Antibiotikaresistenzen gefährden die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt und erfordern dringende Maßnahmen, um die Wirksamkeit dieser essenziellen Medikamente zu bewahren. Um dies sicherzustellen, sind staatliche und nichtstaatliche Organisationen aktiv, die sich dem Thema widmen. Trotz unterschiedlicher Zielsetzungen besteht ein wichtiger gemeinsamer Fokus auf der systematischen Erfassung sowohl des Antibiotikaeinsatzes als auch der Antibiotikaresistenzen. Es besteht wissenschaftlicher Konsens darüber, dass ein intensiver Einsatz von antibiotischen Substanzen direkt mit einem erhöhten Auftreten von Resistenzen korreliert. Deshalb sind beide Parameter zur Evaluation des jeweils anderen notwendig. Hierfür eignen sich Surveillance- und/oder Monitoring-Programme. Um den Herausforderungen der Antibiotikaresistenzen entgegenzutreten, fordert die EU-Verordnung 2019/6 die Erfassung des Antibiotikaeinsatzes in der Kleintiermedizin ab 2030. Das deutsche Tierarzneimittelgesetz sieht diese Erfassung bereits ab 2026 vor, was bedeutet, dass seit Januar 2025 Daten erhoben werden müssen. Mit dem Projekt HKP-Mon entstand ein Vorschlag für eine mögliche Datenerfassung über eine Schnittstelle in der Praxismanagementsoftware. Aktuell sieht das Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die Erfassung mithilfe des Herkunftssicherungs- und Informationssystems für Tiere vor. Welche Systeme sich zukünftig als praktikabel und nützlich erweisen, bleibt abzuwarten. Wie oben bereits erwähnt, sind sowohl die Erfassung der Antibiotikamengen als auch die Analyse von Antibiotikaresistenzen von zentraler Bedeutung. Im Rahmen dieser Arbeit wurden daher die Resistenzdaten von Escherichia (E.) coli und Klebsiella (K.) pneumoniae aus dem Zeitraum 2019 bis 2021 ausgewertet. Diese Daten stammen aus dem deutschen Veterinärdiagnostiklabor LABOKLIN GMBH & CO. KG, das von etwa einem Drittel der veterinärmedizinischen Praxen und Kliniken in Deutschland genutzt wird und somit eine hohe Repräsentativität aufweist. Der Fokus auf Drittgenerations-Cephalosporin-resistente (3GCR) E. coli und 3GCR-K. pneumoniae wurde gewählt, da diese Pathogene sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin von erheblicher klinischer und epidemiologischer Relevanz sind. Die vorliegenden Arbeiten konnten 3GC-Resistenzraten (Cefovcin) von 11,6 % in E. coli und 16,2 % in K. pneumoniae feststellen. In beiden Fällen lag diese über der Resistenzrate des 3GC (Ceftazidim) aus der ARS-Datenbank der Humanmedizin mit 6,7 % in den E. coli-Isolaten und 7,7 % in den K. pneumoniae-Isolaten. Anhand einer geografischen Auswertung konnten regionale Unterschiede der 3GC-Resistenzraten in E. coli-Isolaten festgestellt werden. Die höchsten Resistenzraten fanden sich in Isolaten aus den Regionen rund um Bremen und Passau mit 15 %. Isolate aus Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, Sachsen-Anhalts, Thüringens und Bayerns lagen bei 10 % Resistenzrate. E. coli-Isolate aus dem Saarland sowie den Regionen rund um Köln, Düsseldorf und Duisburg zeigten mittlere Resistenzraten von 12,5 %. Gründe für diese Unterschiede in den Resistenzraten dürften vielschichtig und komplex sein. Die Unterschiede in der 3GC-Resistenz zwischen E. coli-Isolaten von Hunden und Katzen waren geringfügig und blieben über den Untersuchungszeitraum weitgehend konstant. Im Gegensatz dazu zeigten die 3GC-resistenten K. pneumoniae-Isolate größere Unterschiede: Zu Beginn des Untersuchungszeitraums wiesen Katzenisolate deutlich höhere Resistenzraten auf. Diese näherten sich jedoch im Zeitverlauf zunehmend den Werten der Isolate von Hunden an. Grundsätzlich konnten deutlich mehr E. coli-Isolate (n = 25.491) als K. pneumoniae Isolate (n = 1.185) identifiziert werden. Die K. pneumoniae-Isolate zeigten dafür aber um einiges höhere Resistenzraten, auch unter anderen antibiotischen Substanzgruppen. Diese Beobachtungen stehen im Einklang mit den Ergebnissen zahlreicher anderer Studien. In diesem Zusammenhang wurden drei Isolatgruppen hinsichtlich ihrer Resistenz gegenüber Chloramphenicol, Doxycyclin, Enrofloxacin, Gentamicin, Nitrofurantoin und Sulfamethoxazol-Trimethoprim untersucht. Dabei erfolgte die Analyse getrennt für alle E. coli- und K. pneumoniae-Isolate sowie für jeweils zwei Subgruppen: einerseits die 3GC-sensitiven und andererseits die 3GC-resistenten Isolate dieser Bakterienarten. So zeigte die Gesamtheit der E. coli-Isolate gegenüber Chloramphenicol 8,0 %, Doxycyclin 9,8 %, Enrofloxacin 6,3 %, Gentamicin 3,0 %, Nitrofurantoin 