Der Text untersucht die Frage, ob Aufopferung moralisch gut ist und lotet das Verhältnis von Aufopferung und Supererogation aus. Ausgehend vom Kontext historisch dominierender Formen von Aufopferung wird die Pflege von Angehörigen paradigmatisch für die Aufopferung für jemanden (nicht für Sachen oder Ideen) in den Blick genommen. Die für Pflegebeziehungen typische Gefühlsdynamik macht deutlich, inwiefern diese Form der Aufopferung als eine Gabe ohne Maß betrachtet werden kann. Mit Rekurs auf die Theorie der Gabe werden Kriterien dafür entwickelt, unter welchen Bedingungen Aufopferung bewunderungswürdig oder womöglich moralisch falsch ist. Bewunderungswürdig ist die spezifische Gabe der Pflege von Angehörigen nur dann, so die entwickelte These, wenn sie seitens der sich aufopfernden Person mit einem ausgewogenen Gefühlshaushalt verbunden ist. Handelt es sich bei der Aufopferung dagegen um eine emotionale Dauerüberforderung, so ist diese Gabe zwar nicht mehr bewunderungswürdig, aber auch nicht moralisch falsch.