Neuroenhancement bietet die Aussicht auf Verbesserung kognitiver, emotionaler und motivationaler Funktionen bei gesunden Menschen. Von den vielen denkbaren Interventionen liefert die Psychopharmakologie jene, die derzeit am ehesten für Enhancement-Zwecke geeignet erscheinen. Dabei wird Neuroenhancement heutzutage vorwiegend so betrieben, dass zu therapeutischen Zwecken entwickelte Präparate von Gesunden zweckentfremdet werden. Beispielsweise wird manchen Antidepressiva nachgesagt, sie könnten Menschen dazu verhelfen, sich „besser als gut“ zu fühlen. Ferner könnten Stimulanzien und Medikamente zur Behandlung von Demenzerkrankungen der Verbesserung und Steigerung kognitiver Leistungen von Gesunden dienen. Allerdings ist umstritten, ob Psychopharmaka tatsächlich eine solche verbessernde Wirkung haben. Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit heute verfügbarer Medikamente bei der Anwendung im Sinne des Neuroenhancements in einer metaanalytischen Betrachtung zu evaluieren. Untersucht wurden die Substanzklassen der Antidepressiva und Antidementiva sowie die Psychostimulanzien Methylphenidat und Modafinil. Insgesamt scheint es beim momentanen Forschungsstand nicht möglich, das Neuroenhancement-Potenzial dieser Psychopharmaka abschließend zu beurteilen. Nur wenige Studien befassen sich explizit mit dieser Fragestellung. Insbesondere für die Substanzklassen der Antidepressiva und Antidementiva mangelt es an Untersuchungen über einen ausreichenden Zeitraum hinweg. Bisher gibt es nur wenige Anhaltspunkte dafür, dass sich Antidepressiva bei längerer Einnahme positiv auf die Stimmung gesunder Menschen auswirken könnten. Auch im Falle von Methylphenidat, einem häufig diskutierten Stimulans, liegen keine ausreichenden Belege für eine kognitiv verbessernde Wirkung vor. Einzig für das Stimulans Modafinil lässt sich die Annahme eines positiven Effekts bei Gesunden erhärten, hauptsächlich nach kurzem Schlafentzug. Bezüglich der anderen Substanzklassen gilt, dass Neuroenhancement-Wirkungen auf Grundlage der gesichteten Forschungsergebnisse weder sicher belegt noch ausgeschlossen werden können. Für die untersuchten Substanzen wurden keine Hinweise auf signifikante Nebenwirkungen gefunden. Da jedoch keine Langzeitstudien vorliegen, können keine belastbaren Aussagen über Abhängigkeitspotenzial und Toleranzentwicklung bei gesunden Menschen getroffen werden. Zur Klärung der Perspektiven psychopharmakologischen Neuroenhancements ist weitere Forschung vonnöten. Das wachsende öffentliche Interesse an Neuroenhancement steht in bemerkenswertem Gegensatz zu dem Mangel an wissenschaftlichen Belegen für Enhancement-Wirkungen verfügbarer psychopharmakologischer Wirkstoffe.
The term neuroenhancement refers to improvement in the cognitive, emotional and motivational functions of healthy individuals through, inter alia, the use of drugs. Of known interventions, psychopharmacology provides readily available options and especially the consumption of psychopharmaceutical prescription drugs by healthy people has given rise to heated debate. Furthermore, these drugs are presumed to be already in widespread use for non- medical reasons as cognitive enhancers, which makes the questions on their effects and safety of their use by healthy individuals even more urgent. This dissertation contributes to this quest by collecting and analysing the available evidence for the most cited neuroenhancement drugs. It provides an insight into the until now available empirical research on antidepressants, anti-demantia drugs and the stimulants methylphenidate and modafinil. It is shown that expectations regarding the effectiveness of these drugs as neuroenchancers exceed their actual effects, as demonstrated in single- or double-blind randomised controlled trials. According to these data, it seems that the strongest reason not to use prescription drugs for enhancement purposes at the moment is the lack of evidence both for their effectiveness and their long-term safety in healthy people.