Die erfolgreiche Integration von Schüler:innen mit Migrationshintergrund in den Bildungsbereich erfordert eine bewusste Anstrengung von Lehrkräften, Schulen und Bildungseinrichtungen, um eine inklusive und unterstützende Lernumgebung zu schaffen. Personen mit Migrationshintergrund können sich in verschiedenen Merkmalen zu Personen ohne Migrationshintergrund unterscheiden. In dieser Arbeit wurde der Blick auf die Bedeutung der kulturellen Identifikation bei Schüler:innen und Lehrkräften gerichtet. Wenngleich sich Schüler:innen und Lehrkräfte nicht immer ihrer kulturellen Identifikation bewusst sein dürften, spielt diese für die schulischen Leistungen und im Kontakt zu anderen eine bedeutsame Rolle. In der vorliegenden Arbeit wurde auf Grundlage verschiedener Studien die kulturelle Identifikation beleuchtet. Zunächst wurde in drei experimentellen Studien in (multivariaten) Varianzanalysen die Möglichkeit zur situationalen Erhöhung der Identitätsstärke mit Deutschland bei Personen mit Migrationshintergrund überprüft (Teilstudien I-A bis I-C). Im Anschluss wurde mithilfe einer hierarchischen Regressionsanalyse ermittelt, inwieweit die Stärke der Identifikation mit der Herkunfts- und Aufnahmekultur die Effekte von Stigma-Bewusstsein und der Wahrnehmung von Unterstützung durch eine Lehrkraft auf die Wortlernleistung von Schüler: innen mit einem türkischen Migrationshintergrund moderiert (Studie II). Es folgte eine Studie, in der mittels linearer Regressionsanalysen, die Zusammenhänge zwischen der Stärke der ethnisch-kulturellen Identifikation sowie den Merkmalen kultureller und motivationaler Einstellungen im Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität bei angehenden Lehrkräften mit und ohne Migrationshintergrund erfasst wurden (Studie III). Die zentralen Befunde lassen sich in den folgenden Aussagen zusammenfassen: (1) Die Identitätsstärke mit Deutschland konnte bei Personen mit Migrationshintergrund mithilfe der angewendeten Manipulationstechniken situational nicht gesteigert werden. (2) Stigma-Bewusstsein wies einen negativen und das Unterstützungserleben durch eine Lehrkraft einen positiven Zusammenhang mit der Wortlernleistung bei türkischstämmigen Jugendlichen auf. Insbesondere zeigte sich eine günstigere Lernleistung bei Schüler:innen, die sich weniger mit ihrer Aufnahmekultur und die Lehrkraft gleichzeitig als unterstützender wahrnahmen, wohingegen Schüler:innen, die bereits eine ausgeprägte Identifikation mit Deutschland angaben, nicht in gleichem Maße von einem höheren Unterstützungserleben profitierten. (3) Für Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund spielte die Identifikation mit ihrer Herkunfts- und Aufnahmekultur sowohl für die kulturellen als auch die motivationalen Einstellungen im Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität lediglich eine untergeordnete Rolle. Hingegen zeigte sich bei angehenden Lehrkräften ohne Migrationshintergrund, dass das erlebte Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland eher abträglich für motivationale Einstellungen war und ein stark erforschendes Verhalten bezüglich der deutschen Kultur mit einer gesteigerten Motivation einherging migrationsbedingte Vielfalt im Unterricht zu berücksichtigen. In Bezug auf die kulturellen Einstellungen konnte für Lehramtsstudierende ohne Migrationshintergrund kein konsistentes Befundmuster ermittelt werden. Der Fokus auf verschiedene Akteur:innen in der vorliegenden Arbeit ermöglicht einerseits vielfältige Perspektiven zu beleuchten, was zu einem umfassenderen Verständnis des schulischen Umfelds führt. Andererseits bietet dies aus psychologischer sowie schulpädagogischer Sicht die Gelegenheit, tiefere Einblicke in die Mechanismen zu gewinnen, die den schulischen Erfolg beeinflussen. Aufgrund dieses tieferen Verständnisses können Maßnahmen entwickelt werden, um Bildungsbenachteiligungen bei Kindern mit Migrationshintergrund abzuschwächen bzw. zu verhindern und somit verstärkt Chancengleichheit zu gewährleisten. Die Befunde der Dissertation liefern Hinweise für die Umsetzung von forschungsbasierten und schulpädagogischen Implikationen. Die vorliegende Arbeit trägt darüber hinaus dazu bei, den aktuellen bildungspolitischen Diskurs zur Professionalisierung von (angehenden) Lehrkräften im Umgang mit migrationsbedingter Heterogenität sinnvoll zu erweitern.
The successful integration of students with a migration background into the education sector requires a conscious effort by teachers, schools and educational institutions to create an inclusive and supportive learning environment. Individuals with a migration background may differ in various aspects from those without a migration background. This study specifically focused on the importance of cultural identification among students and teachers. Although students and teachers may not always be aware of their cultural identification, it plays a significant role in academic performance and interpersonal interactions. The study examined cultural identification based on various studies. Initially, three experimental studies examined the potential for situational increases in identity strength with Germany among individuals with a migration background through multivariate analyses of variance (sub-studies I-A to I-C). Subsequently, a hierarchical regression analysis was conducted to determine the extent to which the strength of identification with the culture of origin and host culture moderates the effects of stigma awareness and the perception of support from a teacher on word learning performance among students with a Turkish migration background (Study II). Another study investigated the relationships between the strength of ethnic-cultural identification and the characteristics of cultural and motivational attitudes when dealing with migration-related heterogeneity among preservice teachers with and without a migration background using linear regression analyses (Study III). The key findings can be summarized as follows: (1) The strength of identity with Germany could not be increased situationally in individuals with a migration background using the applied manipulation techniques. (2) Stigma consciousness showed a negative correlation, while perceived teacher support exhibited a positive correlation with word learning performance among Turkish-origin adolescents. In particular, students who identified less with their host culture and perceived the teacher as more supportive demonstrated more favorable learning outcomes, whereas students with a strong identification with Germany did not benefit to the same extent from a higher experience of support. (3) For preservice teachers with a migration background, identification with their origin and host culture only played a minor role in both cultural and motivational attitudes towards dealing with migration-related heterogeneity. However, among preservice teachers without a migration background, a strong sense of belonging to Germany was detrimental to motivational attitudes, and an exploratory approach to German culture was associated with increased motivation to consider migration-related diversity in teaching. No consistent pattern of findings regarding cultural attitudes was identified for preservice teachers without a migration background. The focus on different actors in this study allows, one the one hand, for diverse perspectives, contributing to a comprehensive understanding of the school environment. On the other hand, from a psychological and educational standpoint, this approach provides insights into the mechanisms influencing academic success. Based on this deeper understanding, measures can be developed to mitigate or prevent educational disadvantages for children with a migration background, thereby promoting greater equality of opportunity. The findings of the dissertation offer guidance for the implementation of research-based and educational implications, contributing to the ongoing educational policy discourse on the professionalization of (preservice) teachers in dealing with migration-related heterogeneity.