Mangelernährung ist ein häufiges Problem bei chronischen und gravierenden Erkrankungen und findet sich bei 20 bis 50 % aller Patienten, die in Kliniken stationär behandelt werden. Die klinische Bedeutung der Mangelernährung ergibt sich aus einer ungünstigeren Prognose hinsichtlich Mortalität und Morbidität. Letztere hat einen längeren Krankenhausaufenthalt und damit auch deutlich erhöhte Behandlungskosten zur Folge. Ziel dieser Arbeit war es, Prävalenz und Schweregrad von Ernährungsdefiziten bei stationär behandlungsbedürftigen Patienten operativer Disziplinen zu erheben und damit einen Beitrag zur Charakterisierung der Problematik in Deutschland zu liefern. Nebenfragestellungen bezogen sich auf die Bedeutung medizinischer und sozioökonomischer Risikofaktoren für eine Mangelernährung und auf die Validität klinischer Scores im Vergleich zu apparativen Methoden zur Bestimmung der Körperzusammensetzung. Es wurden 202 konsekutiv stationär aufgenommene Patienten der urologischen und allgemeinchirurgischen Kliniken am Universitätsklinikum Charité, Campus Mitte, in Berlin untersucht. Entsprechend dem Subjective Global Assessment als Hauptkriterium für die Diagnose einer Mangelernährung wurden insgesamt 16,8 % aller untersuchten Patienten als mangelernährt klassifiziert. Bei Verwendung von anthropometrischen Messungen wurden deutlich weniger Patienten als mangelernährt identifiziert. Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den urologischen oder chirurgischen Patienten beobachtet. Im Vergleich zur internationalen Literatur ist die Prävalenz von Ernährungsdefiziten in unserer Kohorte auffallend niedrig, was sich durch ein jüngeres Durchschnittsalter (56,5 ± 14,7 Jahre), wahrscheinlich aber auch durch eine geringere Krankheitsschwere der Patienten erklärt. So litt zwar die Hälfte der untersuchten Patienten an einer malignen und damit potentiell konsumierenden Erkrankung, jedoch wurden diese nicht häufiger als mangelernährt klassifiziert als Patienten mit benignen Erkrankungen. Lebensstil und sozialer Status zeigten keine Assoziation zur Mangelernährung. Es fand sich jedoch ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Ernährungszustand und Alter der Patienten: in der Altersgruppe > 65 Jahre wurden doppelt so häufig Zeichen der Mangelernährung beobachtet als bei den < 65jährigen (25,4 vs. 12,9 %, p<0,003). Der Vergleich des SGA mit Parametern der Körperzusammensetzung zeigte, dass Patienten, die nach klinischen Kriterien als mangelernährt eingeschätzt wurden, nicht nur einen signifikant niedrigeren BMI (24,8 ± 4,5 vs. 27,9 ± 5,5 kg/m², p<0,001), sondern auch eine niedrigere Muskel- und fettfreie Masse, ein vermindertes Körperfett sowie ein niedrigeres Serum-Albumin aufwiesen. Überraschenderweise zeigte sich, dass in unserem Kollektiv die Mehrzahl der Patienten (52,2 %) nach den Kriterien der WHO mit einem BMI > 25 kg/m² als überernährt klassifiziert werden musste. Insgesamt belegt diese Arbeit, dass in einer allgemeinchirurgischen und urologischen Station nur eine Minderzahl der Patienten einen normalen Ernährungszustand aufweist, das zahlenmäßig führende Problem jedoch nicht die Mangel- sondern die Überernährung darstellt. Die Diagnostik von Ernährungsdefiziten scheint mit dem Subjective Global Assessment zuverlässig durchführbar und reflektiert auch Änderungen der Körperzusammensetzung. Die Frage nach der prognostischen Bedeutung sowohl von Über- als auch von Mangelernährung bezüglich Morbidität und Mortalität bleibt künftigen Untersuchungen vorbehalten.
Malnutrition is a common problem in chronic and severe diseases and is found in 20-50 % of hospitalized patients. It is associated with higher mortality and morbidity. Length of hospital stay is longer in malnourished patients which in turn implies substancial higher costs. We investigated prevalence and severity of hospital malnutrition in hospitalized surgical patients as well as potential medical and social riskfactors and the validity of the Subjective Global Assessment in comparison to other apparative methods to measure body composition. Nutritional state was assessed by clinical scores, anthropometry and bioimpedance analysis in 202 consecutively admitted patients in two surgical departments (urology and visceral surgery) of the University hospital in Berlin. Malnutrition was present in 16,8% of all patients using the Subjective Global Assessment. Less patients were considered malnourished using anthropometry. Surgical patients were not more frequently malnourished than urological patients; as well as patients with malignant diseases compared to patients with non-malignant diseases. Our patients were significantly younger (56,5 ± 14,7 years) and in a less severe state of disease what expains the low prevalence rate compared to international literature. There was no association between lifestyle and social status and malnutrition. Malnutrition was found significantly more often in older patients (25,4% in patients older than 65 years vs. 12,9% in patients younger than 65 years, p<0,003). Compared to other parameters of body composition, patients who were considered malnourished by SGA had a significant lower BMI (24,8 ± 4,5 vs. 27,9 ± 5,5 kg/m², p<0,001) as well as lower body cell mass, fat free mass, total body fat and lower albumin levels. Surprisingly, we found that 52,2% of all patients had a body mass index > 25 kg/m² and were therefore considered obese. This study shows that the minority of the patients has a normal nutritional status and that obesity more than malnutrition is the leading problem. Diagnosis of nutritional deficits with the Subjective Global Assessment is reliable and reflects changes in body composition. Prognostic relevance of over- as well as undernutrition in terms of mortality and morbidity should be subject of future studies