Hintergrund Während der SARS-CoV-2 Pandemie wurden sowohl Antigenschnelltests zum Nachweis von Virusproteinen als auch PCR-Verfahren zum Nachweis von viraler RNA entwickelt und großflächig eingesetzt. Durch das enorme Testaufkommen wurde der Stellenwert des Antigenschnelltests als zuverlässiges und weitreichend verfügbares Testverfahren im Verlauf der Pandemie diskutiert. Zu Beginn der Pandemie gaben Antigentesthersteller hohe, mit den Ergebnissen der PCR vergleichbare, Sensitivitäten für ihre Antigenschnelltests an. Diese Sensitivitäten wurden in der vorliegenden Arbeit im Vergleich zur PCR überprüft. Methoden Dazu wurden zunächst gepoolte Kontrollproben parallel mit PCR und Antigenschnelltest untersucht, um anschließend Patientenproben mit dem geeignetsten Antigenschnelltest im Vergleich zur PCR zu untersuchen. Ergebnisse Besonders auffällig waren die Güteunterschiede der Nachweisgrenzen zwischen den verschiedenen Testsystemen. Nur 3 von 13 untersuchten Tests zeigten eine annähernd ausreichende Nachweisgrenze. Von diesen Antigenschnelltests wurden PCR-positive Proben mit einem Ct-Wert von bis zu 25 erkannt. Insgesamt zeigte sich eine analytische Sensitivität der Schnelltests von 51,28% im Vergleich zur PCR. Unter realen Bedingungen zeigten sich bei 149 Getesteten signifikante Unterschiede zwischen der symptomatischen Sensitivität: 50 % (95% CI: 34,5% bis 65,5%, p-Wert: <0,0001) und asymptomatischen Sensitivität: 28,6 % (95% CI: 13,8% bis 50%, p-Wert: 0,0005). Diese Untersuchung zeigt, dass klinische Faktoren wie die Symptomatik und eine Umfeldanamnese einbezogen werden müssen. Zusammengenommen zeigte sich eine Sensitivität von 43,6 % (95% CI: 31,4% bis 56,7%, p-Wert: <0,0001). Diskussion Daraus lässt sich ableiten, dass von den Herstellern selbstvalidierte Testsysteme nur mit Bedacht einsetzbar sind. Eine unabhängige Evaluation der CE-Zertifizierung ist unerlässlich. Die Diskrepanz zwischen den von Herstellern angegebenen Sensitivitäten und den unter realen Einsatzbedingungen beobachteten Leistungen der Antigenschnelltests wirft erhebliche Zweifel bezüglich Vorgehensweise der Testevaluation der Hersteller auf. Es wird deutlich, dass die anfängliche Hoffnung auf eine schnelle, einfache und effiziente Screening-Methode durch die praktischen Erfahrungen gedämpft wird. In Anbetracht der hier erhobenen Daten sollte die Zuverlässigkeit von Antigenschnelltests für das Screening auf SARS-CoV-2 zurückhaltend eingeschätzt werden. Sofern der Anwender über die Möglichkeit verfügt, eine Validierung durchzuführen, sollte diese vorgenommen werden. Durch die geringe Sensitivität der Schnelltests, besonders bei symptomlosen Personen mit einer wahrscheinlich geringen Viruslast, sollte mit falsch negativen Ergebnissen gerechnet werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit legen nahe, dass eine kontinuierliche Überwachung und die Bewertung der Testleistung wichtig sind, um sicherzustellen, dass nur die zuverlässigsten Antigenschnelltests verwendet werden.
Introduction During the SARS-CoV-2 pandemic, both rapid antigen tests for the detection of viral proteins and PCR methods for the detection of viral RNA were developed and used on a large scale. Due to the enormous volume of tests, the importance of rapid antigen tests as a reliable and widely available test method during the pandemic was discussed. At the beginning of the pandemic, antigen test manufacturers reported high sensitivities for their rapid antigen tests that were comparable to the results of PCR. These sensitivities were tested in this study in comparison to PCR. Methods For this purpose, pooled control samples were first tested in parallel with PCR and various rapid antigen tests. Afterwards, patient samples were tested with the most suitable rapid antigen test in comparison to the PCR. Results The differences in the quality of the detection limits between the various test systems were particularly striking. Only 3 of 13 tests showed an almost sufficient detection limit. Of these rapid antigen tests, PCR-positive samples with a Ct value of up to 25 were detected. Overall, the analytical sensitivity of the rapid tests was 51.28% compared to PCR testing. Under real-life conditions, 149 subjects tested showed significant differences between symptomatic sensitivity: 50% (95% CI: 34,5% bis 65,5%, p-value: <0,0001) and asymptomatic sensitivity: 28.6% (95% CI: 13,8% bis 50%, p-value: 0,0005). This study shows that clinical factors such as symptoms and an environmental history must be taken into account. The overall sensitivity was 43.6% (95% CI: 31,4% bis 56,7%, p-value: <0,0001). Discussion This study suggests that test systems self-validated by the manufacturers can only be used with great caution. An independent evaluation of CE certification is essential. The discrepancy between the sensitivities stated by the manufacturers and the performance of the rapid antigen tests observed under real conditions of use raises considerable questions regarding the manufacturers' test evaluation procedures. The initial hope for a quick, simple and efficient screening method has been dampened by practical experience. In view of the data collected here, the reliability of rapid antigen tests for screening for SARS-CoV-2 should be assessed very cautiously. If the user has the possibility to carry out a validation, this should be done. Due to the low sensitivity of the rapid tests, especially in asymptomatic persons with a presumably low viral load, false negative results should be expected. The results of this work suggest that continuous monitoring and evaluation of test performance are important to ensure that only the most reliable rapid antigen tests are used.