Bernau) und der erwachsenen Landbevölkerung (Tasdorf) vorgenommen. Diese statistische Gegenüberstellung ermöglicht auch einen Vergleich von Individuen aus dem Mittelalter mit Individuen aus der frühen Neuzeit. Ferner werden die vertebralen Zustände innerhalb der beiden Geschlechter und innerhalb der verschiedenen Altersgruppen hinsichtlich dieser osteologischer Gesundheitsparameter betrachtet. Die Daten zeigen ein sehr detailreiches und vielschichtiges Bild der beiden Bevölkerungen. Sie sprechen bezüglich mehrerer verschiedener Gesichtspunkte für einen besseren allgemeinen Zustand der Wirbelsäulen in Tasdorf, also auf dem Land. Es zeigt sich ein besserer Gesundheitszustand der Wirbelsäulen im Mittelalter als in der frühen Neuzeit. Die weiblichen Wirbelsäulen befinden sich im Vergleich zu den männlichen Wirbelsäulen in einem besseren Allgemeinzustand. Ferner wird eine nur allmähliche Zunahme vertebraler Probleme mit dem Alter gefunden. Die festgestellten Unterschiede lassen sich durch unterschiedliche Lebensaktivitäten, Wohnverhältnisse und soziale Gegebenheiten in den beiden Ortschaften deuten. Ferner wird ausführlich auf die Problematik der Uneinheitlichkeit der bisherigen Nomenklatur und die Notwendigkeit einer Methodenoptimierung auf dem Gebiet der Wirbelsäulenforschung eingegangen. Hierbei werden ausgehend von der Literatur vor allem Vorschläge für präzisere Definitionen mit dem Ziel einer besseren Differenzierung der sogenannten "Osteophyten" erarbeitet und es wird mehr Sorgsamkeit, insbesondere im Bereich der Paläopathologie, bei der Diagnose einer vermeintlichen "Spondylose" angemahnt.
Numerous aspects of the vertebral columns of two historical Brandenburgian popula-tions (from Germany), on the basis of 3262 vertebrae from 182 skeletons, are examined paleopathologically. Principally, it is intended to compare the urban adult population from the city Bernau and the rural adult population from the village Tasdorf. This statis-tic comparison enables also to contrast the periods of the Middle Age and the Modern Age. Furthermore, the vertebral states within both sexes and within the different age groups are compared with regard to these osteological aspects. The data paint a very detailed and multi-faceted picture of the two populations, but they give the impression of a better state of the vertebral columns in Tasdorf (in the country) than in Bernau (in the city). They also show a better state of health of the vertebral columns in the Middle Age than in the Modern Age. The vertebral columns of women are in a better general state than those of men. In addition, only a slow aggravation of verte-bral problems concomitant to increasing age is noticed. The detected differences can be explained by different occupations, housing conditions and social situations in these two places. Additionally, an in-depth discussion has been provided on the problems of the hetero-geneity of nomenclature and the need of an optimization of the methods in the field of spine research. While doing this, starting out from literature, suggestions for more pre-cise definitions with the purpose of a better differentiation of the so-called „osteophytes“ have been drawn up and more critical meticulousness in diagnosing a supposed „spondylosis“, particularly in the area of palaeopathology, is as well called for.