Long-term maintenance of positive health-related behaviors is key in the prevention, management, and rehabilitation of chronic conditions, such as cardiovascular diseases, diabetes and cancer. Habits, i.e., context-response associations where the context automatically triggers a behavioral impulse, are proposed to facilitate behavioral maintenance by guiding behavior despite low intentions (de Bruijn & Rhodes, 2011). However, findings on the interplay between habit and intention strength remain inconclusive due to methodological limitations, and little is understood about how habit interacts with volitional processes, such as spontaneous action planning. Supporting successful habit formation requires an understanding of determinants that facilitate learning of context-response links. Habits are assumed to form more quickly if the behavior is intrinsically rewarding (de Wit & Dickinson, 2009), but study designs that are able to capture reward in the critical moment are lacking. Aside from intrinsic reward, few theoretical determinants have been tested that may be linked to habit strength beyond behavioral repetition. Moreover, unwanted habits present a barrier for behavior change (Gardner et al., 2021) and opposing assumptions exist on whether old habits persist or decay, when substituted with a new habitual response (Mercuur, 2021). These propositions warrant investigation in real-life settings where participants are supported to substitute unwanted habits with healthier alternatives. The present thesis examined the role of habit in complex health behaviors and its determinants in real life settings. Specifically, the following research questions were addressed: RQ 1: How do reflective processes (i.e., intention strength and spontaneous action planning) and habit interact when guiding complex health behavior? (Study 1). RQ 2: How do habits form over time and what factors facilitate habit formation in real-life settings? (Study 2 and 3). RQ 3: How do habits decay over time and what factors facilitate habit decay in real-life settings? (Study 3). The empirical findings of this thesis are based on three data sets. The first study is a secondary analysis of data from 225 participants in a planning intervention that targeted increase of daily physical activity. The participants self-reported their intention strength, spontaneous action planning, and habit strength at five measurement follow-ups over a one-year period. The second study is a secondary analysis of data from 135 participants in an online planning intervention that aimed at forming a healthy nutrition habit. The participants reported habit strength and theoretical determinants daily over 12 weeks. The third study is a primary analysis of data from 42 participants in an online planning intervention that targeted substitution of an old with a new, more active commuting habit. The participants provided multiple daily assessments during a baseline week and five post-intervention weeks, spanning 14 weeks. Participants reported daily habit strength, experienced reward and regret, and weekly plan enactment for both new and old commuting behaviors. In all studies multilevel models were fit. Based on the empirical findings of this thesis, the research questions 1-3 can be answered as follows: RQ 1) Strong habits seem to compensate lowered intention strength when guiding complex health behavior. However, spontaneous action planning remains an important reflective process for behavioral engagement independent of habit strength. RQ 2) In the context of habit formation and substitution, habit strength increases more quickly in earlier phases whereas the increase is less pronounced in later phases. Every opportunity to engage in the new behavior seems important when substituting habits. Moreover, experienced reward upon behavioral performance, captured through momentary assessments, is associated with higher habit strength, whereas more distal affective judgments may not reflect the reward directly linked to habit strength. Additionally, the findings suggest that higher than usual alignment between reflective processes and habit is associated with more automatic behavioral performance on a given day and a certain degree of average alignment of reflective processes and habit seems to be a pre-requisite for healthy habits to form. RQ 3) When substituted with a healthier alternative, old habit strength decays linearly but only in part. The decay of old habit strength is associated with consistently performing the new, desired behavior in the old context. Moreover, immediate negative experiences of the old behavior seem to be associated with habit decay. Future research is needed to further examine how determinants of habit change can be manipulated in habit interventions to facilitate habit formation and habit decay.
