Diese Habilitationsschrift widmet sich dem Einfluss von sozialen Faktoren auf psychische Erkrankungen und ihre Behandlung: Dabei untersucht die erste Arbeit den Zusammenhang von verschiedenen Wohnformen und Wohnungslosigkeit unter (teil)stationär-psychiatrischen Patient*innen mit dem Fokus auf sozidemografische und klinische Faktoren, sowie das Nutzungsverhalten des Krankenhauses sowie des ambulanten psychosozialen Hilfesystems abhängig von der Wohnform. In der Arbeit zeigt sich, dass ein beträchtlicher Teil der Patient*innen in keiner eigenen Wohnung, sondern entweder auf der Straße, in Wohnungslosen- oder Flüchtlingsheimen (13 %) oder in sozialtherapeutischen Einrichtungen (18,3 %) lebt. Charakterisiert waren wohnungslose Patient*innen vor allem durch ein jüngeres Alter, einem früheren psychiatrischen Erstkontakt, männliches Geschlecht, niedrigeres Bildungsniveau und das Vorliegen einer Substanzgebrauchsstörung und psychotischen Störung. Die Ergebnisse unterstreichen den Bedarf nach alternativen und niedrigschwelligen Wohnangeboten für Menschen mit schweren psychischen Störungen. Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass wohnungslose Menschen in stationär-psychiatrischer Behandlung signifikant kürzere Behandlungszeiten aufweisen, im Kontrast zu anderen europäischen und nordamerikanischen Ländern. In der zweiten Arbeit untersuchten wir im Rahmen der Wohin-Studie finanzielle Belastungen und Schulden bei psychiatrischen Patient*innen, wobei eine signifikante Anzahl von Patient*innen (55,1 %) Schulden, Kredite oder offene Rechnungen aufwies. Substanzabhängigkeit und ein jüngeres Alter waren signifikant assoziierte Faktoren für das Vorliegen von Schulden. Finanzielle Belastungen und Verschuldung bei Menschen mit psychischen Erkrankungen sollten daher im klinischen Kontext stärker berücksichtigt werden. Die dritte Arbeit der Habilitationsschrift untersuchte im Rahmen eines systematischen Reviews mit Metaanalyse problematisches Glücksspielverhalten unter wohnungslosen Menschen. Die Prävalenzraten für problematisches Spielverhalten und Spielsucht waren dabei deutlich erhöht gegenüber Zahlen in der Allgemeinbevölkerung. Modelle zur Früherkennung und Behandlung von problematischem Glücksspiel sollten daher zunehmend entwickelt und implementiert werden insbesondere für vulnerable Gruppen. Die vierte Arbeit widmet sich der Nutzung von Mobiltelefonen und Computern bei Patient*innen in (teil)stationärer psychiatrischer Behandlung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Rate des Besitzes von Smartphones (59,3 %) und der regelmäßigen Nutzung von Computern (68,4 %) unter den psychiatrischen Patient*innen niedriger war als in der Allgemeinbevölkerung. Wohnungslosigkeit, die Diagnose einer psychotischen Erkrankung, höheres Alter und ein niedriger Bildungsgrad waren signifikant assoziierte Faktoren damit kein Mobiltelefon zu besitzen bzw. keinen Computer zu nutzen. Zur Verhinderung digitaler Barrieren sollten diese Ergebnisse bei der Planung der digitalen Umgestaltung der Versorgungsangebote als auch Entwicklung von E-Health-Lösungen berücksichtigt werden. Die fünfte Veröffentlichung dieser Habilitationsschrift befasst sich mit der Wohnzufriedenheit in verschiedenen Wohnformen psychiatrischer Patient*innen, wobei die Wohnzufriedenheit signifikant höher ausfiel bei Personen, die eine eigene Wohnung zur Verfügung hatten oder Wohngemeinschaften nutzen im Vergleich zu Personen, die in stärker institutionalisierten Settings oder in Einrichtungen für wohnungslose Menschen lebten. Dies unterstreicht den Bedarf an unabhängigen Wohnformen mit flexiblen Hilfen für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in Wohnungslosigkeit oder erhöhtem Risiko.