The aim of this doctoral thesis is to carry out a differentiated analysis of current effects of migration and trade in Germany. Following an introductory chapter about the most important theories on migration and trade, two studies concentrate on migration and one study analyzes trade effects. The studies consider different relevant welfare indicators. Results therefore contribute to the public debate on various migration and trade related policy issues. The first study provides an analysis of the effect of migration on regional wage disparities in Germany. Using data from the Indicators and Maps on Urban Development in Germany and Europe” (INKAR) and the German Socio Economic Panel (GSOEP) from the years 1998 to 2009, dynamic panel estimations are applied to consider dynamics as well as the simultaneity between migration and regional labor market circumstances. To begin with, the influence of migration on relative wage levels is analyzed. The results show a small positive wage effect due to the overall regional migration balance. However, only domestic migration is relevant for analyzing the influence of migration on regional wage disparities. The wage effect due to domestic migration turns out to be smaller and negative. Regions seem to benefit primary from a combination of internal and foreign migration, however effects are small. Assuming that individuals usually move to high-wage regions, the negative wage effect of German migration would trigger an adjustment mechanism of wage disparities. Therefore, a second dynamic panel estimation tests whether an influence of the regional wage levels on migration exists. Results show no statistically significant effects. An adjustment of existing wage disparities due to migration is not likely to occur in Germany in the next few years. Concentrating on moves which are motivated by occupation, the second study evaluates main individual moving determinants. The central question is whether being unemployed has a positive effect on labor mobility. The empirical estimation is based on data from the GSOEP from the years 2001 to 2009. Following a bivariate probit approach, results are obtained estimating the joint probability of being unemployed and to move to account for the endogeneity of the unemployment variable in the migration equation. The results indicate that a work related decision to move is highly influenced by dwelling ownership. The moving and unemployment probabilities increase when a person has an unemployed partner or a migration background. Furthermore, the unemployed are often single and in inferior health circumstances. The central result is a significant negative influence of the unemployment status on the work-related moving probability. In addition, the effects of central main moving determinants are much smaller for the unemployed group. Certain moving barriers only seem to exist or to have more weight for unemployed people. The third empirical study analyzes the effects of a free trade agreement between the European Union and the Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) on the German economy. Using the GTAP 6 computable general equilibrium model and Data Base, potential welfare and income gains and changes in the output and trade are calculated. Four scenarios are simulated, differing in the degree of reducing tariff barriers and non-tariff barriers in the first, second and third sectors. In one additional scenario of the study, sensitive products are excluded from the liberalization measures. The results show that the welfare impact on the German economy would be positive but low in contrast to the effects for the ASEAN countries. The observed changes at the sectoral level would have an overall positive impact on the German economy. Mainly the production and exports of primary products (in particular sugar-, rice- and poultry products) and of light industry products (clothing apparel, textiles and leather) are expected to decrease. Losses should therefore be limited to sectors which are underrepresented in the German economy. The production and export of manufacturing products (in particular cars & trucks; chemical, rubber & plastic products and machinery & equipment) as well as of the supply in the services sector is expected to increase. The higher gains in these more important sectors are expected to compensate for losses. The exclusion of sensitive products from liberalization measures would change results only marginally. In sum for Germany and the EU the economic effects would be rather small. However, when there is no FTA these advantages could be taken by the other ASEAN trade partners, especially by China and this would imply a loss of Germany’s and the EU’s international competitiveness.
