Überlebende kritischer Erkrankung zeigen häufig auch Jahre nach Entlassung von der Intensivstation (ITS) funktionelle Beeinträchtigungen. Diese Beeinträchtigungen betreffen die kognitiven Funktionen, die mentale Gesundheit und die körperlichen Funktionen. Sie werden als Post-Intensive Care Syndrom (PICS) zusammengefasst und beeinträchtigen die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Der erste Teil dieser Habilitationsschrift beschäftigt sich mit der Detektion von Patient*innen mit PICS. Es wurde zunächst gezeigt, dass sich zwei kurze Items zur Einschätzung der subjektiven mentalen und körperlichen Gesundheit eignen, um die gesundheitsbezogene Lebensqualität von ITS-Überlebenden einzuschätzen. Durch die Kürze der Items können diese auch sehr gut im ambulanten und hausärztlichen Bereich eingesetzt werden. Diese Items können auch genutzt werden, um eine Veränderung der subjektiven Gesundheit im Vergleich zum Status vor der ITS-Aufnahme festzustellen. Patient*innen mit PICS lassen sich nicht nur durch individuelle Untersuchungen, sondern auch anhand von Routinedaten identifizieren. Aus Routinedaten der Krankenhäuser können beispielsweise Patient*innen mit einer langfristigen Abhängigkeit vom Respirator identifiziert und charakterisiert werden. Der zweite Teil dieser Habilitation beschäftigt sich mit Maßnahmen, um die Qualität der ITS-Behandlung zu steigern und damit Risikofaktoren für die Entstehung eines PICS zu reduzieren. Care-Bundles auf der ITS können die Behandlungsqualität steigern, jedoch gibt es noch keine ausreichende Evidenz eines Effekts auf funktionelle Langzeit-Outcomes. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass ein strukturiertes Schulungsprogramm das Management von Delir, Sedierung und Analgesie auf der ITS verbessern kann. Neben strukturierten Schulungen kann auch eine komplexe telemedizinische Intervention in einem Netzwerk von ITS die Behandlungsqualität verbessern, gemessen an der Adhärenz zu evidenzbasierten Qualitätsindikatoren, die z.B. Weaning und Frühmobilisation betreffen. Zuletzt offenbarte eine systematische Netzwerkanalyse der PICS-Literatur, dass es zwar eine zunehmende Zahl an Studien zu PICS gibt, diese jedoch selten die Themen PICS-Prävention und PICS-Behandlung betreffen. Hier ergibt sich ein großer zukünftiger Forschungsbedarf, um PICS nicht nur zu erkennen, sondern auch effektiv zu verhindern und zu behandeln.