Neurobehaviorale Erkrankungen wie Depressionen oder chronische Schmerzen sind verantwortlich für einen beachtlichen Anteil der globalen Krankheitslast. Eine große Herausforderung bei der Behandlung dieser Erkrankungen ist die hohe Variabilität der Behandlungsergebnisse. Während einige Patient:innen gut auf bestimmte Behandlungen ansprechen, ist dieselbe Behandlung bei anderen Patient:innen mit ähnlichen Beschwerden wenig oder gar nicht wirksam. Deshalb wird zunehmend davon ausgegangen, dass sich hinter der jeweiligen Diagnose eine Vielzahl von Subgruppen verbirgt, die mutmaßlich von unterschiedlichen Behandlungsansätzen profitieren würden. Die Identifikation dieser Subgruppen würde eine bessere Stratifizierung erlauben. Dieses Konzept der Präzisionsmedizin hat sich bei einigen kardialen oder onkologischen Erkrankungen bereits etabliert. Bei den neurobehavioralen Erkrankungen bestehen jedoch zusätzliche Hürden. Unter anderem sind viele der Konstrukte, die zur Stratifizierung eingesetzt werden könnten, nicht direkt messbar. Die Arbeiten in dieser Habilitationsschrift beschäftigen sich deshalb mit ausgewählten Aspekten der Messung von Konstrukten, welche die Stratifizierung neurobehavioraler Erkrankungen erleichtern könnten. Während sich eine Arbeit mit der Verbesserung der Genauigkeit von Messungen individueller Zustände am Beispiel der Persönlichkeitsstruktur beschäftigt, werden in einer weiteren Arbeit Faktoren untersucht, welche die Genauigkeit von Veränderungsmessungen beeinflussen können. Zwei weitere Arbeiten beschäftigen sich damit, wie auf der Basis von Patient-Reported Outcomes (PROs) und Ecological Momentary Assessments (EMAs) Subgruppen identifiziert werden können, die relevant für den Verlauf der Behandlungen sind. Die letzte Arbeit beschäftigt sich mit der internationalen Standardisierung von PROs, die eine weitere Voraussetzung für die Implementierung von Präzisionsmedizin bei neurobehavioralen Erkrankungen darstellt. Die Ergebnisse der Arbeiten bieten Ansatzpunkte für die Verbesserung der Messungen als Voraussetzung für Präzisionsmedizin bei neurobehavioralen Erkrankungen. Insbesondere die Kombination unterschiedlicher Ansätze, wie dynamische Messungen von Symptomen und Computer-adaptives Testen könnten zukünftig zur besseren Stratifizierung, Erfassung der Behandlungsverläufe und Vorhersage der Outcomes beitragen.