Das Symptom Kotwasser wird immer häufiger von Pferdebesitzern thematisiert und es werden zunehmend Tierärzte auf dieses Problem angesprochen. Die betroffenen Pferde setzen normal geformten Kot ab, der jedoch davor, währenddessen, danach oder unabhängig vom Kotabsatz von einem Absatz an Flüssigkeit begleitet ist. Bisher gibt es keine Methode der ersten Wahl, um die Pferde symptomfrei zu bekommen. Es stellt sich die Frage, wodurch Kotwasser entsteht und ob dahinter eine ernst zu nehmende Erkrankung liegen kann. Daher lag der Fokus dieser Studie auf dem Zusammenhang zwischen Magenulzera und Kotwasser. Weiterhin stellte sich die Frage, ob möglicherweise eine Korrelation mehrerer Ursachen wie Darmentzündungen, Sandakkumulationen im Darm oder Magen-Darm-Parasitosen den Grad des Kotwassers beeinflusst. Hierfür wurde zunächst eine Fragebogenstudie durchgeführt, um Risikofaktoren zu erfassen und Probanden für die klinische Untersuchung zu akquirieren. Ziel des Fragebogens war es außerdem, Informationen über den allgemeinen Lebensumstand der Pferde mit Kotwasserproblematik zu erfassen, um daraus mögliche Prädispositionsfaktoren zu ermitteln. Insgesamt wurden aus 228 vollständig beantworteten Umfragen 32 Pferde mit Kotwasser-Symptomatik für die Untersuchung in der Klinik ausgewählt. Am Tag der Untersuchung erfolgte eine allgemeine Untersuchung, die Bestimmung von Gewicht und des Body-Condition-Scores (BCS), eine Blutuntersuchung inklusive der Bestimmung von Serum-Amyloid-A, die Gastroskopie des Magens und die Sonografie der Dickdarmwand. Des Weiteren wurden Röntgenbilder des Abdomens zur Beurteilung von Sandakkumulationen angefertigt. Zudem wurde im Vorfeld eine Kotprobe zur parasitologischen Untersuchung, mittels Flotation, SAFC- und McMaster-Verfahren, genommen. Abschließend erfolgte eine individuelle Therapie, dessen Behandlungserfolg ungefähr drei bis vier Wochen später untersucht wurde. Weiterhin diente die Rückmeldung der Besitzer der untersuchten Pferde dazu, den Erfolg der Therapie zu beurteilen. Durchschnittlich litten die Pferde seit 4,9 Jahren an Kotwasser. Die Ausprägung erstreckt sich dabei von leichtem Tröpfeln (50,6%) bis zu schwallartigem Austritt (36,9 %). Der Absatz erfolgt vor allem mit fast jedem Kotabsatz (42,2 %) oder jedem Kotabsatz (38,6 %), aber auch unabhängig vom Kotabsatz als freies Kotwasser (12,0 %). Die meisten Besitzer führten bereits eine Therapie vor allem mittels Futteranpassungen und Ergänzungsfuttermittel durch, zumeist mit nur kurzfristigem Erfolg. Bei den betroffenen Tieren handelte es sich vor allem um Warmblüter (54,2 %) und Wallache (63,9 %). Fast alle Pferde erhielten als Raufutterquelle Heu (95,6 %) in der ad libitum-Fütterung (57,0 %). Kraftfutter wurde in 71,5 % zusätzlich verabreicht. Kotwasser tritt vor allem ganzjährig auf (56,6 %), jedoch konnte eine Tendenz bei Situationen wie dem Weideauftrieb oder einer Futterumstellung beobachtet werden. Außerdem zeigte sich tendenziell eine Erhöhung der Kotwasser-Werte unter Stresssituationen. In der gastroskopischen Untersuchung wurde bei 56,3 % der Pferde ein Befund an der Magenschleimhaut erhoben. Die Häufigkeit des Auftretens der Läsionen war vorwiegend über beide Schleimhaut-Typen gleichmäßig (44,4 %). Einige Pferde zeigten jedoch auch ausschließlich einen EGGD-Befund (33,3 %) oder ESGD-Befund (22,2 %). Eine entzündliche Reaktion am Dickdarm als Ursache für die Kotwasser-Problematik bei den Probanden ist höchstwahrscheinlich ausgeschlossen, da die gemessenen Werte der Wanddicke des Colon ascendens unter 0,5 cm lagen. In der röntgenologischen Untersuchung zeigten 43,8 % einen positiven Sandbefund, vor allem von Score 1. Die Kotprobe war bei 34,4 % positiv auf Strongyliden. Eine Verbesserung der Kotwasser-Problematik nach der Entwurmung zeigte sich jedoch nur in 28,2 % der Fälle. Die Blutuntersuchung ergab vereinzelt erniedrigte Werte bei den Lymphozyten, Hämoglobin und der mittleren korpuskulären Hämoglobin-Konzentration (MCHC). Der Serum-Amyloid-A-Wert lag bei fast allen in der Norm. Die Therapie richtete sich nach den in der Klinik erhobenen Befunden des Tieres und beinhaltete die Behandlung mit einem Omeprazol- und ggf. Sucralfat-Präparat, dem Ergänzungsfuttermittel EquiDigest® der Firma alfavet oder einer Flohsamenschalenbehandlung. Zu Beginn der Studie zeigten 30 Pferde Kotwasser, nach Abschluss der Therapie immerhin noch 21 Pferde. Jedoch konnte eine deutliche Verbesserung in der Ausprägung (p<0,001) und des Auftretens von Kotwasser (p=0,004) bestätigt werden. Außerdem ging die Therapie mit Veränderungen wie Gewichtszunahme, verbessertes Wohlbefinden, vermindertes Gähnen, bessere Rittigkeit und eine bessere Fellqualität einher. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen EGUS und dem Symptom Kotwasser bestehen kann. In der Studie zeigte sich eine höhere Prävalenz von EGGD im Vergleich zu anderen Studien über EGUS. Zudem konnte eine Tendenz in Richtung Erhöhung des Kotwassers unter Stresssituationen bei von Magenulzera betroffenen Pferden erkannt werden. Die Entzündung der Dickdarmschleimhaut sowie eine Sandakkumulation und der Befall mit Magen-Darm-Parasiten scheinen als Auslöser für Kotwasser unwahrscheinlich. Die Magengesundheit beim Pferd und die Entstehung von Kotwasser werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Demzufolge scheint ein Zusammenspiel aus gezielter Gabe von Medikamenten, Haltungs- und Fütterungsmanagement als Therapie hilfreich. In jedem Fall sollte eine Gastroskopie zur Abklärung von vorhandenen Magenulzera, bei gleichzeitigem Auftreten von Gewichtsverlust, vermehrtem Gähnen, Gurtzwang, Leistungsabfall, vermindertem Appetit, stumpfen Fell oder rezidivierenden Koliken erfolgen. Es wäre in diesem Zusammenhang sinnvoll zu untersuchen, inwieweit sich die Prävention von EGUS und die Vermeidung von Stresssituationen auf das Symptom Kotwasser auswirken.
