Einleitung: Oberarmeinblutungen bei Leichen wecken regelmäßig den Verdacht auf eine „Griffspur“ als mögliche Folge eines Niederhalten, Packens oder Ähnlichen im Rahmen eines Gewaltverbrechens, kommen indes auch im nicht-forensischen Kontext vor. Methodik: Es wurden 422 Fälle des allgemeinen Sektionsgutes und 115 Tötungsdelikte hinsichtlich Häufigkeiten, Morphologie und Einflussfaktoren untersucht. Ergebnisse: Oberarmeinblutungen waren im allgemeinen Sektionsgut häufig (25,8 Prozent), besonders häufig bei bekannten Pflegemaßnahmen wie Umlagerungen, Stützen, Aufrichten, Blutdruckmessung und Schmerzreizprüfung, welche zu 31,0 % im allgemeinen Sektionsgut vorkamen und mit steigendem Lebensalter zunahmen., Oberarmeinblutungen fanden sich jedoch auch bei „atraumatischen“ Subgruppen (Intoxikationen, suizidales Erhängen). Lokalisation und Morphologie ließen nur eingeschränkte Rückschlüsse hinsichtlich der Entstehung von Oberarmeinblutungen zu. Für Fälle von Pflegemaßnahmen war häufiger ein Mischbild aus offenkundig frischen und offenkundig älteren Oberarmeinblutungen sowie eine weitere Verteilung über die Oberfläche vorhanden, möglicherweise aufgrund wiederholter, über einen längeren Zeitraum durchgeführter variierenden Griffe an den Oberarm. Eine allgemein beobachtete Bevorzugung des mittleren Oberarmdrittels war für Pflegemaßnahmen akzentuiert. Klassische „lehrbuchmäßige“ Griffspuren mit Einzelblutung an der Oberarminnenseite (Daumen) und mehreren Blutungen außen waren die Ausnahme. Im untersuchten Kollektiv fanden sich nur 14 Kinder, von welchen nur eines Oberarmeinblutungen aufwies (Tötungsdelikt). Bei den Tötungsdelikten lag der Anteil von Oberarmeinblutungen mit 53,0 % deutlich höher als bei allgemeinen Sektionsfällen, auch waren sie häufiger beidseitig zu finden. Überlebte das Opfer den Angriff für mehrere Stunden, so lag der Anteil der Befunde höher, am Ehesten in Folge von Maßnahmen bei Transport, Einlieferung, Bildgebung und Schmerzreizprüfung. Ein weiterhin erhöhter Anteil von Oberarmeinblutungen zeigte sich bei Raubdelikten, wo eine Eskalation von Bedrohung zu Körperverletzung zu Tötungshandlung angenommen werden konnte. Auch zeigten sich vermehrt Oberarmeinblutungen bei Tötungen durch stumpfe Gewalt sowie bei primär gegen den Kopf gerichteter Gewalteinwirkung. Eingeschränkte histologische Untersuchungen können zur Abgrenzung einer Oberarmeinblutung gegenüber Artefakten oder dermatologischen Krankheitsbildern sinnvoll sein. Die Abgrenzung nur kurz überlebter Oberarmeinblutung gegen agonal oder auch postmortal entstandene war im verwendeten Setting nicht möglich. Schlussfolgerung: Die klinische Rechtsmedizin mit frühzeitiger Hinzuziehung ist wesentlich zur Unterscheidung tatrelevanter Griffspuren gegenüber solchen infolge von Pflegemaßnahmen. Zusatzuntersuchungen bei Kindern wären von Interesse, möglicherweise kommt Oberarmeinblutungen hier in höherem Maße ein Hinweischarakter auf Fremdverschulden zu. Das vorliegende Datenmaterial begründet nicht die Annahme, dass sich Oberarmeinblutungen in den Komplex der Abwehrverletzungen einreihen, obwohl in einzelnen Fällen ein solcher Mechanismus durchaus denkbar erscheint („Bodenkampf“).
Introduction: Bruises on the upper arm in dead bodies are suspicious of being „grip marks“ as an indicator of violent crime. They are however found in non- forensic cases as well. Methods: 422 general forensic autopsy cases and 115 confirmed homicide cases were examined in regarding incidence, morphologic features and influential factors. Results: In general forensic autopsy cases findings were frequent (25,8 %), pronounced in cases of physical care cases with shifting, shoring, supporting or erecting a patient from bed, pain stimulation and blood pressure measurement which 31 % had undergone. Physical care rate increased with age. A low-trauma subgroup (lethal intoxication, suicidal hanging) showed findings as well. Site and morphologic features allowed for only limited conclusions regarding the origin of findings. Cases of physical care often showed a mix of obviously fresh as well as aged bruises, with a more extended surface distribution. This might be due to prolonged, repeated trauma by various procedures, nursing or medical. A commonly observed preference for the middle third of the upper arm was accentuated in cases of physical care. Typical “grip marks” with a single bruise on the inner aspect (thumb) and multiple bruises on the lateral aspect (fingers) remained an exception. The general autopsy group contained only 14 children, with only 1 positive case (homicide). For homicide cases bruises on the upper arms were significantly more frequent (53%) than in the general autopsy group, bruises were also found more frequently bilaterally. In initially survived assault the incidence was even higher, possibly due to medical treatment such as lifting and shifting for transportation, radiography and pain stimulation. In robbery cases bruises were also more frequent, with presumable escalation from threat to assault to killing. An elevated ratio of findings was found in lethal blunt force injury and force primarily directed against the head. Limited histological examinations can help to distinguish bruises from lividity or dermatological disorders, they failed to distinguish shortly survived bruises from post-mortem or “while dying” bruises. Conclusion: Therefore timely consultation of the forensic pathologist in survived assault is advised. The data at hand does not support bruises on the upper arm as defensive wounds, even though sometimes it should be considered (e.g. “infight”). Findings may potentially constitute an indicator for assault, however additional examinations are needed.