8,6 % und Sulfamethoxazol-Trimethoprim 12,5 % Resistenzrate. Die Gesamtheit aller K. pneumoniae-Isolate zeigte folgende Resistenzraten: Chloramphenicol 16,2 %, Doxycyclin 14,0 %, Enrofloxacin 8,9 %, Gentamicin 6,0 %, Nitrofurantoin 24,7 % und Sulfamethoxazol-Trimethoprim 14,9 %. Während die 3GC-sensiblen E. coli alle Resistenzraten unter 10 % aufwiesen, blieben die 3GC-sensiblen K. pneumoniae Isolate unter 20 % Resistenzrate. Die Resistenzraten unter den 3GC-resistenten E. coli lagen gegenüber Chloramphenicol bei 27,3 %, gegenüber Doxycyclin bei 20,4 %, gegenüber Enrofloxacin bei 17,7 %, gegenüber Gentamicin bei 13,5 %, gegenüber Nitrofurantoin bei 35,2 % und gegenüber Sulfamethoxazol-Trimethoprim bei 30,4 %. Im Vergleich dazu zeigten 3GC-resistente K. pneumoniae deutlich höhere Resistenzraten gegenüber Chloramphenicol (47,2 %), Doxycyclin (33,2 %), Enrofloxacin (28,5 %), Gentamicin (27,5 %), Nitrofurantoin (59,6 %) und Sulfamethoxazol-Trimethoprim (50,3 %). Die Analyse der E. coli-Isolate aus verschiedenen Organsystemen (Wunde, Reproduktionstrakt, Respirationstrakt, Haut/Weichgewebe, Urogenitaltrakt und Sonstiges) ergab 3GC-Resistenzraten zwischen 5 % und 15 %. Dabei zeigten Isolate aus dem Urogenital- und Reproduktionstrakt die niedrigsten 3GC-Resistenzraten. Im Gegensatz dazu wiesen K. pneumoniae-Isolate aus dem Urogenitaltrakt von Katzen besonders hohe Resistenzraten auf, wobei die geringe Anzahl der Isolate berücksichtigt werden muss. Die Resistenzraten der K. pneumoniae-Isolate aus allen anderen Organsystemen lagen hingegen bei etwa 25 % oder darunter. Zusammenfassend unterstreicht diese Arbeit die immense Bedeutung der systematischen Erfassung und Analyse von Antibiotikaresistenzen in der Veterinärmedizin. Die Ergebnisse liefern wichtige Einblicke in die Resistenzlage von E. coli und K. pneumoniae in Deutschland und tragen dazu bei, das Verständnis für die Verbreitung und Dynamik von 3GC-Resistenzen zu erweitern. Dennoch bleibt weiterer Forschungsbedarf bestehen, insbesondere hinsichtlich der Einflussfaktoren und der geografischen sowie sektorübergreifenden Unterschiede. Die gewonnenen Erkenntnisse verdeutlichen nicht nur die dringliche Notwendigkeit eines intensiveren Monitorings und wirksamer Maßnahmen zur Kontrolle von Antibiotikaresistenzen, sondern können auch als Grundlage für zukünftige Strategien dienen. Letztlich ist es entscheidend, dass Wissenschaft, Politik und Praxis gemeinsam daran arbeiten, die Wirksamkeit von Antibiotika nachhaltig zu sichern – im Sinne von One Health, für Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen.
Antibiotic resistance poses a threat to the health of humans, animals, and the environment, requiring urgent measures to preserve the effectiveness of these essential medications. To ensure this, both governmental and non-governmental organizations are actively addressing the issue. Despite differing objectives, a crucial common focus is the systematic collection of data on both antibiotic use and antibiotic resistance. It is a scientific consensus that intensive use of antibiotics directly correlates with an increased occurrence of resistance. Therefore, both parameters are necessary for evaluating each other. Surveillance and/or Monitoring programs are suitable for this purpose. To address the challenges of antibiotic resistance, EU Regulation 2019/6 mandates the recording of antibiotic use in companion animal Medicine from 2030 onward. The German TAMG (Tierarzneimittelgesetz), however, requires this data collection starting in 2026, meaning that data must be gathered from January 2025. The HKP-Mon project proposed a possible data collection method via an interface in practice management software. Currently, the Federal Ministry for Consumer Protection and Food Safety envisions data collection through the Traceability and Information System for Animals (HI-Tier). It remains to be seen which systems will prove to be practical and useful in the future. As mentioned above, both the recording of antibiotic quantities and the analysis of antibiotic resistance are of central importance. In this study, resistance data of Escherichia (E.) coli and Klebsiella (K.) pneumoniae from the period 2019 to 2021 were analyzed. These data originate from the German veterinary diagnostic laboratory LABOKLIN GMBH & CO. KG, which is used by approximately one-third of veterinary practices and clinics in Germany, ensuring high representativeness. The focus on third-generation cephalosporin-resistant (3GCR) E. coli and 