Transnational agierende Unternehmen sind prägende Akteure und Institutionen der globalen politischen Ökonomie. Sie sind auch zentral für die Friedens- und Konfliktforschung (FuK), denn sie sind untrennbar und auf vielfache Weise mit gesellschaftlichen Gewaltphänomenen verbunden. Wir denken vielleicht zunächst an eskalative Situationen wie die gewaltvolle Niederschlagung von Streiks oder die Verfolgung von Gewerkschaften, vielleicht auch an Zwangsarbeit und private Sicherheitsfirmen. Die Zusammenhänge gehen aber viel weiter. Vor allem gibt es diverse Formen gesellschaftlicher Gewalterfahrungen unterhalb der offensichtlichen Eskalation: grassierende Armut, Ungleichheit oder die Marginalisierung gesellschaftlicher Gruppen, tief liegende gesellschaftliche Phänomene also, die sowohl in sich gewaltvoll sein können, als auch das Aufkommen eskalierender politischer Gewaltsituationen erklärbar machen können. Wir können auch an die wachsende Gewalt gegen zivilgesellschaftliche oder gewerkschaftliche Organisationen denken, die Verhinderung von politischen Demonstrationen und Streiks durch repressive Rechts- und Regulierungspraktiken, die Aneignung von Land und Ressourcen oder alltägliche, häufig eher unsichtbare gesellschaftliche Ausbeutungspraktiken. Viele dieser Formen gesellschaftlicher Gewaltphänomene sind mit Unternehmen oder mit Versuchen ihrer Regulierung und Kontrolle eng verbunden. Häufig stellen unternehmerische Aktivitäten auch Hintergründe für die weitere Eskalation von Gewalt dar.