Nosokomiale Infektionen und die damit einhergehende Problematik der Besiedlung von Patienten mit multiresistenten Erregern (MRE) stellt immer mehr eine ernst zu nehmende Herausforderung sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin dar. Gerade in Pferdekliniken haben NI in den letzten Jahren zugenommen, weshalb ein Hygienemanagement zur Prävention von Wundinfektionen eine immer größere Bedeutung bekommt. Pferdekliniken stellen hierbei aufgrund der tierartspezifischen Anforderungen eine besondere Herausforderung dar, während Kleintierkliniken viele Erkenntnisse aus der Humanmedizin übertragen können. Besonders im Zusammenhang mit Wundinfektionen beim Pferd treten die klassischen opportunistischen und zoonotischen Pathogene wie z.B. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und Extended Spectrum Beta-Laktamase (ESBL-) produzierende Entereobacteriaceae auf. Vor diesem Hintergrund war es Ziel dieser Arbeit, ein multimodales Hygienemanagement im Zusammenhang mit SOPs zu entwickeln, welches in der Pferdeklinik eine wirksame und umsetzbare Anwendung finden kann und somit zu einer Reduzierung von Wundinfektionen beitragen soll. In dieser Studie wurde bei insgesamt 341 equinen Patienten in den Jahren 2014 und 2015 ein Eingangsscreening mittels nasaler Tupferproben und Kotproben für eine mikrobiologische Untersuchung durchgeführt und ein Status quo der mitgebrachten Keimflora ermittelt. Eingeschlossen wurden alle Patienten die mit der Indikation Kolik (n = 233) oder mit einer offenen Verletzung (n = 108) in der Klinik für Pferde, Allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin vorstellig wurden. Zusätzlich erfolgte bei allen Verletzungen im Rahmen des Screenings eine Probennahme aus dem Zentrum der Wunde. Das Studiendesign untergliederte sich in drei verschiedene Abschnitte: Untersuchungszeitraum A im Jahr 2014, einer darauffolgenden Intervention und damit verbunden die Einführung der im Untersuchungszeitraum A entwickelten neuen Hygienemaßnahmen in Form von SOPs und anschließend Untersuchungszeitraum B im Jahr 2015. Der Fokus der SOPs für die Intervention wurde dabei auf die Verbesserung der Händehygiene-Compliance gelegt und der Verbrauch an Desinfektionsmitteln in den Untersuchungszeiträumen A und B ermittelt. Zusätzlich wurde in beiden Untersuchungszeiträumen eine aktive Surveillance von postoperativen Wundinfektionen durchgeführt und alle detektierten Infektionen einer mikrobiologischen Folgeuntersuchung unterzogen. Dadurch konnte die Infektionsrate und Belastung mit multiresistenten Erregern (MRE) in den Untersuchungszeiträumen A und B miteinander verglichen werden. Einbezogen wurden zusätzlich verschiedenen Risikofaktoren auf das Erlangen einer Wundinfektion wie die Aufenthaltsdauer, der chirurgische Eingriff und die Inzisionslänge, eine Vorbehandlung mit Antibiotika sowie Alter und Gewicht. Die Auswertungen des Eingangsscreenings zeigten, dass 3,5 % der Patienten bereits mit MRSA bei Einlieferung in die Klinik belastet waren und 10,7 % positiv auf ESBL-produzierende Enterobacteriaceae getestet wurden. Die Abstriche der Wunden zeigten eine Keimbelastung von 3,7 % mit MRSA, 1,9 % mit ESBL-produzierenden Enterobacteriaceaen und 0,9 % mit Acinetobacter baumanii (A. baumanii) bei Aufnahme in die Klinik. Im Rahmen der Studie wurden mehrere Faktoren identifiziert, die das Wundinfektionsrisiko im signifikanten Maße beeinflussten. Die Aufenthaltsdauer erhöhte sich um das Doppelte bei Patienten mit einer Wundinfektion (p = 0,001), ein chirurgischer Eingriff beeinflusste signifikant das Erlangen einer Infektion (p < 0,005) und wies damit verbunden ein 33,7-fach erhöhtes Wundinfektionsrisiko auf. Auch die stationäre Behandlung einerseits (p < 0,005) und die Vorbehandlung mit Antibiotika vor der Kliniküberweisung (p = 0,002) andererseits beeinflussten das Wundinfektionsrisiko. Zudem konnten das Alter (p = 0,006) und das Gewicht (p = 0,0037) als Risikofaktoren ermittelt werden. Insgesamt konnten 42 Infektionen in den Untersuchungszeiträumen A und B detektiert werden, wovon 69 % mit mindestens einem MRE besiedelt waren. Durch die Einführung des zielgerichteten Hygienemanagements und der dazugehörigen SOPs konnte eine deutliche Senkung von Wundinfektionen erzielt werden (p = 0,033). Bei der Indikation Kolik, von denen 48 Patienten einer Laparotomie unterzogen wurden, erlagen im Untersuchungszeitraum A 30 % der Patienten einer Wundinfektion, im Untersuchungszeitraum B nur noch 17,9 %. Bei der Indikation der Verletzungen entwickelten im Untersuchungszeitraum A 31,7 % der Patienten eine Wundinfektion und nur 25 % im Untersuchungszeitraum B. Dies entsprach einer Gesamtabnahme der Infektionsrate um 8,9 % in US B nach Intervention. Zudem sank die Gesamtzahl an MRE in den Folgeuntersuchungen der Wundinfektionen um 9,5 %. Die Haupterkenntnis aus diesen Daten war, dass zielgerichtete Maßnahmen, v.a. die Steigerung der Händehygiene-Compliance, einen großen Einfluss auf die Risikominimierung von Wundinfektionen haben mussten, der Verbrauch an Desinfektionsmitteln stieg in dieser Studie im Untersuchungszeitraum B um 190 % an.
