Soziale Exklusion im chilenischen Arbeitsmarkt und die Integration der hochqualifizierten Erwerbstätigen: der Fall der TeleheimarbeiterInnen Ziel dieser Dissertationsarbeit ist die Entstehung und Entwicklung der sog. „prekären“ bzw. „sozial exkludierenden Arbeitsbedingungen“, d.h. befristeter, nicht vertragsregulierter und sozialgesicherter Arbeitsbedingungen im chilenischen Arbeitsmarkt präziser zu diskutieren und anlysieren. Bisher wurde dieser Wandel auf den strukturellen Transformationsprozess dieser Gesellschaft, d.h. auf dem Flexibilisierungs- bzw. Deregulierungsprozess des Arbeitsrechts und dem Verlagerungsprozess der Betriebe untersucht. Diese analytische Perspektive scheint jedoch nur eine partielle Sicht der Transformationsprozesse der chilenischen Arbeitswelt der letzten Jahrzehnte aufzuzeigen, da dabei die Subjekte als passive Betrachter und Empfänger solcher Wandlungsprozesse angenommen werden und einem einzigen (normalen) gesellschaftlichen „Inklusionsmodell“ vorausgesetzt wird. Komplementär dazu nimmt die vorliegen Studie an, dass die Entstehung und Verbreitung dieser Arbeitsbedingungen nicht nur das Ergebnis der Transformationsprozesse auf struktureller Ebene (kurz: des Staates und der Betriebe), sondern auch des sozialen Wandels auf institutioneller und subjektiver Ebene ist. Als forschungsleitender Ansatz wurde eine subjektorientierte Perspektive gewählt, die sich durch das Konzept der „biographischen Integrationsarbeit“ zusammenfassen lässt. Anhand dieses Begriffes wird versucht sowohl die synchronische als auch die diachronische Integration der Subjekte, d.h. deren simultane alltägliche Integration zu den verschiedenen Lebensbereichen (Arbeit, Familie, Bildung, usw.) als auch deren Aufbau und Erhalt ihrer Biographie zu rekonstruieren. Innerhalb dieses theoretischen Rahmens wurde eine empirische Untersuchung durchgeführt. Diese hat sich auf die hochqualifizierten weiblichen und männlichen Erwerbstätigen verschiedener Altersgruppen fokusiert, die zur Zeit eine teleheimarbeitsförmige Integrationsform im Dienstleistungsbereich entwickeln. Mit Hilfe eines halbstrukturierten und problemzentrierten Interviews wurde ihre bisherige Biographie, ihre Integrationseinstellungen zu den verschiedenen Lebensbereichen, ihre alltäglichen konkreten Integrationsstrategien und ihre „Sicherheitskonzepte“ untersucht. Diese Studie zeigt, dass teleheimarbeitsförmige Integrationsformen von den Subjekten aufgebaut werden, um eine größeren Handlungs- und Entfaltungsraum zu erreichen. Dabei erscheinen jedoch neue Integrationsspannungen, die die zukünftliche Entwicklung dieser Integrationsstrategien bedrohen könnten.
Social exclusion in the Chilean labor market and the integration of highly qualified workers: the case of teleworkers
The aim of this dissertation is to critically discuss the social exclusion approach by analyzing the transformation of the Chilean Labor Market and the expansion of so-called “precarious work.” This refers to non-standard employment relationships characterized by short-term, non-contract regulated and non-social secure labor conditions. To date, this transformation process has been studied from the perspective of social exclusion, which focuses on the flexibilization processes of labor legislation and the reorganization processes of firms. This analytical perspective seems to provide a partial explanation of the changes taking place in the Chilean labor market in recent last decades, by conceptualizing individuals as observers and receptors of such processes and analyzing their labor market participation patterns according to a unique “social inclusion model.” This dissertation assumes that the expansion of precarious labor conditions is not just the result of structural changes, but also of transformations occurring at a more subjective level. This becomes especially evident when considering the case of high-qualified workers in Chile who telework from home. According to the Sociology of Work, traditional industrial homeworking is often carried out by female low-qualified workers and is characterized by precarious labor conditions. This apparently contradictory trend is a central focus of this dissertation. The research is guided by “the subject-oriented perspective” (subjektorientierte Perspektive) and is centered around the concept of “biographical integration work” (biographische Integrationsarbeit), a term developed for this dissertation based on the theoretical foundations of two subject-oriented concepts: "the conduct of everyday life" (alltägliche Lebensführung) and “biographical life coping” (biographische Lebensbewältigung). On the basis of semi-structured interviews, this study empirically reconstructs the synchronic and diachronic integration patterns of 18 teleworkers to different life spheres (work, family and education) vis-à-vis their biography. The main results of this dissertation challenge the social exclusion perspective in relation to how teleworkers construct, manage and give meaning to their biography and everyday life in terms of autonomy and security, according to their gender, age and familial relationships.