Die Arbeitsthese vorliegender Doktorarbeit lautet: Die Massenmedien Lettlands durchlaufen einen Entwicklungsprozeß zu Unabhängigkeit und Qualität, der gleichermaßen auf innere Bestimmungsfaktoren, nicht zuletzt historisch gewachsene Traditionen, und auf Einflüssen vom westlichen und osteuropäischem Ausland basiert und letzlich vom Entwicklungslevel der journalistischen Infrastrukturen abhängig bleibt. Systemtheoretische Modelle, insgesamt genommen, begreifen die Transformationsprozesse als Entwicklung von traditionellen zu modernen Gesellschaften und damit als Ausdifferenzierung von sozialen Teilsystemen. Im Falle der Massenmedien in Lettland geht es vor allem um die Etablierung eines eigenständigen, vom politischen System ausdifferenzierten Mediensystems, denn in realsozialistischer Gesellschaft war das Mediensystem ein direkter Teil des politischen Systems. Die Ausdifferenzierung eines eigenständigen Mediensystems in Lettland und damit der Aufbau nicht nur einer formell demokratischen Ordnung, sondern einer hohen Qualität der Demokratie, einschließlich der inneren Pressefreiheit (redaktioneller Autonomie) und vor allen Dingen der eigenen Infrastrukturen für die Qualitätssicherung der Massenmedien, die die freien Marktkräfte ergänzen, ist mit der bloßen Übertragung westlicher Einrichtungen nicht vollzogen. Dieser Entwicklungsweg der Gesellschaft wird von den "kulturellen" Faktoren - gewachsenen sozialen Strukturen und spezifischen tradierten Vorstellungen von Journalismus, Politik und Wirtschaftshandeln - nachhaltig beeinflußt. Mittelfristig erwies sich dabei das Erbe der sowjetischen Informationsdiktatur, insbesondere die Traditionen der Mediensteuerung, in Lettland stärker als die demokratischen Traditionen von der ersten Unabhängigkeit und wurde zum wichtigen Hindernis für die Ausdifferenzierung eines eigenständigen Mediensystems und damit für die Etablierung einer realen und nicht nur deklarierten Pressefreiheit. Ein von dem politischen System ausdifferenziertes, eigenständiges Mediensystem mit eigener Rolle und Funktionslogik befindet sich in Lettland nach wie vor im Entstehen, von dem gesamten Transformationsprozeß abhängig, und zwar am Anfang der Konsolidierungsphase, ähnlich wie in den anderen mitteleuropäischen Staaten. Im lettischen Fall können vor allem die westlichen Investoren als solche positiv wirkende Vetoakteure bezeichnet werden, die die Unabhängigkeit der Medien unterstützen, da sich die lettischen Investoren, teils mit der Ausnahme von regionalen (lokalen) Medien, selbst stark im politischen Betrieb eingefügt hatten. Dabei erweist sich aufgrund in der Dissertation durchgeführten Analyse der Strukturleistungen des Mediensystems der Republik Lettland gerade die Professionalisierung des Journalismus notwendigerweise als der Königsweg zur Sicherung der Unabhängigkeit und Qualität der heutigen lettischen Medien und damit auch, die Arbeitsthese des Verfassers bestätigend, als "Messlatte" für den Entwicklungslevel der Transformation der Massenmedien in Lettland. Diese "Messlatte" zeigt leider einen relativ niedrigen Level im Vergleich zu westlichen Ländern. Daraus erwächst sich die Professionalisierungsaufgabe als die Hauptaufgabe für die zukünftige Entwicklung, denn die Möglichkeiten der Verrechtlichung (juristischer Regelung) und der Institutionalisierung im Sinne der Berufsverbände bleiben äußerst begrenzt. D.h., es kann nur gelten, vor allem die anderen journalistischen Infrastrukturen - insbesondere die Bildung und den Medienjournalismus - und gleichzeitig die Qualitätssicherungsinstrumente innerhalb der Redaktionen nachhaltig zu stärken. Dies ist die größte Herausforderung für die lettischen Medien.
The working thesis of the present doctor's dissertation reads: the mass media in Latvia are passing through a process of development towards independence and quality, which is based equal on inner conditional factors, not least - on historical developed traditions, on influence from the West and East European abroad, and finally - it depends on the growth level of journalistic infrastructures. System theoretical models, together taken, comprehend the transformational processes as a development from traditional to modern societies and by that as a diversification of social partial systems. In case of the mass media in Latvia it is about the establishment of an independent, from the political system separated media system, because in the real socialist society the media system was a direct part of the political system. The diversification of an independent media system in Latvia and by that the establishment not only of a formal democratic orderliness, but of a high quality and democracy, including the inner press freedom (editorial autonomy) and above all the own infrastructures for the quality ensuring of the mass media, which supplement the free market forces, ? all that has not been realized only by transmission of western institutions. This way of society?s development is steady influenced by the "cultural" factors - by the grown up social structures and specific traditional notions on journalism, politics and economy trade. It appeared soon, that the heritage of the soviet information dictatorship, especially the traditions of media steering, are stronger than the democratic traditions of the first independence in Latvia, and just that became as an important hindrance for the diversification of an independent media system and by that for the establishment of a real, not only proclaimed press freedom. From the political system diversified, independent media system with own part and functional logic is in Latvia still in the making and dependent on the whole process of transformation, and namely ? at the beginning of the consolidation phase, similarly as in other Middle European countries. In the Latvian case there can be represented above all the western investment companies as such positive working veto actors, which support the independence of the media, while the Latvian investment companies themselves, partially with exception of the regional (local) media, has strongly arranged in the political action. By that on the ground of the dissertation are realized analysis on structural achievements of the media system in the Republic of Latvia and appears just the journalistic professionalizing necessarily as the royal way towards the ensuring of the independence and quality of the contemporary Latvian media and with that, which confirms the working thesis by the author, as "a measuring-stick" for the development level of the mass media transformation in Latvia. This "measuring-stick" shows unfortunately a relative low level in comparison to western countries. Out of that the task of the professionalizing results as the main task for the future development, because the possibility of the juridical regulation and institutionalising in sense of professional societies remains extremely limited. It means, it can only be applicable above all to strengthen steady the other journalistic infrastructures - especially the education and the media journalism, and at the same time - the quality ensuring instruments within editorial offices. That is the greatest challenge for the Latvian media.