This study investigates how social class differences are recontextualized into pedagogic practices in mathematics classrooms, shaping distinct social consciousnesses across different social groups, and ultimately perpetuating social insulation in subtle ways. The research is situated in secondary schools in Xi’an, the most developed city in Northwest China, in terms of population size and diversity of school types. Three school streams were selected to represent varying levels of social insulation.
The theoretical resource of this study is mainly drawn from Bernstein and Dowling. Bernstein’s theory of pedagogic discourse offers fundamental guidance that instructional discourse in pedagogic practices is governed by underlying regulative discourse like the principle of social class. His concepts like classification and framing, different values of knowledge, and a set of rules of pedagogic discourse, alongside Dowling’s Social Activity Method, which includes domains of practice and distributive strategies, offer concrete analytical instruments for examining the processes of recontextualization. Both quantitative and qualitative methods were used to address different research questions. Quantitative techniques were employed to investigate whether statistical class differences exhibited at the regional level where these samples were located, while qualitative analyses were conducted as tentative and exploratory study.
The thesis comprises three distinct but interconnected sub-studies, each representing a potential pathway of recontextualization. These pathways explore how class distinctions are transformed within pedagogic practices to legitimize and maintain social insulations. As a result, students are interpellated into accepting disparities in school achievements, which serve as indicators for their future roles within different divisions of labour and social positions.
The first part takes various forms of pedagogic communication as a possible way of recontextualization, which carries differentiated power relations. The quality of classroom interactions was extracted as a linking variable between forms of communication and differences in school achievement. The findings reveal that class differences transform into varying durations of peer interactions with a flatter hierarchy, prompting students’ engagement and autonomy. Therefore, social segregation is legitimized at the level of consciousness, as different social groups internalize these power relations through their engagement with specific forms of communication.
The second part explores pedagogic messages and the methods of their transmission by teachers as another pathway for recontextualization. By analyzing class differences in these two dimensions across different school streams, this exploratory study reveals that social class differences are converted in the range of esoteric mathematical knowledge conveyed and the methods used to transmit it. This process covertly legitimizes and reproduces social stratification.
The third part investigates the evaluation criteria contained in the content of teacher feedback and the way it is provided, serving as a further pathway for recontextualization. This sub-study found that class differences are translated in differentiated criteria for school success and in teachers’ perceptions of their students’ abilities, thereby legitimizing and reproducing social segregations through pedagogic practices.
Together, these three pathways provide evidence from different perspectives on how macro-level social class differences are recontextualized into micro-level mathematics pedagogic practices to achieve their legitimizing transmission. The contributions of this study are twofold: first, it extends the cross-cultural applicability of Bernstein and Dowling’s theories; second, it offers empirical support for how the principle of social class is transformed and legitimized in mathematics classrooms. These findings have implications for teacher training programs, particularly in integrating educational equity into three aspects: the arrangement of communication forms, the selection and organization of pedagogic tasks, and the provision of feedback, all aimed at narrowing the achievement gap between students from different social groups. Additionally, this thesis points forward to future research to explore other recontextualized pathways and the role of teachers’ personal backgrounds on the transmission of class differences.
Diese Studie untersucht, wie soziale Klassendifferenzen in pädagogische Praktiken des Mathematikunterrichts rekontextualisiert und so ein unterschiedliches soziales Bewusstsein in verschiedenen sozialen Gruppen geformt und letztlich soziale Abschottungen auf subtile Weise aufrechterhalten werden. Die Forschung ist in Sekundarschulen in Xi’an, der bevölkerungsreichsten und in Bezug auf Schulformen vielfältigsten Stadt in Nordwestchina, angesiedelt. Drei Schulen wurden ausgewählt, um unterschiedliche soziale Kontexte und Abschottungen abzubilden.
Die theoretische Grundlage dieser Studie stützt sich hauptsächlich auf Basil Bernsteins und Paul Dowlings Arbeiten. Bernsteins Theorie des pädagogischen Diskurses verweist darauf, dass der Unterrichtsdiskurs in pädagogischen Praktiken durch einen im Prinzip der sozialen Klasse verankerten regulativen Diskurs gesteuert wird. Bernsteins Begriffe der Klassifikation und Rahmung, seine Unterscheidung von Wissensformen sowie eine Reihe von Regeln des pädagogischen Diskurses bieten, zusammen mit Dowlings Unterscheidung verschiedener domains of practice und distributive strategies, konkrete analytische Instrumente zur Untersuchung der Rekontextualisierungsprozesse. Quantitative und qualitative Methoden werden verwendet, um die Forschungsfragen zu adressieren. Quantitativ wird untersucht, ob sich soziale Klassendifferenzen in der Region, in der die Stichproben erhoben wurden, in der Kommunikation im Unterricht statistisch abbilden lassen, während sich mit den qualitativen Analysen eher explorativ der Thematik angenähert wird.
