In der vorliegenden Dissertation wird das Problem der gesellschaftlichen und kulturellen ‚Integration‘ muslimischer Migranten in der Bundesrepublik Deutschland aufgeworfen und zur Diskussion gestellt. Die Arbeit verfolgt zwei Untersuchungsschwerpunkte. Der erste Teil handelt von der Geschichte und der Praxis diverser Wanderungsbewegungen aus einer breiten soziologischen Perspektive, wobei der Migration aus der Türkei und der arabischen Welt besondere Aufmerksamkeit beigemessen wurde. Sowohl die Aspekte und die Versäumnisse westdeutscher Immigrationspolitik als auch die Perspektive auf die Verweigerungshaltung einzelner muslimischer Gruppierungen werden unter die Lupe genommen. Zu den zu behandelnden Problemen beim Integrationsprozess gehören, unter anderem, die mangelnde Sprachkompetenz der Migranten, ihr Rückzug in die gebildeten ethnischen Communities sowie die Schwächen im Bildungswesen und in der Arbeitswelt. Die zweite Hälfte des ersten Teiles untersucht die Rolle des Islam im Prozess der Eingliederung muslimischer Familien in die deutsche Gesellschaft. Der Autor stützt sich hierbei auf selbst geführte Interviews mit Politikern und Soziologen. In einem zweiten Punkt, dem literaturwissenschaftlichen Untersuchungsschwerpunkt, wird der Integrationsprozess innerhalb der deutschsprachigen ‚Migrationsliteratur’ bearbeitet. Eminent ist hier, der Frage nachzugehen inwieweit die deutschsprachige ‚Migrationsliteratur’ als Integrationsmedium verstanden und eingesetzt werden kann. Der zweite Teil orientiert sich an der lange Zeit üblichen Generationsfolge, die durch Rafik Schami (1946 Damaskus / 1971 BRD), Emine Sevgi Özdamar (1946 Malatya / 1976 Berlin) und Feridun Zaimoğlu (1964 Bolu / 1965 Kiel) repräsentiert ist. Er geht darauf ein, auf welche Weise in vielen Werken der deutschsprachigen Literatur kulturelle Aspekte und Phänomene verarbeitet sind und wie die wahrgenommene Realität reflektiert wird, hierbei ist die kulturelle Erfahrung der Differenz, die Hybridität sowie die Selbstkritik und die Entlarvung von starren Normen und Werten entweder in der Heimat oder in der Fremde gemeint. Hier eröffnet sich eine breite Palette von Sprachlosigkeit, diskriminierenden Witzen bis zum souveränen Spiel mit zwei oder mehreren Sprachen. Ein besonderer Wert wird in diesem Teil auf die Theorie von Ottmar Ette, ‚Literatur ohne festen Wohnsitz’, gelegt. In dieser Arbeit distanziert sich der Verfasser entschieden von der herkömmlichen Bezeichnung einer Gattung der deutschsprachigen Literatur als ‚Migrationsliteratur’ sowie von dem Generationenkonzept.
The present thesis is about the problem of social and cultural 'integration' of Muslim migrants in the Federal Republic of Germany. This work has two focal points. The first part deals with the history and the practice of various migratory movements from a broad sociological perspective, giving special attention to migration from Turkey and the Arab world. The aspects as and omissions in West German immigration policy as well as the perspective on the negative attitude of separate Muslim groupings are examined in more depth. Among the topics treated are problems with the integration process, lacking linguistic competence among Migrants, and their self-confinement within ethnic Communities as well as the weakness in education and in professional life. In the second half of the first part, the role of Islam is examined to better understand the process of integration of Muslim families in the German society. The author relies on self-guided interviews with politicians and sociologists. In the second part, the literary focus of this study, the integration process will be analyzed through German-speaking ‘immigrant literature’. The question to examine is to what extent German-speaking ‘immigrant literature’ can be understood and be used as a medium for integration. The second part is based on the long time customary succession of generations, which are represented by Rafik Shami, Emine Sevgi Özdamar and Feridun Zaimoğlu. It addresses the way in which many works of this literature process cultural aspects and phenomena and how the perceived reality like the cultural experience of the difference, the hybridity as well as the self- criticism and the exposure by rigid standards and values either in the home country or in the stranger is reflected. Here a wide pallet of speechlessness, discriminating jokes presents to the sovereign game with two or several languages. A particular value gets in this part of the theory of Ottmar Ette, ‘literature without borders’. (‘Literatur ohne festen Wohnsitz’). In this work the author dissociates decided from the conventional designation of a type of the German-speaking literature as ‘migration literature’ as well as the generation concept.