Einleitung: Kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse bilden im Langzeitverlauf nach Lebertransplantation (L-Tx) die dritthäufigste Todesursache. Zur Einschätzung des kardiovaskulären Risikos innerhalb von 10 Jahren nach L-Tx wurde der PROCAM-Score als probates Testverfahren für männliche Patienten zwischen 35 und 65 Jahren beschrieben (Version 2002). Eine erweiterte Version (neuer PROCAM, Version 2007) ermöglicht nun für Männer und Frauen die Berechnung des kardio- und zerebrovaskulären Risikos mit Altersbeschränkungen von 20-75 für die kardio- und 35-65 Jahren für die zerebrovaskuläre Risikoeinschätzung. Hauptfragestellung dieser Arbeit ist, ob der alte und neue PROCAM- Score die Einschätzung des kardio- und zerebrovaskulären Risikos langzeit-lebertransplantierter Patienten (über 10 Jahre) suffizient ermöglicht und ob gegebenenfalls der neue PROCAM- Score dem alten überlegen ist. Patienten und Methoden: In einer retrospektiven Analyse einer Kohorte von 313 lebertransplantierten Patienten mit einem Follow-Up von 20 Jahren wurden Patienten 10 und 20 Jahre nach L-Tx auf kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse untersucht. Der alte und neue PROCAM- Score wurde 10 Jahre nach L-Tx berechnet und die aufgetretenen kardio- und zerebrovaskulären Ereignisse im Zeitraum von 10 bis 20 Jahren nach der Transplantation mit der Einschätzung durch den alten und neuen PROCAM verglichen. Ergebnisse: Die kardiovaskuläre Risikoeinschätzung mit dem neuen PROCAM ist für Männer im Zeitraum zwischen 10 und 20 Jahren nach L-Tx dem alten PROCAM überlegen. Für Frauen ermöglicht der neue PROCAM eine suffiziente kardiovaskuläre Risikoeinschätzung. Bei der zerebrovaskulären Risikoeinschätzung zeigt sich eine Unschärfe. Es wurden mehr Ereignisse registriert als mittels PROCAM erwartet. Diskussion: Der alte und neue PROCAM ermöglichen eine suffiziente Einschätzung des kardiovaskulären Risikos langzeit-lebertransplantierter Patienten, wobei für Männer die neue Version der alten überlegen ist. Das Versagen der zerebrovaskulären Risikoeinschätzung könnte durch eine über den Verlauf zunehmend eingeschränkte Nierenfunktion als zusätzlichen Risikofaktor bedingt sein, der nicht mit in die Risikoberechnung mittels PROCAM eingeht. Patienten nach L-Tx scheinen im Vergleich zur Normalbevölkerung ein deutlich erhöhtes zerebrovaskuläres Risiko zu haben. Hierauf sollte in der Nachbetreuung geachtet, bzw. die Screening- Diagnostik erweitert werden.
Introduction: Cardio- and cerebrovascular events are the third leading cause of death in long-term follow up after liver transplantation (LT). The PROCAM score was described in males (35-65 years) as an useful tool to estimate the cardiovascular risk in the first 10 years after liver transplantation (version 2002). A more recent version (version 2007) of this score is now available to estimate risks in males and females. Age groups are 20-75 for cardio- and 35-65 years for cerebrovascular risk estimation. Aim of this study was to test the accuracy of the old and new PROCAM in long-term follow up (≥ 10 years) after LT and to compare both versions concerning their validity. Patients and Methods: A single center retrospective study of 313 consecutive LTs with a follow up of 20 years was conducted. 10 and 20 years after transplantation patients were screened for cardio- and cerebrovascular events and 10 years after LT the old and new PROCAM was calculated. The PROCAM estimates were compared to the cardio- and cerebrovascular events that actually happened during the time frame 10 to 20 years after transplantation. Results: Concerning cardiovascular risk estimation, for females and males the new PROCAM is appropriate between 10 and 20 years, and for males superior to the old PROCAM. The cerebrovascular estimate seems to be inaccurate. More events were observed than expected. Discussion: The old and new PROCAM is sufficient for the longtime- estimation of the cardiovascular risk after liver transplantation, for men the new version is superior to the old PROCAM. The underestimate of cerebrovascular events may be due to increasingly impaired renal function of our patients, a factor not considered by the PROCAM. LT patients seem to have a considerably higher cerebrovascular risk than normal population, long-term surveillance should take this into account and screening should be extended accordingly.