In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern kulturelle Bildung zu sozialer Stratifizierung beitragen kann. In der Literatur haben sich zwei theoretische Vorstellungen etabliert, in denen dieses Verhältnis unterschiedlich betrachtet wird. In der Reproduktionstheorie Bourdieus wird davon ausgegangen, dass Eltern kulturelles Kapital an ihre Kinder weitergeben und dass dieses im Bildungssystem vorteilhaft ist. Dies führe zur Persistenz von gesellschaftlichen Ungleichheiten über die Generationen hinweg. Im Gegensatz dazu wird in der auf DiMaggio zurückgeführten Mobilitätsthese konstatiert, dass kulturelles Kapital insbesondere für diejenigen Schüler:innen zu Vorteilen führe, die aus benachteiligten Sozialschichten stammen. Der Erwerb kulturellen Kapitals außerhalb der Familie wird unter dieser Perspektive zur Gelegenheit für soziale Aufwärtsmobilität. Die beiden Modelle werden in der Literatur häufig als gegensätzlich dargestellt. Gleichzeitig gilt die Erforschung der genauen Wirkungsweisen kulturellen Kapitals im aktuellen Diskurs weiterhin als Desiderat. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern es zu einem besseren Verständnis der Wirkungsweisen kulturellen Kapitals beiträgt, die Theorien zu einem gemeinsamen Modell zu integrieren.
Ausgehend von dem Zusammenhang zwischen Bildungs- und sozialer Ungleichheit wird die Frage erörtert, inwiefern bestehende Ungleichheiten im Bildungssystem reproduziert oder kompensiert werden. Die Arbeit greift anschließend bereits bestehende Modellvorstellungen zu kultureller Reproduktion und Mobilität auf. Zur Weiterentwicklung dieser werden aktuelle Debatten im Forschungsfeld aufgegriffen. Schließlich kumulieren die Betrachtungen des Forschungsstands in der Herleitung eines eigenen theoretischen Modells, in dessen Zentrum die Unterscheidung zwischen dem kulturellen Kapital der Eltern und der Individuen selbst steht.
Die empirische Untersuchung des hergeleiteten Modells erfolgt anhand von drei Leitfragen. Zunächst wird untersucht, inwiefern die These der intergenerationalen Weitergabe kulturellen Kapitals auf verschiedene Formen kultureller Bildung zutrifft. Dann wird analysiert, in welchem Ausmaß kulturelles Kapital auch außerhalb der eigenen Familie erworben werden kann. Schließlich wird geprüft, inwiefern das kulturelle Kapital des Individuums selbst mit dem Bildungserfolg assoziiert ist. Diesen drei Fragen wird jeweils in einer Teilstudie nachgegangen. Alle empirischen Analysen werden auf Basis der NEPS-Daten mit quantitativen Methoden durchgeführt. Die Arbeit endet in einer übergreifenden Diskussion der Ergebnisse und deren Implikationen.
This study examines the extent to which arts education can contribute to social stratification. Two theoretical concepts have been established in the literature, in which this relationship is viewed differently. Bourdieu's reproduction theory assumes that parents pass on cultural capital to their children and that this is advantageous in the education system. This is supposed to lead to the persistence of social inequalities across generations. In contrast, the mobility model based on DiMaggio's works states that cultural capital leads to advantages especially for those students who come from disadvantaged social classes. From this perspective, the acquisition of cultural capital outside the family becomes an opportunity for upward social mobility. The two models are often presented as contradictory in the literature. At the same time, research into the precise effects of cultural capital is still considered a desideratum in the current debate. This work examines the extent to which integrating both theories into a common model contributes to a better understanding of how cultural capital works.
Based on the relationship between educational and social inequality, the question of the extent to which existing inequalities are reproduced or compensated for in the education system is discussed. The work then takes up existing models that integrate cultural reproduction and mobility. Current developments in the research area are considered in order to develop these further. Finally, the considerations of the current state of research culminate in the derivation of a new theoretical model, at the center of which is the distinction between the cultural capital of the parents and the individuals themselves.
The empirical investigation of the derived model is based on three key questions. First, the extent to which the thesis of intergenerational transmission of cultural capital applies to different forms of arts education is examined. Then the extent to which cultural capital can also be acquired outside one's own family is analyzed. Finally, it is examined inhowfar the individual's own cultural capital is associated with educational success. These three questions are each investigated in a sub-study. All empirical analyses are carried out on the basis of NEPS data using quantitative methods. The work ends with an overarching discussion of the results and their implications.