3GCR-K. pneumoniae was chosen because these pathogens are of significant clinical and epidemiological relevance in both human and veterinary medicine. The present study identified 3GC resistance rates (cefovecin) of 11.6 % in E. coli and 16.2 % in K. pneumoniae. In both cases, these rates exceeded the 3GC (ceftazidime) resistance rates in the ARS database of human medicine, which were 6.7 % in E. coli isolates and 7.7 % in K. pneumoniae isolates. A geographical analysis revealed regional differences in 3GC-resistance rates among E. coli isolates. The highest resistance rates were found in isolates from regions around Bremen and Passau, with 15 %. Isolates from parts of Mecklenburg-Western Pomerania, Saxony-Anhalt, Thuringia, and Bavaria showed a 10 % resistance rate. exhibited moderate resistance rates of 12.5 %. The reasons for these variations in resistance rates are likely complex and multifaceted. Differences in 3GC resistance between E. coli isolates from dogs and cats were minor and remained largely constant over the study period. In contrast, 3GC-resistant K. pneumoniae isolates showed greater variation: at the beginning of the study period, cat isolates exhibited significantly higher resistance rates, which increasingly aligned with the values of dog isolates over time. Overall, significantly more E. coli isolates (n = 25,491) than K. pneumoniae isolates (n = 1,185) were identified. However, K. pneumoniae isolates exhibited considerably higher resistance rates, even across other antibiotic classes. These observations align with the findings of numerous other studies. In this context, three isolate groups were examined for resistance to chloramphenicol, doxycycline, enrofloxacin, gentamicin, nitrofurantoin, and sulfamethoxazole-trimethoprim. The analysis was conducted separately for all E. coli and K. pneumoniae isolates, as well as for two subgroups each: one comprising 3GC-sensitive and the other 3GC-resistant isolates of these bacterial species. The total E. coli isolates showed resistance rates of 8.0 % for chloramphenicol, 9.8 % for doxycycline, 6.3 % for enrofloxacin, 3.0 % for gentamicin, 8.6 % for nitrofurantoin, and 12.5 % for sulfamethoxazole-trimethoprim. The total K. pneumoniae isolates exhibited resistance rates of 16.2 % for chloramphenicol, 14.0 % for doxycycline, 8.9 % for enrofloxacin, 6.0 % for gentamicin, 24.7 % for nitrofurantoin, and 14.9 % for sulfamethoxazole-trimethoprim. While 3GC-sensitive E. coli isolates had resistance rates below 10 % across all substances, 3GC-sensitive K. pneumoniae isolates remained below 20 %. The resistance rates among 3GCresistant E. coli isolates were 27.3 % for chloramphenicol, 20.4 % for doxycycline, 17.7 % for enrofloxacin, 13.5 % for gentamicin, 35.2 % for nitrofurantoin, and 30.4 % for sulfamethoxazole-trimethoprim. In comparison, 3GC-resistant K. pneumoniae showed higher resistance rates: 47.2 % for chloramphenicol, 33.2 % for doxycycline, 28.5 % for enrofloxacin, 27.5 % for gentamicin, 59.6 % for nitrofurantoin, and 50.3 % for sulfamethoxazoletrimethoprim. The analysis of E. coli isolates from different organ systems (wound, reproductive tract, respiratory tract, skin/soft tissue, urogenital tract, and others) revealed 3GC-resistance rates between 5 % and 15 %. Isolates from the urogenital and reproductive tracts showed the lowest 3GC resistance rates. In contrast, K. pneumoniae isolates from the urogenital tract of cats exhibited particularly high resistance rates, although the small number of isolates must be considered. The resistance rates of K. pneumoniae isolates from all other organ systems were around 25 % or lower. In summary, this study underscores the immense importance of systematically collecting and analyzing antibiotic resistance data in veterinary medicine. The findings provide crucial insights into the resistance situation of E. coli and K. pneumoniae in Germany, contributing to a better understanding of the distribution and dynamics of 3GC resistance. However, further research is needed, particularly regarding influencing factors and geographical as well as cross-sectoral differences. The results highlight not only the urgent need for intensified monitoring and effective measures to control antibiotic resistance but also serve as a basis for future strategies. Ultimately, it is essential for science, policy, and practice to work together to sustainably preserve the effectiveness of antibiotics—in the spirit of One Health, for humans, animals, and the environment alike.