Wohnungslosigkeit unter psychiatrisch stationären Patient*innen ist ein Thema, das bisher nur wenig erforscht wurde, wodurch ein Mangel an Verständnis für die damit verbundenen Faktoren besteht. Vergleichbare Studien in somatischen Abteilungen haben gezeigt, dass wohnungslose Patient*innen mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert sind, die ihre Gesundheit und ihre medizinische Versorgung beeinträchtigen. Diese retrospektive Studie zielt darauf ab, Veränderung des Anteils wohnungsloser Personen unter stationär-psychiatrischen Behandlungsfällen über einen Zeitraum von 13 Jahren in einer psychiatrischen Universitätsklinik in Berlin, Deutschland, zu untersuchen sowie mit Wohnungslosigkeit in Verbindung stehende Faktoren zu identifizieren. Insgesamt wurden hierzu 1205 elektronische Patientenakten ausgewählt und analysiert. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Zunahme von 14,6 % in der Rate wohnungsloser psychiatrischer stationärer Patient*innen im Untersuchungszeitraum. Es wurden klinische Faktoren (Vorliegen einer Substanzgebrauchsstörung, psychotischen Störung, Traumafolgestörung und Persönlichkeitsstörung) und soziodemographische Faktoren (Geschlecht, Geburtsland und Vorliegen einer ambulanten Behandlung) identifiziert, die signifikant mit Wohnungslosigkeit assoziiert waren. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass der Übergang von wohnungslosen Patient*innen in therapeutische Einrichtungen nur äußerst selten direkt aus dem klinischen Setting erfolgt. Diese Ergebnisse unterstreichen die wachsende Zahl von Patient*innen, die in der psychiatrischen Versorgung mit prekären sozialen Situationen konfrontiert sind, und die Notwendigkeit, diesen Trend bei der Ressourcenallokation im Gesundheitswesen zu berücksichtigen. Die Umsetzung individualisierter Nachsorgelösungen in Verbindung mit unterstützenden Wohninitiativen und begleitender therapeutischer Begleitung könnte eine effektive Maßnahme sein, um diesem Problem entgegenzuwirken. Ein interdisziplinärer Forschungsansatz, der auch somatische Erkrankungen der Betroffenen aber auch Gesundheitssystemforschung zu Barrieren und Lösungen einbezieht, kann ebenfalls dazu beitragen, die Behandlung von wohnungslosen Personen zu verbessern und ihre ganzheitlichen Bedürfnisse besser zu adressieren.
Homelessness among psychiatric inpatients is an understudied issue, leading to a lack of understanding of the associated factors. Comparable studies in somatic departments have shown that homeless patients face a variety of challenges that affect their health and medical care. This retrospective study aims to examine the changes in the number of homeless psychiatric in-patients over a 13-year period in a university psychiatric hos-pital in Berlin, Germany. A total of 1205 electronic patient files were analyzed to explore the sociodemographic and clinical factors related to homelessness. The results revealed a significant 14.6% increase in the rate of homeless psychiatric in-patients over the study period. Clinical factors (presence of a substance use disorder, psychotic disorder, trauma-related disorder, and personality disorder) and sociodemographic factors (gen-der, country of birth, and presence of outpatient treatment) were identified to be signifi-cantly associated with homelessness. Additionally, it was shown that the transfer of homeless patients to therapeutic facilities rarely occurs directly from the clinical setting. These findings underscore the growing number of patients confronted with precarious social situations in psychiatric care and the necessity to consider this trend in healthcare resource allocation. Implementing individualized aftercare solutions in conjunction with supportive housing initiatives and accompanying therapeutic support could be an effec-tive measure to counteract this issue. An interdisciplinary research approach, which also includes somatic diseases of the affected individuals as well as health system research on barriers and solutions, can also contribute to improving the treatment of homeless individuals and better addressing their holistic needs.