Der Begriff der „Kulturwissenschaften“ kursiert seit einigen Jahrzehnten in der deutschsprachigen Hochschullandschaft. Mit ihm werden je nach Fach und Ausrichtung ganz verschiedene Inhalte und Formalia verbunden. Außerdem hat er die geisteswissenschaftlichen Disziplinen in unterschiedlicher Intensität durchdrungen. Der vorliegende Beitrag möchte das Potenzial einer Zuordnung der Archäologien zu den „Kulturwissenschaften“ aufzeigen. Zu diesem Zweck werden fünf Punkte vorgeschlagen. Diese verstehen sich gezielt als ein Angebot an die Archäologien innerhalb des deutschsprachigen Diskurses, ohne jedoch die anglophonen Hintergründe der cultural studies auszublenden. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme bisheriger Anwendungsfelder des Begriffs der Kulturwissenschaften im deutschsprachigen Raum, wird anhand der fünf Punkte erläutert, wie er auf einer methodolo - gischen Ebene zu einer Verknüpfung der Archäologien untereinander und der Archäologien mit anderen Kulturwissenschaften beitragen kann: 1 Orientierung und Grenzen nach außen, 2. Orientierung und Grenzen nach innen, 3. Dekonstruktion und Konstruktion von Begriffen, 4. Selbstreflexion und Offenlegung der eigenen Denkstrukturen, 5. Offenlegung der Modelle und Herleitung der Interpretationen. Das so formulierte Angebot zielt darauf ab, für die Archäologien eine Möglichkeit bereitzustellen, sich innerhalb der kulturwissenschaftlichen Debatten selbstbewusst zu positionieren und somit zu stärken. Abschließend wird in einem Ausblick eine kulturwissenschaftliche Orientierung als eine mögliche neue Strömung in den Archäologien vorgeschlagen.
The concept of Kulturwissenschaften has been discussed for several decades in German-speaking academia. Depending on the discipline and the general perspective, a variety of different meanings and structures are implied. Furthermore, the concept has permeated the humanities to varying degrees. This paper aims to show the potential of anchoring archaeology within the sphere of Kulturwissenschaften. With this goal in mind, five points will be discussed. They are to be understood as specific to archaeology within the German discursive realm, without, however, forgetting references to the anglophone "cultural studies." After a brief review of the fields in which the concept of Kulturwissenschaften has been applied in the German-speaking realm, I then discuss how the concept can contribute methodologically to a linking of different specialized archaeologies, and archaeology as a synthetic field, with other Kulturwissenschaften. I draw on the following five points: 1) external directions and limits thereof, 2) internal directions and limits, 3) deconstruction and construction of concepts, 4) self-reflection and scrutiny of one's own ways of thinking, 5) presentation of models and the construction of interpretations. The aim is to afford archaeology the possibility to position itself self-consciously within kulturwissenschaftliche debates and of strengthening its impact in academic discourse. Finally, looking into the future, the paper proposes a kulturwissenschaftliche orientation as a possible new direction in archaeology.