Die Arbeit besteht aus drei eigenständigen, aber miteinander verbundenen Teilstudien, die jeweils eine mögliche Weise, in der sich Rekontextualisierung zeigt, darstellen. So wird untersucht, wie Klassendifferenzen innerhalb pädagogischer Praktiken transformiert werden, um soziale Abschottungen zu legitimieren und aufrechtzuerhalten. Die Schüler:innen werden letztlich dazu bewegt, Unterschiede in schulischen Leistungen als Indikatoren für ihre zukünftigen Rollen innerhalb unterschiedlicher Arbeitsteilungen und sozialer Positionen zu akzeptieren.
Die erste Teilstudie untersucht verschiedene Formen pädagogischer Kommunikation als eine mögliche Rekontextualisierung, die differenzielle Machtverhältnisse transportiert. Die Qualität der Interaktionen in der Klasse wurde als verbindende Variable zwischen den Kommunikationsformen und den Unterschieden in den schulischen Leistungen herausgearbeitet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Klassenunterschiede in unterschiedlich lange Peer-Interaktionen mit einer flacheren Hierarchie verwandeln, was das Engagement und die Autonomie der Schüler:innen fördert. Die soziale Segregation wird also auf der Ebene des Bewusstseins legitimiert, da verschiedene soziale Gruppen diese Machtverhältnisse durch ihre Beschäftigung mit bestimmten Kommunikationsformen verinnerlichen.
Im zweiten Teil werden Unterrichtsinhalte und die Methoden ihrer Übermittlung durch die Lehrkraft als weitere Dimension der Rekontextualisierung untersucht. In der Analyse von sozialen Klassenunterschieden bezüglich dieser beiden Aspekte zeigt die explorative Teilstudie, dass soziale Klassenunterschiede in der Bandbreite des vermittelten esoterischen mathematischen Wissens sowie der Methoden zu dessen unterrichtlicher Vermittlung umgesetzt werden. Dieser Prozess legitimiert und reproduziert im Verborgenen die soziale Schichtung.
Der dritte Teil untersucht als weitere Dimension der Rekontextualisierung die Bewertungskriterien, die sich im Feedback von Lehrer:innen widerspiegeln, sowie die Art und Weise, wie das Feedback gegeben wird. Diese Teilstudie ergab, dass sich soziale Klassenunterschiede in verschiedenen Kriterien für schulischen Erfolg sowie in der Wahrnehmung der Fähigkeiten der Schüler:innen durch die Lehrkraft niederschlagen, wodurch soziale Segregation durch pädagogische Praktiken legitimiert und reproduziert wird.
Zusammengenommen liefern diese drei Teilstudien aus unterschiedlichen Perspektiven Belege dafür, wie soziale Klassenunterschiede auf der Makroebene in fachbezogene pädagogische Praktiken auf der Mikroebene rekontextualisiert und so legitimiert werden. Die Dissertation leistet zweierlei: Erstens stellt sie einen Beitrag zur kulturübergreifenden Anwendbarkeit der Theorien von Bernstein und Dowling dar. Zweitens zeigt sie empirisch, wie das Prinzip der sozialen Klasse im Mathematikunterricht transformiert und legitimiert wird. Die diesbezüglichen Ergebnisse sind im Kontext von Lehrer:innenbildung relevant, insbesondere in Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit, und zwar in drei Aspekten: der Ausgestaltung von Kommunikationsformen, der Auswahl und Organisation von (hier) Mathematikaufgaben sowie der Bereitstellung von Feedback, die alle darauf abzielen können, die Leistungsunterschiede zwischen Schüler:innen aus verschiedenen sozialen Gruppen zu verringern. Darüber hinaus weist diese Arbeit auf das Desiderat hin, weitere Dimensionen von Rekontextualisierung im Unterricht zu untersuchen und die Rolle des sozialen Backgrounds von Lehrer:innen bei der Weiterschreibung von Klassenunterschieden einzubeziehen.