Die Zielsetzung dieser Dissertation ist es, eine differenzierte Analyse über aktuelle Effekte von Migration und Güter- /Dienstleistungshandel für Deutschland zu geben. Im Anschluss an einen einleitenden Survey zu wesentlichen Migrations- und Handelstheorieansätzen folgen zwei Studien zum Thema Migration sowie eine dritte Studie mit einer handelsbezogenen Fragestellung. Es werden Einflüsse auf verschiedene relevante Wohlfahrtsmaße analysiert. So tragen die Ergebnisse zur öffentlichen Debatte unterschiedlicher migrations- und handelsbezogener Sachverhalte bei. Die erste Studie der Dissertation analysiert den Einfluss von Migration auf Lohnunterschiede zwischen deutschen Regionen. Für die empirische Analyse werden der INKAR Datensatz (Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung in Deutschland und Europa) und das SOEP (Sozio-ökonomisches Panel) für die Jahre 1998 bis 2009 verwendet. In einem ersten Schritt wird der Effekt der regionalen Netto-Migrationsraten auf das relative regionale Lohnniveau geschätzt. Die Ergebnisse zeigen einen geringen signifikant positiven Lohneffekt der Netto-Migration. Um den Einfluss von Migration auf regionale Disparitäten zu analysieren, sollte nur die inländische Migration berücksichtigt werden. Der hier resultierende Effekt inländischer Migration (bei Nicht-Berücksichtigung ausländischer Migration) auf das relative regionale Lohnniveau fällt noch kleiner aus und ist negativ. Deutsche Regionen scheinen in der Summe von neuen Bewohnern zu profitieren, wobei die inländische Migration dies alleine nicht bewirken kann. Der Annahme folgend, dass Individuen in der Regel in Hochlohnregionen ziehen, würde der geschätzte negative Effekt der inländischen Migration zu einem Anpassungsmechanismus der Lohndisparitäten führen. Dieser Einfluss der regionalen Arbeitsmarktbedingung auf das Migrationsverhalten wird in einem zweiten Schritt anhand einer Migrationsfunktion untersucht. Die Ergebnisse zeigen keinen signifikanten Einfluss des relativen Lohnniveaus oder der relativen Arbeitslosenrate auf die Migration. Ein Anpassungsmechanismus, bei dem Disparitäten verstärkt Migrationsströme hervorrufen und damit die Disparitäten reduzieren, sollte in den nächsten Jahren nicht resultieren. Die zweite Studie analysiert die individuelle Umzugsbereitschaft von Arbeitslosen. Die ökonometrische Schätzung basiert auf Daten des Sozioökonomischen Panels für die Jahre 2001 bis 2009. Um die Endogenität der Arbeitslosen-Variable in der Migrationsgleichung zu berücksichtigen wird ein bivariates Probitmodell verwendet. Es schätzt die gemeinsame Wahrscheinlichkeit arbeitslos zu sein und umzuziehen um die Arbeitslosigkeit zu beenden. Zusätzlich bestimmt es den Einfluss anderer wesentlicher Determinanten der Wahrscheinlichkeit umzuziehen beziehungsweise arbeitslos zu sein. Hier zeigt sich, dass die Umzugswahrscheinlichkeit bei Wohneigentum sehr viel niedriger ausfällt. Personen in einer Beziehung mit einem Arbeitslosen weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf arbeitslos zu sein und entscheiden sich eher für einen Umzug. Zudem zeigt sich, dass Arbeitslose häufig alleinstehend sind und in schlechterer gesundheitlicher Verfassung als nicht-arbeitslose Personen. Als zentrales Ergebnis zeigt sich, dass die Umzugswahrscheinlichkeit von Arbeitslosen, die durch den Wohnortwechsel ihre Arbeitslosigkeit beenden, sehr viel niedriger ist als die berufsbedingte Umzugswahrscheinlichkeit von Beschäftigten. Auch sind Effekte der zentralen Umzugsdeterminanten sehr viel geringer für diese Gruppe. Bestimmte Umzugsbarrieren scheinen nur für Arbeitslose zu existieren bzw. für sie sehr viel stärker ins Gewicht zu fallen. In der dritten Studie werden die Auswirkungen eines potentiellen Freihandelsabkommens (FHA) zwischen der Europäischen Union (EU) und dem Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) untersucht. Anhand eines allgemeinen berechenbaren Gleichgewichtsmodells, des GTAP Modells 6.2a und der GTAP 6 Datenbank werden Einkommens-, Wohlfahrts-, Produktions- und Handelseffekte des Abbaus tarifärer sowie nicht-tarifärer Handelsbarrieren geschätzt. Hierfür werden vier Szenarien simuliert, die sich im Liberalisierungsgrad im primären, sekundären und tertiären Sektor unterscheiden, in einem Szenario werden zusätzlich sensible Produkte ausgeschlossen. Das Modell berücksichtigt in allen Szenarien relevante ASEAN- und EU-FHA mit anderen Ländern. Die Ergebnisse belegen, dass die ASEAN Länder sehr viel stärker von einem Abkommen profitieren würden als Deutschland und die EU. Die handelsschaffenden und handelsumlenkenden Effekte wären für die deutsche Wirtschaft gering aber positiv. Zum stärksten Rückgang der Produktion und der Exporte käme es für Deutschland im primären Sektor (vor allem bei Zucker-, Reis- und Geflügelprodukten) und in der Leichtindustrie (bei Kleidung, Textilien und Leder). Da diese Sektoren für die deutsche Wirtschaft nur wenig Relevanz haben, fallen die Verluste sehr viel geringer aus als für andere EU-Länder. In Deutschland sollte es durch resultierende Verluste somit zu keinem hohen Arbeitsplatzabbau kommen. Bei Ausnahme sensibler Produkte von den Liberalisierungsmaßnahmen würden sich keine signifikanten Änderungen ergeben. Ein stärkerer Anstieg der Produktion und der Exporte ist dagegen im Bereich der Schwerindustrie (vor allem bei den Gütergruppen Personen- und Lastwagen, Chemikalien, Gummi- und Plastikprodukte, Maschinerie und Gerätschaft) sowie im Dienstleistungsbereich zu erwarten. Diese Sektoren sind für Deutschland gemessen an Arbeitsplätzen und am Anteil an der Wertschöpfung sehr viel bedeutender. Somit überwiegen in der Summe die Handelsgewinne. Trotz geringer Wirkung für die europäische und deutsche Wirtschaft kann das Freihandelsabkommen als insgesamt positiv bewertet werden. Würde es zu keinem Freihandelsabkommen kommen, würden die prognostizierten Gewinne den anderen ASEAN-Handelspartnern der hier parallel betrachteten FHA, insbesondere China zukommen.