Hintergrund: Luxationen nach totalendoprothetischer Versorgung der Hüfte mit einer Inzidenz von 1% bis 11% nach Primäroperationen stellen heute noch immer eine gefürchtete Komplikation in der Gelenkchirurgie dar. Die Positionierung der azetabulären Komponente im Rahmen eines endoprothetischen Gelenkersatzes beeinflusst dabei die Luxationsrate, das Impingement, den Abrieb und die Stabilität des Gelenks. Die operative Reorientierung der Pfannenkomponente erfolgt aktuell unter Berücksichtigung der durch Lewinnek et al. beschriebenen safe zone und gleichzeitig mit dem Ansatz der bestmöglichen Range of Motion, weniger nach bestehenden anatomischen Verhältnissen des männlichen und weiblichen Geschlechts. In der aktuellen Literatur wird der luxationssichere Bereich für die Pfannenimplantationsparameter kontrovers diskutiert, ferner besteht eine große Streubreite für die dislokationssichere Inklination und Anteversion. Ziel dieser Arbeit ist es, die geschlechterspezifischen Parameter Anteversion und Inklination sowie die Lage des anatomischen Hüftzentrums am nativen Azetabulum des Erwachsenen zu ermitteln und darzulegen, ob die Benutzung anatomischer Parameter in der Praxis für die Orientierung bei der totalendoprothetischen Hüftversorgung sinnvoll erscheint. Methoden: An 168 CT- Datensätzen (72 Frauen, 96 Männer) wurden 336 native und nicht arthrotisch deformierte Hüftgelenke computertomographisch analysiert. Erhoben wurden Inklination, Anteversion der knöchernen Pfanne und die Lokalisation des Hüftzentrums sowie der COBB-Lordosewinkel der Lendenwirbelsäule. Als Referenz für die azetabuläre Orientierung erfolgte die Aufnahme der anterioren Beckenebene, zum Ausschluss bestehender Beckenasymmetrien die Bestimmung des Abstandes zur Sagittalen. Ergebnisse: Bei den 144 weiblichen Hüfgelenken stellte sich im Mittel eine Inklination von 53.0° (SD ± 6.1°) und eine Anteversion von 24.6° (SD ± 6.6°) dar. Die 192 männlichen Hüftgelenke wiesen eine Inklination von 53.6° (SD ± 6.7°) und Anteversion von 21.3° (SD ± 6.2°) auf. Signifikante Unterschiede im Geschlechtervergleich bestanden in der Anteversion des nativen Azetabulums und der Lokalisation des Hüftzentrums. Ebenso bestand eine signifikante Korrelation zwischen der Lokalisation des Hüftzentrums und dem Grad der Anteversion sowie zwischen der Lordose der Lendenwirbelsäule und der anterioren Beckenkippung. Schlussfolgerungen: Die anatomische Inklination kann aufgrund der zunehmenden Abriebrate des Prothesenmaterials in der Hüftendoprothetik nicht rekonstruiert werden. Umso mehr ist Einfluss auf die zu implantierende Anteversion der Pfannenkomponente zu nehmen. Hier sollten grundsätzlich geschlechterspezifische Merkmale in der Hüftendoprothetik Berücksichtigung finden, um sowohl die resultierende Range of Motion als auch die Stabilität des versorgten Hüftgelenks optimal zu gestalten.
Background: Dislocations following total hip replacement (THA) are described with an incidence rate of 1% to 11% and, following revision operations, with up to 25% in the literature. The position of the acetabular component influences the dislocation rate, the impingement, the component wear and the stability of the hip joint. The reorientation of the acetabular component in total hip replacement is currently carried out under consideration of the safe zone and under respecting the best possible range of motion and less under consideration of sex-specific anatomical variations. Therefore it is the aim of this study to research and examine gender-specific differences in the acetabular parameters of anteversion, abduction and position of the hip center on the native pelvis, whether the positioning of the acetabulum in the healthy pelvis can serve as the basis for orientation in total endoprosthetic hip joint replacement. Furthermore a scientific basis for clinical studies, that take gender-specific criteria for the positioning of the acetabulum component into account, can be created. Methods: On the basis of 168 CT datasets (72 women, 96 men) 336 native hip joints were analyzed. The abduction and anteversion of the acetabulum as well as the location of the hip center were detected. As a reference the anterior pelvic plane was used. Results: The 144 female hip joints showed a mean abduction of 53.0° (SD 6.1°) and an anteversion of 24.6° (SD 6.6°). The 192 male hip joints showed an abduction of 53.6° (SD 6.7°) and an anteversion of 21.3° (SD 6.2°). Significant differences were observed on comparison between the sexes in relation to the anteversion and the localization of the hip center. There was a significant correlation between the position of the hip center and the degree of anteversion. Conclusions: In total hip arthroplasty a reconstruction of the native acetabular abduction is not possible due to the increasing component wear rate. This results in a reduction of the impingement-free range of motion of the artificial hip joint. For this reason, the anteversion position of the acetabular component assumes greater importance. Gender-specific characteristics should be considered to create a hip joint with optimal range of motion and stability.