In den letzten Jahren rückte die Unterstützung für Familien mit psychisch erkrankten Eltern zunehmend in den Fokus von Wissenschaft und Politik. Während fachpolitisch mehr Passgenauigkeit und mehr hilfesystemübergreifende Kooperation der Hilfen gefordert werden, zeigt sich mit Blick auf den Forschungsstand, dass für eine solche Fortentwicklung notwendige Wissensbestände kaum vorliegen. Zu den Forschungslücken zählen u.a. die Sichtweisen der Fallbeteiligten sowie Hürden in der multiprofessionellen Zusammenarbeit.
Vor diesem Hintergrund geht das Forschungsprojekt „Mütter und Kinder zwischen den Hilfesystemen“ der Frage nach, wie Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und die beteiligten Professionellen die Hilfen und ihr Zusammenwirken erleben. Im Zuge dieser qualitativen Studie stellte sich die nachfolgende Frage, der in diesem Beitrag nachgegangen wird: Was kennzeichnet eine sozialpädagogische Analyse des Hilfeerlebens psychisch erkrankter Hilfenutzer*innen in diesem interdisziplinären und multiprofessionellen Handlungsfeld?
Zur Beantwortung dieser Frage werden zwei im Feld verankerte, wirkmächtige Wissensbestände als Analysefolien herausgearbeitet und hinsichtlich ihrer Reichweite sowie Begrenzung diskutiert. Dies ist zum einen der Blick auf die psychische Erkrankung im Allgemeinen und spezifisch auf die Borderline-Diagnose und zum anderen der Blick auf die Rolle als Person, die als Nutzer*in bzw. Adressat*in in Hilfeprozesse eingebunden ist. Wir votieren dafür, diese Analysefolien als eigenständige, sich ergänzende Betrachtungslogiken zu begreifen, die einerseits das ‚was‘ und andererseits das ‚wie‘ des Hilfeerlebens erfassen. Für einen sozialpädagogischen Blick liegt der Mehrwert darin, beide Analysefolien im Sinne einer Multiperspektivität zusammenzuführen.
In recent years, support for families with mentally ill parents has increasingly attracted scientific and political attention. Although there have been repeated calls for more needs-oriented help services and stronger cross-system collaboration, the current state of research reveals significant gaps in knowledge necessary for such advancements. These gaps include the perspectives of those involved in help processes as well as barriers to multiprofessional cooperation.
Against this backdrop, the research project “Mothers and children between the help systems” examines how mothers diagnosed with borderline personality disorder and the professionals involved perceive the help processes and their interplay. In the course of this qualitative study, the following question emerged, which is explored in this article: What characterizes a social work analysis of the help experiences of mentally ill help users within this interdisciplinary and multiprofessional field?
To address this question, two analytical foils, that are anchored in the field, are elaborated and discussed with regard to their scope and limitations. The first concerns the view of mental illness in general and specifically of the borderline diagnosis; the second relates to the role of individuals as users or addressees of help services. We argue that these foils should be understood as distinct but complementary analytical logics: the first focusing on the ‘what’, the second on the ‘how’ of help experiences. From a social work perspective, the added value lies in integrating both analytical foils to enable a multi-perspective approach.