Die langfristige Aufrechterhaltung von positiven Gesundheitsverhaltensweisen ist entscheidend für die Prävention, das Management und die Rehabilitation chronischer Erkrankungen, wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. Es wird angenommen, dass Gewohnheiten – d.h. Assoziationen zwischen Kontext und Reaktion, bei denen der Kontext automatisch einen Verhaltensimpuls auslöst – die Aufrechterhaltung von Verhalten erleichtern, indem sie das Verhalten trotz geringer Intentionsstärke steuern (de Bruijn & Rhodes, 2011). Ergebnisse zur Interaktion von Gewohnheit und Intentionsstärke bei der Steuerung komplexer Gesundheitsverhaltensweisen blieben allerdings aufgrund methodischer Einschränkungen uneindeutig. Über das Zusammenspiel von Gewohnheiten und volitionaler Prozesse, wie beispielsweise spontaner Handlungsplanung, ist insgesamt noch wenig bekannt. Um eine erfolgreiche Gewohnheitsbildung zu unterstützen, ist es notwendig, deren theoretische Determinanten zu verstehen. Es wird angenommen, dass Gewohnheiten schneller gebildet werden, wenn das Verhalten als intrinsisch belohnend erlebt wird (de Wit & Dickinson, 2009). Allerdings fehlt es an Studiendesigns, die in der Lage sind die intrinsische Belohnung im entscheidenden Moment zu erfassen. Abgesehen von intrinsischer Belohnung wurden bislang nur wenige theoretische Determinanten getestet, die mit der Gewohnheitsstärke über die Wiederholung von Verhalten hinaus assoziiert sind. Zudem können unerwünschte Gewohnheiten ein Hindernis für Verhaltensänderungen darstellen (Gardner et al., 2021). Es existieren gegensätzliche Annahmen darüber, ob alte Gewohnheiten bestehen bleiben oder sich auflösen, wenn sie durch ein neues Verhalten im selben Kontext ersetzt werden (Mercuur, 2021). Die Überprüfung dieser Annahmen erfordert Studien in realen Lebenskontexten, in denen Teilnehmende unterstützt werden, unerwünschte Gewohnheiten durch gesündere Gewohnheiten zu ersetzen. Die vorliegende Dissertation untersuchte die Rolle von Gewohnheitsstärke bei komplexen Gesundheitsverhalten und deren Determinanten in realen Lebenskontexten. Es wurden folgende Forschungsfragen adressiert: RQ 1: Wie interagieren reflektive Faktoren (d. h. Intentionsstärke und spontane Handlungsplanung) und Gewohnheiten bei der Steuerung komplexer Gesundheitsverhaltensweisen? (Studie 1). RQ 2: Wie bilden sich Gewohnheiten im Laufe der Zeit und welche Faktoren fördern die Gewohnheitsbildung in realen Lebenskontexten? (Studien 2 und 3). RQ 3: Wie nehmen Gewohnheiten im Laufe der Zeit ab und welche Faktoren fördern diese Abnahme in realen Lebenskontexten? (Studie 3). Basierend auf den empirischen Ergebnissen dieser Arbeit können die Forschungsfragen 1-3 wie folgt beantwortet werden: RQ 1: Starke Gewohnheiten scheinen bei der Steuerung komplexer Gesundheitsverhaltensweisen schwache Intentionen zu kompensieren. Spontane Handlungsplanung bleibt jedoch ein wichtiger reflektiver Faktor für die Verhaltensausführung, unabhängig von der Gewohnheitsstärke. RQ 2: Im Kontext der Gewohnheitsbildung und -substitution nimmt die Gewohnheitsstärke in den frühen Phasen schneller zu, während der Anstieg in späteren Phasen weniger ausgeprägt ist. Jede Gelegenheit, das neue Verhalten auszuführen, scheint bei der Substitution von Gewohnheiten wichtig zu sein. Darüber hinaus ist die beim Verhalten erlebte Belohnung, die im Moment der Verhaltensausführung erfasst wird, mit einer höheren Gewohnheitsstärke assoziiert, während distale affektive Bewertungen nicht die Belohnung widerzuspiegeln scheinen, die direkt mit der Gewohnheitsstärke verbunden ist. Die Ergebnisse deuten zudem darauf hin, dass eine stärkere Übereinstimmung als gewöhnlich zwischen reflektiven Faktoren und Gewohnheiten mit einer automatischeren Verhaltensausführung an einem bestimmten Tag verbunden ist und ein gewisses Maß an durchschnittlicher Übereinstimmung zwischen reflektiven Faktoren und Gewohnheiten eine Voraussetzung für die Bildung gesunder Gewohnheiten ist. RQ 3: Wird eine alte Gewohnheit durch eine gesündere Alternative ersetzt, nimmt die Stärke der alten Gewohnheit linear und nur teilweise ab. Der Abbau der alten Gewohnheitsstärke ist mit einer konsistenten Ausführung des neuen, gewünschten Verhaltens im alten Kontext verbunden. Darüber hinaus scheinen unmittelbare negative Erfahrungen mit dem alten Verhalten mit dem Abbau von alten Gewohnheiten zusammenzuhängen. Zukünftige Forschung ist erforderlich, um zu untersuchen, wie Determinanten von Gewohnheitsstärke in Interventionen manipuliert werden können, um die Gewohnheitsbildung und den Gewohnheitsabbau zu fördern.