Die vorliegende Fallstudie befasst sich mit der Fragestellung, ob ein für Männer mit pädophiler oder hebephiler Sexualpräferenz konzipiertes Behandlungsprogramm im Setting der Einzeltherapie eine präventive Wirkung im Hinblick auf den sexuellen Missbrauch von Kindern im Dunkelfeld hat. Im Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité Berlin wurde im Rahmen des Präventionsprojekts Dunkelfeld das Therapiemanual Berliner Gruppentherapie zur Prävention sexueller Übergriffe auf Kinder für eine Behandlung von pädophilen/hebephilen Männern in der Gruppe entwickelt. Es dient als Grundlage für ein Behandlungsangebot, das sich an Personen richtet, die nicht unter Aufsicht der Justizbehörden stehen und auf freiwilliger Basis um Behandlung ersuchen. Das Manual befindet sich in der Phase der klinischen Erprobung und im Prozess der Weiterentwicklung. Es diente als Grundlage für das den Erfordernissen der Einzeltherapie angepasste Behandlungsprogramm, das im Rahmen dieser Arbeit vorgestellt wird. Beide Manuale enthalten sexualmedizinische, kognitiv-behaviorale und pharmakologische Interventionen, die auf eine primärpräventive Wirkung gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern abzielen und stellen sowohl im Hinblick auf die Behandlungsstrategie als auch auf die Zielgruppe eine neuartige Behandlungsform dar. Das für die Anwendung im Setting der Einzeltherapie modifizierte Behandlungsmanual erwies sich in der praktischen Erprobung als durchführbar. Bei den vier Probanden, die es vollständig durchlaufen haben, konnten Ergebnisse erzielt werden, die den ersten Ergebnissen der Behandlung in der Gruppe weitestgehend entsprechen (eine endgültige Auswertung der Behandlungsergebnisse aus der Gruppentherapie am Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité liegt noch nicht vor). Systematische Studien zur Fragestellung, ob ein Behandlungsprogramm der hier vorgestellten Art einen präventiven Wert im Hinblick auf den sexuellen Missbrauch von Kindern im Dunkelfeld hat, stehen aktuell noch aus, so dass Vergleiche derzeit lediglich mit den Ergebnissen einer Behandlung von Sexualstraftätern im Hellfeld mit ähnlichen therapeutischen Strategien angestellt werden können. Die diesbezüglichen Forschungsergebnisse weisen auf eine signifikante Minderung der Rezidivrate bei diesem Personenkreis hin. Unter Berücksichtigung spezifischer Unterschiede im Hinblick auf die Stichproben der zum Vergleich herangezogenen Studien kann geschlossen werden, dass auch bei den im Rahmen der hier vorgestellten Fallstudie behandelten Probanden das Risiko vermindert wurde, einen sexuellen Übergriff auf ein Kind zu begehen. Die Ergebnisse der hier vorgestellten Behandlungsverläufe im Hinblick auf die therapeutische Beeinflussung spezifischer Risikofaktoren, die einen sexuellen Übergriff auf ein Kind begünstigen sprechen für diese Hypothese. Die Fallzahlen der behandelten Probanden können in dieser Phase der Erforschung des Problemfelds für eine empirisch gesicherte Datenlage nicht ausreichend groß sein, so dass die ermittelten Ergebnisse in der Zukunft der empirischen Überprüfung bedürfen.
This case study addresses the question, whether a therapeutical treatment program for men with a pedophile or hebephile sexual preference in an individual therapy setting shows preventive effect on sexual abuse of children. It is part of a large research project of the „Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin“ at the university hospital Charité in Berlin, which has developed the manual „Berliner Gruppentherapie zur Prävention sexueller Übergriffe auf Kinder“ for the treatment of pedophiles and hebephiles in groups. In the course of the research project “Präventionsprojekt Dunkelfeld”, individuals, who were not under juridical persecution because of sexual offense against children, volunteered to participate in a treatment of their dissexual behavior. Based on the guideline for group therapy, a manual for individual therapy has been developed. This manual is introduced with a case study containing a close account of the process of four clinical treatments. Both manuals are at a clinical experimental stage and in a process of further development. They entail therapeutical interventions from sexual medicine, cognitive behavioral therapy, and pharmacotherapy and aim for a preventive effect on sexual abuse of children. Both the therapeutical strategy and the adressed group of participants are constituting a new line of treatment. The treatment manual for the individual setting turned out to be viable in the practical application. Four participants have passed the complete therapeutical program. The results obtained in the indivdual treatments are in line with the preliminary results of the treatment in groups. (The final results will be evaluated in nearest future.) The “Präventionsprojekt Dunkelfeld” fills a gap in current research. So far there are no systematic studies regarding the question, whether this kind of treatment program shows a preventive effect on sexual abuse of children in the “Dunkelfeld”. However, the results can be compared with those obtained from studies in treatment of sex offenders with similar therapeutical strategies. The findings in that field show that reducing risk factors, which promote sexual offense, results in a significant reduction of the rate of recidivism. In due consideration of the specific differences between sex offenders under judicial supervision and the volunteers of the “Präventionsprojekt Dunkelfeld”, the conclusion is allowed that treating patients with the introduced therapeutical manual, reduces the risk of abusing a child. This conclusion is substantiated by an evaluation of how the therapeutical strategy influences risk factors. The results of the evaluation show that individuals who participated in the treatment, have a significant reduction of risk factors promoting a sexual offense. However, in order to be substantiated by empirically more solid data, the results of this case study have to be confirmed with an investigation of a larger sample of individuals.