Hintergrund: Notaufnahmen verzeichnen seit Jahren steigende Zahlen von Patient*innen mit weniger dringlichem Behandlungsbedarf. Diese Notaufnahmepatient*innen könnten oft adäquater in der Primärversorgung behandelt werden. In der EMAPREPARE-Studie wurde in einer Pilotintervention die potenzielle Umsteuerung von nicht hausärztlich angebundenen Patient*innen in die Primärversorgung erforscht. Es wurde Informationsmaterial zu Versorgungsalternativen zur Verfügung gestellt und eine optionale hausärztliche Terminvermittlung angeboten. Das qualitative Studienmodul, welches dieser Dissertation zugrunde liegt, untersucht die Sicht von Teilnehmer*innen der Pilotstudie auf diese Intervention. Zudem sollten Motive dieser Patient*innen sowie ihre Erfahrungen mit der hausärztlichen Versorgung aufgezeigt werden, die zum Inanspruchnahmeverhalten beitragen könnten. Methodik: Für den qualitativen Studienteil der Mixed-Methods-Pilotstudie EMAPREPARE wurden Telefoninterviews mit 32 weniger dringlichen Notaufnahmepatient*innen ohne bestehende hausärztliche Anbindung mittels eines semi-strukturierten Leitfadens geführt. Die Daten wurden auf Grundlage der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse: Die Interviews zeigen, dass sowohl die Informationsbroschüre zu Behandlungsalternativen als auch die Vermittlung eines Termins bei einer hausärztlichen Praxis von den Befragten gut angenommen und weitgehend positiv bewertet wurden. Das Informationsmaterial sollte aus Sicht der Patient*innen online und auch an anderen Orten als der Notaufnahme verfügbar gemacht werden. Die Terminvermittlung wurde als hilfreich eingeschätzt, um künftig eine langfristige Bindung an die hausärztliche Versorgung herzustellen. Die interviewten Patient*innen berichteten zudem heterogene Faktoren, die potenziell beeinflussend für ihr bisheriges gesundheitliches Nutzungsverhalten gewesen sein könnten. In diesem Kontext wurden unter anderem ein seltener Bedarf nach gesundheitlicher Versorgung, ein ausgeprägtes Mobilitätsverhalten sowie mangelndes Wissen über die Rolle der/des Hausärzt*in und bestehende Versorgungsoptionen thematisiert. Allerdings scheinen auch geringes Vertrauen und negative Erfahrungen mit hausärztlicher Versorgung zur fehlenden Inanspruchnahme von Primärversorgung beizutragen. Schlussfolgerungen: In der interviewten Gruppe von weniger dringlichen Notaufnahmepatient*innen besteht eine prinzipielle Offenheit gegenüber einer Umsteuerung in die Primärversorgung. Dies deutet darauf hin, dass sowohl edukative als auch organisatorische Bemühungen vielversprechende Ansätze für die Zukunft darstellen können. Eine vermehrte Inanspruchnahme hausärztlicher Versorgung, verbunden mit einer Stärkung der Versorgungskontinuität und gegebenenfalls der Gesundheitskompetenz, kann sich potenziell positiv auf die künftige Entscheidungsfindung von Patient*innen mit akuten Gesundheitsproblemen auswirken.
Background: For years, emergency departments (ED) have been recording increasing numbers of patients with low-acuity treatment needs. These ED patients could often be treated more adequately in primary care (PC). In the EMAPREPARE study, a pilot intervention was carried out to investigate the potential redirection of patients to PC. Information material on care alternatives was provided and an optional general practitioner (GP) appointment service was offered. The qualitative study module on which this dissertation is based examines the views of participants in the pilot study on the intervention. In addition, the motives of these patients and their experiences with GP care, which could contribute to their utilisation behavior, were to be determined. Methods: For the qualitative module of the EMAPREPARE mixed-methods pilot study, telephone interviews were conducted with 32 less urgent ED patients without a GP connection, using a semi-structured interview guide. The data were analysed using qualitative content analysis. Results: The interviews indicate that both the information flyer on treatment alternatives and the arrangement of an appointment at a GP practice were well received by the interviewees and were largely rated positively. From the patients' point of view, information material should be made available online and at locations other than the ED. The appointment service was perceived as useful in providing a continuous connection to PC in the future. Interviewed patients also reported heterogeneous factors that could have influenced their previous healthcare usage behaviour. In this context, a rare need for health care, a pronounced mobility behaviour and a lack of knowledge about the role of the GP and existing care options were mentioned. However, a lack of trust and negative experiences with GP care also appear to contribute to the lack of PC utilisation. Conclusion: In the group of low-acuity ED patients interviewed, there is a general openness towards a redirection to PC. This indicates that both educational and organisational efforts may represent promising approaches for the future. Increased utilisation of GP care, combined with strengthening continuity of care and, where appropriate, health literacy, could potentially have a positive impact on patients' future decision-making in situations with acute health problems.