Schon in normalen Zeiten stellen plurale Netzwerkorganisationen eine Herausforderung für die Akteure und die Institutionen der Arbeitsbeziehungen dar. Aber wie sieht dies in Krisenzeiten aus? Zum einen sprechen Argumente dafür, dass plurale Netzwerkorganisation und Mitbestimmung sich gerade in Krisensituation gegenseitig stützen, da sie im Zusammenspiel zu einer höheren Resilienz der Koordination ökonomischer Aktivitäten beitragen können. Zum anderen sprechen auch Argumente gegen ein komplementäres Verhältnis von Netzwerkorganisation und Mitbestimmung, insbesondere wenn es an einer netzwerkbezogenen Arbeitspolitik mangelt, welche die Netzwerk-bildung begleitet. In unserer strukturationstheoretisch informierten qualitativen Längsschnittstudie eines Logistikdienstleisters über einen Zeitraum von 30 Jahren zeigen wir, dass sich zunächst Praktiken einer mitbestimmten Netzwerkbildung entwickeln, die eine Integration der einzelnen Netzwerkeinheiten unterstützen. Insbesondere durch konfliktorientierte Praktiken des Managements, welche die (über-) betriebliche Interessenvertretung schwächen, spalten und de-legitimieren, wird die Integration jedoch durch eine Fragmentierung abgelöst. Hierbei verkehren sich integrative Praktiken der Interessenvertretung in die Bildung von arbeitspolitischen Parallelwelten. Es zeigt sich, dass die Anpassungslasten in der arbeitspolitisch fragmentierten Netzwerkorganisation nach dem Grad der Vulnerabilität der Beschäftigtengruppen in den Netzwerkeinheiten verteilt werden. Damit verringert sich aber auch die Krisenresilienz der pluralen Netzwerkorganisation. Vor diesem Hintergrund wird der Interessenvertretung empfohlen, aus einer Position der Stärke heraus auf das Verhältnis von Konflikt und Kooperation zu reflektieren, wenn das Management seine Praktiken ändert.
Even in normal times, plural network organisations constitute a challenge for the actors and the institutions of industrial relations. But how does this play out in times of a crisis? On the one hand, there are arguments in favour of plural network organisation and co-determination being mutually supportive, especially in a crisis situation, as they can contribute to a higher resilience of the coordination of economic activities. On the other hand, there are also arguments against a complementary relationship between network organization and co-determination, especially if there is a lack of a network-related labour politics that accompanies network formation. In our qualitative 3 longitudinal study of a logistics service provider over a period of 30 years, informed by structuration theory, we show that practices of co-determined network formation were initially developed to support integration of the networked firms. Particularly through conflict-oriented practices of management, which weaken, divide and de-legitimize the representation of interests in the firm and in the industry, integration was replaced by fragmentation. Integrative practices of interest representation turned into the formation of parallel worlds of labour politics. The burden of adjustment in and of the network organisation became increasingly fragmented. In consequence, the adjustments differed according to the vulnerability of the groups of employees. However, this also reduces the crisis resilience of the plural network organisation itself. Against this background, it is recommended to reflect on the relationship between conflict and cooperation in labour relations from a position of strength, when management changes its practices.