Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine akut verlaufende, fieberhafte Infektionskrankheit, die zyklisch mit der Entwicklung typischer Aphthen und Erosionen an den mit Plattenepithel ausgekleideten Teilen der Schleimhaut des Verdauungskanals und an den unbehaarten Stellen der Haut verläuft. Das Wirtsspektrum des Maul- und Klauenseuchevirus (MKSV) umfasst neben der Ordnung Artiodactyla Familien der Ordnungen Insectivora, Rodentia, Proboscidea, Perissodactyla und Carnivora. Beschreibungen von natürlichen MKSV-Infektionen bei Rehen (Capreolus capreolus) in Europa stammen vor allem aus den Jahren 1930 bis 1940 und beruhen auf der Beobachtung klinischer Symptome. Der Nachweis von Antikörpern gegen das MKSV beim Reh erfolgte im Rahmen experimenteller Infektionsversuche in den Jahren 1974/75 mit dem Virusneutralisationstest (VNT). Dabei wurde die Übertragung des MKSV vom Nutztier (Rind und Schaf) auf das Reh und eine Infektionsübertragung der Rehe untereinander nachgewiesen. Während des MKS-Seuchenzuges im Jahr 2001 in den Niederlanden (März und April) bis dicht an die deutsche Grenze bestand die Möglichkeit der Übertragung des MKSV auf Rehe in einem grenznahen Gebiet zu den Niederlanden in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Ziel dieser Studie war es, den Anteil der seropositiven Reagenten (Exposition) gegen MKSV bei Rehen in den Untersuchungsgebieten zu bestimmen und darüber hinaus die Bedeutung dieser Tiere im Rahmen eines MKS-Seuchenzuges zu diskutieren. Als Standardnachweisverfahren zum Nachweis von spezifischen Antikörpern gegen das MKSV sind der Liquid-phase-blocking ELISA (LPBE) und der VNT vorgeschrieben. Für den Antikörpernachweis bei Wildtieren sind diese Testverfahren in der Weise zu verwenden wie sie für Nutztiere beschrieben und zugelassen wurden. In dieser Studie wurde für den Nachweis von Antikörpern gegen MKSV Serotyp OMANISA neben dem LPBE und dem VNT zusätzlich ein Solid- phase-competition ELISA (SPCE) durchgeführt. Im Zeitraum Oktober 2001 bis Oktober 2002 wurden Blutproben von erlegten Rehen aus ausgewählten, grenznahen Revieren in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen (n=108) und Niedersachsen (n=43) gesammelt. Dieses Areal wurde aufgrund seiner geographischen Lage (Nähe zu den Ausbruchsgebieten des MKS-Seuchenzuges 2001 in den Niederlanden) ausgesucht. Weiterhin wurden Proben aus einem Negativ-Kontrollgebiet innerhalb Schleswig-Holsteins untersucht (n=72). Von den insgesamt 223 untersuchten Rehseren zeigten 12 Seren (5,4%) im LPBE eine positive Reaktion. Diese Seren stammten sowohl aus dem Untersuchungsgebiet in Nordrhein-Westfalen (n=6) und in Niedersachsen (n=2) als auch aus dem Kontrollgebiet in Schleswig-Holstein (n=4). Im SPCE reagierten 26 Seren (11,7%) positiv (Nordrhein-Westfalen, n=7; Niedersachsen, n=7; Schleswig-Holstein, n=12). Es handelt sich hierbei um falsch-positive Ergebnisse, da keine Bestätigung durch den VNT bzw. LPBE erfolgte. Der statistische Vergleich von LPBE und SPCE als geeignetes Testverfahren zum Nachweis von Antikörpern gegen MKSV bei Rehen zeigt einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Testverfahren. Zudem unterscheiden sich beide Testmethoden signifikant vom Referenztest VNT. Der SPCE in der hier durchgeführten Form scheint daher nicht geeignet für den Nachweis von Antikörpern gegen MKSV beim Reh zu sein. Die Ergebnisse des SPCE geben zudem einen Hinweis darauf, dass die Durchführung der Nachweismethoden für Nutztiere auf Proben für Wildtiere nicht in jedem Fall übertragbar ist. In dieser Studie wurden keine seropositiven Reagenten gegen MKSV bei Rehen in den Untersuchungsgebieten in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen nachgewiesen. Diese Ergebnisse bekräftigen die Ergebnisse der Recherche über serologische Untersuchungen im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden im Rahmen des Seuchenzuges im Jahr 2001 und liefern somit keinen Hinweis darauf, dass eine Exposition der untersuchten Rehpopulationen während des Seuchenzuges in den Niederlanden im Jahr 2001 stattgefunden hat. Die Betrachtung der Ergebnisse der in Europa durchgeführten Studien an Cerviden im Zusammenhang mit MKS- Seuchenzügen lässt keine epidemiologische Bedeutung dieser Tiere als Infektionsquelle für Nutztiere erkennen. So führen die negativen Ergebnisse dieser Studie hinsichtlich des Nachweises von Antikörpern gegen MKSV bei Rehen und die Ergebnisse der serologischen Untersuchungen im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden zu der Schlußfolgerung, dass Rehe während des Seuchenzuges 2001 in Europa keine Rolle für die Verbreitung des MKSV gespielt haben.
