Die verschiedenen Entzündungsformen des exokrinen Pankreas, welche unter dem Begriff der akuten Pankreatitis vereint sind, gehen mit Unterschieden hinsichtlich Klinik, Morphologie, Ätiologie und Prognose einher. Die schwerste Form der akuten Pankreatitis, die nekrotisierende Pankreatitis, ist auch heute noch mit einer hohen Letalität behaftet, insbesondere, wenn die Patienten infolge bakteriell infizierter Pankreasnekrosen mit septischen Komplikationen zu kämpfen haben. Die Tatsache, daß es sich bei den Bakterien überwiegend um Darmkeime handelt, führt zur Hinterfragung der Integrität der Darmwand bei diesem Krankheitsbild. Thema der vorliegenden Arbeit waren tierexperimentelle Untersuchungen zur Darmwandbarriere bei der akuten Pankreatitis (im Vergleich: Kontrolle, leichte ödematöse Pankreatitis, schwere nekrotisierende Pankreatitis). Diese konzentrierten sich dabei auf drei wesentliche Punkte: 1\. Bestimmung der intestinalen Permeabilität anhand von im Urin nachgewiesenen, über Dünndarmkatheter verabreichten Test-Substanzen, zum Nachweis von eventuell vorhandenen Darmwandbarrierestörungen 2\. Bestimmung der bakteriellen Translokation von darmständigen Bakterien in den Körperkreislauf durch Plasmaendotoxinmessungen 3\. Bestimmung der Morphologie des Dünndarmes in Durchlichtmikroskopie Die akute nekrotisierende Pankreatitis ist mit erheblichen Störungen der physiologischen Darmwandbarriere behaftet. Dies konnte durch folgende Ergebnisse belegt werden: \- Nachweis einer Irritation der Darmwand (signifikant erhöhte Durchlässigkeit für die Test- Substanzen im Vergleich zur Kontrollgruppe und zur Gruppe mit ödematöser Pankreatitis) \- Nachweis einer bakteriellen Translokation (signifikant erhöhte Plasmaendotoxinwerte im Vergleich zur Kontrollgruppe und zur Gruppe mit ödematöser Pankreatitis) \- Nachweis einer pathologischen Veränderung der Dünndarmwand (ausgeprägtes Ödem, deutliche Epitheldisruption und massive Leukozyteninfiltration der Dünndarmmukosa im Vergleich zur unauffälligen Dünndarmwand der Kontrollgruppe und zur Gruppe mit ödematöser Pankreatitis) \- Nachweis eines paralytischen Ileus (signifikant reduzierte Darmmotilität, im Vergleich zur Kontrollgruppe und zur Gruppe mit ödematöser Pankreatitis) Das vielschichtige Problem der erhöhten intestinalen Permeabilität und ihr folgenden bakteriellen Translokation bei der akuten Pankreatitis ist noch nicht vollständig aufgeklärt und weiterer Forschungsbedarf auf diesem Gebiet gegeben. Die in der vorliegenden Arbeit gemachten Beobachtungen zeigen, wie wichtig es ist, die Verhinderung eines Übertritts von Bakterien aus dem Darmlumen in den Körperkreislauf in den Vordergrund therapeutischer Maßnahmen bei der akuten Pankreatitis zu stellen. Sollte dies gelingen, könnte die Entwicklung eines septischen Krankheitsbildes verhindert und den Patienten so eine deutlich verbesserte Prognose zugesichert werden.