Nosocomial infections and the associated problem of colonisation of patients with multi-resistant pathogens (MRP) is becoming an increasingly serious challenge in both human and veterinary medicine. Especially in equine clinics, nosocomial infections have increased in recent years, which is why hygiene management for the prevention of wound infections is becoming increasingly important. Horse clinics represent a special challenge due to the specific requirements of the species, while small animal clinics can transfer many findings from hominid medicine. This is especially true in connection with wound infections in horses, where the classical opportunistic and zoonotic pathogens such as methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA) and extended spectrum beta-lactamase (ESBL-) producing Enterobacteriaceae occur. Against this background, the aim of the work was to develop multimodal hygiene management in connection with Standard Operating Procedures (SOPs), which can be applied effectively and practicably in the equine clinic and thus contribute to a reduction of wound infections. In this study, a total of 341 equine patients were screened in both 2014 and 2015 using nasal swab samples and faeces for microbiological examination and a status quo of the microbial flora brought along was determined. All patients with the indication colic (n = 233) or with an open injury (n = 108) were included. In addition, a sample was taken from the center of the wound for all injuries within the scope of the screening. The study design was divided into three different sections: Investigation Period A in 2014, a subsequent intervention and the associated introduction of the new hygiene measures developed in Investigation Period A in the form of SOPs, and then Investigation Period B in 2015. The focus of the SOPs for the intervention was placed on improving hand hygiene compliance and the consumption of disinfectants in Investigation Periods A and B was determined. In addition, an active surveillance of postoperative wound infections was conducted in both study periods and all detected infections were subjected to a microbiological follow-up examination. This made it possible to compare the infection rate and exposure to MRP in Investigation Periods A and B. In addition, various risk factors for acquiring a wound infection were included, such as the length of stay, the surgical procedure and the length of the incision, pre-treatment with antibiotics, age and weight. The evaluations of the initial screening showed that 3,5 % of the patients were already contaminated with MRSA on admission to the clinic and 10,7 % tested positive for ESBL-producing Enterobacteriaceae. The swabs of the wounds showed a germ load of 3,7 % with MRSA, 1,9 % with ESBL and 0,9 % with A. baumanii on admission to the clinic. The study identified several factors that significantly influenced the risk of wound infection. The length of stay was twice as long in patients with a wound infection (p = 0,001), surgical intervention significantly influenced the attainment of infection (p < 0,005) and associated with this, the risk of wound infection was 33,7 times higher. In-patient treatment on the one hand (p < 0,005) and pre-treatment with antibiotics prior to hospitalization (p = 0,002) also influenced the risk. In addition, age (p = 0,006) and weight (p = 0,0037) were determined as risk factors. A total of 42 infections were detected in IP A and IP B, 69 % of them were colonised with at least one MRP. The introduction of targeted hygiene management and the associated SOPs led to a significant reduction in wound infections (p = 0,033). In the indication colic, of which 48 underwent a laparotomy, 30 % of patients in Investigation Period A succumbed to a wound infection, in Investigation Period B only 17,9 %. In the indication of injuries, 31,7 % of patients developed a wound infection in IP A and only 25 % in IP B. This corresponded to an overall reduction in the infection rate of 8,9 % in IP B after intervention. In addition, the total number of MRP in the follow-up examinations of the infections decreased by 9,5 %. The main conclusion to be drawn from this data was that targeted measures, especially increasing hand hygiene compliance, have a major impact on minimizing the risk of wound infections; in this study, the consumption of disinfectants increased by 190 % in Investigation Period B.