The symptom of fecal water is increasingly being discussed by horse owners and vets. Affected horses defecate normally, but there is an accumulation of fluid before, during, after or independently of defecation. To date, there is no first-line treatment to keep horses free of symptoms. The question arises as to what causes free fecal water and whether there is a serious disease behind it. Therefore, the focus of this study was on the relationship between gastric ulcers and free fecal water. Another question was whether a combination of causes, such as intestinal inflammation, sand accumulation or gastrointestinal parasitosis, might influence the level of fecal water. To this end, a questionnaire study was carried out to identify risk factors and to recruit subjects for clinical examination. The questionnaire also aimed to gather information on the General living conditions of horses with free fecal water problems in order to identify possible predisposing factors. A total of 32 horses with free fecal water symptoms were selected for examination at the clinic from the 228 completed questionnaires. On the day of the examination, a general examination, determination of weight and body condition score (BCS), blood test including determination of serum amyloid A, gastroscopy of the stomach and sonography of the colon wall were performed. Radiographs of the abdomen were also taken to detect sand accumulation. In addition, a fecal sample was collected for parasitological examination using the flotation, SAFC and McMaster methods. This was followed by individualized therapy. The success of the therapy method was assessed approximately three to four weeks later. A further questionnaire for the owners of the examined horses was used to assess the success of the therapy. On average, the horses had been suffering from free fecal water for 4.9 years. The severity of the condition ranged from slight dribbling (50.6 %) to profuse discharge (36.9 %). The discharge occurred mainly with almost every defecation (42.2 %) or every defecation (38.6 %), but also independently of the defecation as free fecal water (12.0 %). The majority of owners had already attempted treatment, mainly through dietary modification and supplementation, usually with only short-term success. The affected animals were mainly warmbloods (54.2 %) and geldings (63.9 %). Almost all horses received hay (95.6 %) as a roughage source in ad libitum feeding (57.0 %). Concentrated feed was also given in 71.5 % of cases. Free fecal water mainly occurred throughout the year (56.6 %), but a tendency to free fecal water was observed in situations such as grazing or change of feed. There was also a tendency for free fecal water content to increase in stressful situations. Gastroscopy revealed gastric mucosal lesions in 56.3 % of the horses. The frequency of lesions was predominantly the same for both types of mucosa (44.4 %). However, some horses had only EGGD findings (33.3 %) or ESGD findings (22.2 %). An inflammatory reaction in the colon as the cause of the free fecal water problem in the subjects can most probably be ruled out, as the measured wall thickness of the ascending colon was less than 0.5 cm. In the radiological examination, 43.8 % showed a positive sand finding, mainly of score 1. The fecal sample was positive for strongylids in 34.4 % of cases. However, only 28.2 % of cases showed an improvement in free fecal water problems after deworming. Blood tests showed occasional low levels of lymphocytes, haemoglobin and mean corpuscular haemoglobin concentration (MCHC). Serum-amyloid-A levels were within normal limits in almost all cases. Therapy was based on the animal's clinical findings and included treatment with an omeprazole and, if necessary, a sucralfate preparation, the EquiDigest® dietary Supplement from alfavet or a psyllium husk treatment. At the start of the study, 30 horses had free fecal water, compared with 21 at the end of the treatment. However, a significant improvement in the severity (p<0.001) and frequency (p=0.004) of free fecal water was observed. The therapy was also associated with changes such as weight gain, improved comfort, reduced yawning, improved rideability and improved coat quality. The results show that there may be a link between EGUS and the symptom of free fecal water. The study showed a higher prevalence of EGGD compared to other studies of EGUS. There was also a tendency for increased free fecal water in horses with gastric ulcers under stress. Inflammation of the colonic mucosa, sand accumulation and gastrointestinal parasite infestation appear to be unlikely triggers of fecal water. The health of the horse's stomach and the development of free fecal water are influenced by a number of factors. Therefore, a combination of targeted medication, husbandry and feeding management appears to be helpful as a therapy. In any case, a gastroscopy should be carried out to confirm the presence of gastric ulcers if weight loss, increased yawning, girth sensitivity, loss of performance, reduced appetite, dull coat or recurrent colic occur at the same time. In this context, it would be useful to investigate the effect of preventing EGUS and avoiding stressful situations on the symptom of fecal water.