This thesis examines the interrelation of grief with neoliberal structures in contemporary Anglo-Saxon societies from an anthropological perspective. Through literature-based research, it critically examines how neoliberalism shapes the experience and management of grief, a process in which regulation, individualization, and medicalization play a significant part. This thesis explores how bereavement leave policies, pathologization of grief, and individualizing experiences of mourning are some of the elements through which grief is systematically shaped by neoliberal frameworks. Putting grief within the broader context of neoliberal ideologies, this work situates grief within a world that compels individuals to be productive and responsible. Simultaneously, the thesis underscores grief's transformative potential as a collective, political, and socially mobilizing force. Examples of mutual support groups and activist movements illustrate how grief can resist individualization and challenge neoliberal discourses. Interdisciplinary insights from anthropology, sociology, and political theory are combined to deepen an understanding of how neoliberalism shapes even emotional and social processes. It advocates for a reevaluation of the broader cultural meaning concerning grief, suggesting that embracing its potentially transformative dimensions could foster social change.
Die Arbeit untersucht die Verbindungen zwischen Trauer und neoliberalen Strukturen in zeitgenössischen angloamerikanischen Gesellschaften aus anthropologischer Perspektive. Auf der Grundlage von literaturgestützter Forschung wird kritisch analysiert, wie neoliberale Strukturen Erfahrungen und Bewältigungsstrategien von Trauer prägen - ein Prozess, in dem Individualisierung, Medikalisierung und Regulierung eine zentrale Rolle spielen. Regelungen in Arbeitsverträgen, die Pathologisierung von Trauer sowie die Individualisierung der Erfahrung des Trauernden sind einige der Mechanismen, durch die Trauer systematisch von neoliberalen Strukturen bestimmt wird. Die Analyse zeigt, wie Trauernde in einer Welt verortet sind, die sie dazu zwingt, produktiv und eigenverantwortlich zu handeln. Trauernde fühlen sich isoliert und Gefühle von Schuld und Unzulänglichkeit verstärken den Prozess, was wiederum die Medikalisierung von Trauer durch pharmazeutische und therapeutische Interventionen fördert. Gleichzeitig widmet sich die Analyse dem transformativen Potenzial von Trauer als kollektive, politische und sozial mobilisierende Kraft. Beispiele wie Selbsthilfegruppen und Aktivismusbewegungen verdeutlichen, wie Trauer Individualisierungsstrategien widerstehen und neoliberale Diskurse herausfordern kann. Die Arbeit kombiniert interdisziplinäre Erkenntnisse aus Anthropologie, Soziologie und politischer Theorie, um ein tieferes Verständnis dafür zu schaffen, wie Neoliberalismus selbst emotionale und soziale Prozesse, die mit Verlust einhergehen, beeinflussen kann. Sie plädiert, Trauer einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft einzuräumen und dafür, dass die Anerkennung ihrer potenziell transformativen Dimensionen stärkere Gemeinschaftssolidarität und sozialen Wandel fördern könnte.