Hintergrund: Die Geburt eines Kindes und damit die Entstehung einer neuen Familie bringen häufig massive Veränderungen und Herausforderungen mit sich. Familiäre psychosoziale Belastungen in dieser vulnerablen Phase führen nachweislich zur Einschränkung der kindlichen Entwicklung und stellen ein Risiko für die Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe der Betroffenen dar. Entsprechend der Maxime, allen Kindern ein gesundes, ungestörtes Aufwachsen zu ermöglichen, sollen ebendiese Belastungen durch ein flächendeckendes und stigmafreies Frühwarnsystem erkannt und präventiv abgewendet werden. Dies ist das Prinzip der Lotsendienste, die sich an der einzigartigen Schnittstelle von Gesundheitssystem und weiteren Versorgungsstrukturen des Sozialwesens in Deutschland zunehmend etablieren.¬ Der größte von ihnen ist das Programm Babylotse, welches anstrebt, Familien mit einem Unterstützungsbedarf rund um die Geburt frühzeitig zu identifizieren und durch individuelles Case-Management passgenaue Hilfsangebote aus dem bestehenden Versorgungsspektrum zu vermitteln. Während Babylotse deutschlandweit wächst, sind systematische Erhebungen zur Evaluation der Intervention, deren Wirkung und Effektivität bisher nur begrenzt vorhanden. Methodik: Es wurde eine prospektive Evaluationsstudie im Mixed-Methods-Ansatz an den Geburtskliniken der Charité konzipiert. Dazu wurde ein semistrukturiertes Interview entwickelt und telefonisch durchgeführt. Der Primärdatensatz setzte sich aus der Befragung, dem Babylotse-Screening und der Falldokumentation zusammen. Die Ergebnisse wurden mittels deskriptiver Statistik analysiert. Durch die explorative Untersuchung wurden richtungsweisende Trends und Forschungshypothesen abgeleitet. Ergebnisse: Während des 14-monatigen Befragungszeitraums konnte eine Fallzahl von 300 erreicht und 212 Interviews durchgeführt werden. Es wurde ein detailliertes Porträt der Studienkohorte in ihrer diversen Bedarfslage, ihren soziodemographischen und gesundheitlichen Eigenschaften erstellt. Die Projektziele konnten weitgehend erreicht werden: die Überleitungen waren laut der Befragten überwiegend funktional (84,6%) und bedarfsgerecht (85,7%). Die Zufriedenheit mit der Intervention (94,2%) sowie die Inanspruchnahme waren sehr hoch. Die Sprachbarriere stellte sich als zentrale Hürde zur Teilhabe dar. Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass der hohe Bedarf an einer psychosozialen Navigation durch das Angebot eines stationären Lotsendienstes umfassend und adäquat gedeckt werden kann. Diese Erkenntnis fügt sich in den Forschungsstand ein und legt ein regelhaftes Verankern, sowie die intersektorale Erweiterung des Programms nahe. Es konnten klare Muster bezüglich der Inanspruchnahme, Bedarfe und Funktionalität festgestellt und daraus konkrete Empfehlungen zur Optimierung erarbeitet werden.
Background: The birth of a child and the creation of a new family often introduce massive changes and challenges. Family psychosocial stress in this vulnerable phase has been proven to restrict child development and pose a risk to the health and social participation of those affected. In line with the maxim of enabling all children to grow up in a healthy, undisturbed environment, the aim is to identify and prevent such stresses through a comprehensive and stigma-free early warning system. This is the principle behind the pilot services that are becoming increasingly established at the unique interface between the healthcare system and other social care structures in Germany. The largest of these is the Babylotse program, which aims to identify families with a need for support around the birth at an early stage and to provide them with tailored support services provided by the existing care spectrum through individual case management. Despite Babylotse is growing throughout Germany, systematic surveys evaluating the intervention, its impact and effectiveness are still limited. Methods: A prospective evaluation study using a mixed-methods approach was designed at the Charité maternity clinics. A semi-structured interview was developed and conducted by telephone. The primary data set consisted of the survey, the Babylotse screening and the case documentation. The results were analyzed using descriptive statistics. The explorative study was used to derive trends and research hypotheses. Results: During the 14-month survey period, a case number of 300 was reached and 212 interviews were conducted. A detailed portrait of the study cohort in terms of their diverse needs, socio-demographic and health characteristics was created. The project objectives were largely achieved: according to the interviewees, the transitions were predominantly functional (84.6%) and needs-based (85.7%). Satisfaction with the intervention (94.2%) and utilization were very high. The language barrier proved to be a key obstacle to participation. Conclusion: The study reveals that the high demand for psychosocial navigation can be comprehensively and adequately met by offering an inpatient pilot service. This finding is in line with the current state of research and suggests a regular anchoring and intersectoral expansion of the program. Transparent patterns regarding utilization, needs and functionality were identified and concrete recommendations for optimization were developed.