Foot-and-mouth disease (FMD) is an acute febrile infectious disease characterized by the formation of vesicles and erosions on mucous membranes (squamous epithelium) of the alimentary tract and on hairless skin. In addition to the order Artiodactyla families of the order Insectivora, Rodentia, Proboscidea, Perissodactyla and Carnivora are susceptible to a foot- and-mouth disease virus (FMDV) infection. Most descriptions of FMD in naturally infected roe deer (Capreolus capreolus) in Europe are dated from 1930 to 1940. In these cases the diagnosis was based on clinical signs. Antibodies against FMDV were detected in experimentally infected roe deer in 1974/75 by virus neutralization test (VNT). It was shown that transmission of virus among deer was possible as well as mutual transmission between deer and livestock (cattle and sheep). During the FMD outbreak in the Netherlands in 2001 (March and April) in a region close to Germany, FMDV-infection might have been transmitted to free-ranging roe deer in German regions near to the border of the Netherlands in the federal states of North-Rhine Westphalia and Lower Saxony. Therefore, our objective was to determine whether seropositive reactors against FMDV occurred in free-ranging roe deer in the investigation areas. In addition, the possible role of these animals during an FMD-epidemic has been discussed. Liquid-phase-blocking ELISA (LPBE) and VNT are the prescribed tests for the detection of FMDV-specific antibodies in livestock. Procedures similar to these have to be applied for the detection of antibodies in wildlife. In this study, LPBE and VNT were used for the detection of antibodies against FMDV serotype OMANISA. In addition, a solid-phase- competition ELISA was performed. Between October 2001 and October 2002 blood samples of hunted roe deer were collected in selected hunting grounds near to the border of the Netherlands in North-Rhine Westphalia (n=108) and Lower Saxony (n=43). This region was selected because of its location close to the area of the FMD-outbreak in the Netherlands in 2001. Control samples were taken from Schleswig-Holstein (n=72). In LPBE, 12 (5.4%) of 223 sera were tested positive against FMDV OMANISA. These samples originated from North- Rhine Westphalia (n=6), Lower Saxony (n=2) and Schleswig-Holstein (control areas; n=4). In SPCE, 22 (11.7%) of 223 sera were tested positive (North-Rhine Westphalia, n=7; Lower Saxony, n=7; Schleswig-Holstein n=12). These results were considered false-positive because they could not be confirmed by LPBE and VNT, respectively. Significant differences were recorded comparing (1) LPBE and SPCE, (2) LPBE and VNT and (3) SPCE and VNT. It became evident that SPCE in its current form does not seem to be an appropriate method for detecting antibodies against FMDV in hunted roe deer. Moreover, these results indicate that test procedures similar to those described for livestock can not generally be applied for wildlife. In our study, seropositive reactors in roe deer were not detected. These results support serological investigations from the United Kingdom (UK) and the Netherlands in 2001 and suggest that FMDV may not have been transmitted to free-ranging roe deer in the investigation areas during the outbreak in 2001 in the Netherlands. Investigations concerning FMD among cervids in Europe within the last century revealed that these animals do not seem to play an important role for the transmission of FMDV during an epidemic in livestock. The negative results of this study regarding the detection of antibodies against FMDV, as well as the serological investigations in the UK and the Netherlands lead to the conclusion that roe deer did not seem to play a role for the distribution of FMDV during the outbreak in 2001 in Europe.