Hintergrund: Das Humane Papillomavirus (HPV) wird als eine der am häufigsten sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten angesehen. HPV und insbesondere HPV Infektionen mit hochrisiko-HPV (HR-HPV) Genotypen können Auslöser für dysplastische Zellveränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses bis hin zum Zervixkarzinom sein. Immunsupprimierende Faktoren wie eine HIV Infektion und eine Schwangerschaft erhöhen das Risiko für das Auftreten und Persistieren von HR-HPV Infektionen.
Methoden: Schwangere Frauen mit einer HIV Infektion wurden im Zeitraum zwischen Oktober 2017 und August 2021 in die Studie eingeschlossen. Die Proben und Daten wurden in der Ambulanz für Suchterkrankungen und Infektionen in der Schwangerschaft der Geburtsmedizin im Virchow Klinikum der Charité-Universitätsmedizin Berlin sowie der Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Ludwig-Maximilian Universität München eingeschlossen. Die Studienteilnehmer:innen erhielten einen personenbezogenen Anamnesebogen, anschließend wurde ein HPV Test, eine Zytologie und eine Kolposkopie durchgeführt. Kolposkopisch detektierte Major Change wurden zur histologischen Abklärung biopsiert. Die Daten wurden gespeichert und mittels chi2-Test oder Mann-Whitney-U-Test analysiert. Als statistisch signifikant wurde ein p-Wert ≤ 0,05 gewertet (CI 95%). Zur Identifizierung assoziativer Risikofaktor für HR-, HHR- und multiple HPV Infektionen erfolgte die Berechnung eines multivariablen binär logistischen Regressionsmodells.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 81 Patient:innen in die Studie eingeschlossen. Die berechnete HR-HPV Prävalenz in der Studienpopulation betrug 45,7%. Bei 27,2% der Frauen konnten mindestens zwei HPV Genotypen (definiert als: multiple HPV Infektionen) nachgewiesen werden. Die häufigsten HR-HPV Genotypen waren HR-HPV16 mit 25,9% und HR-HPV52 mit 9,9%. Zytologische Auffälligkeiten korrelierten signifikant mit dem Vorkommen von HR-HPV Infektionen. Wenn die Zytologie eine hochgradige squamöse intraepitheliale Läsion (HSIL) aufwies, war diese in 80% mit einem HR-HPV16 Genotyp und in 20% mit einem HR-HPV52 Genotyp assoziiert. Eine HIV Viruslast ≥ 50 Kopien/ml erhöhte das Risiko für HR-HPV Infektionen. Eine CD4 T-Zell Zahl < 350/µl war assoziiert mit der Detektion von multipler HPV Infektionen. Ein Alter ≥ 25 Jahre sowie eine positive Raucheranamnese zeigten sich als begünstigender Faktoren für das Vorkommen von HHR-HPV Infektionen.
Fazit: Aufgrund der hohen HPV Prävalenz und dem damit einhergehenden Risiko für zervikale Dysplasien bis hin zum Zervixkarzinom bei schwangeren Frauen mit einer HIV Infektion, bedürfen diese Frauen einer besonderen Aufmerksamkeit und einer Betreuung in einem qualifizierten Zentrum. Ein Algorithmus zur Prävention des Zervixkarzinom bei schwangeren Frauen mit einer HIV Infektion sollte daher definiert werden. Hierfür sind jedoch noch weitere Studie erforderlich.
Background The Human Papillomavirus (HPV) is considered one of the most frequent sexually trans-mitted diseases. HPV and especially HPV infections with high-risk HPV genotypes (HR-HPV) can cause cervical dysplasia and even cervical carcinoma. Immunosuppressive factors such as HIV infection and pregnancy increase the risk for the occurrence and persistence of HR-HPV infections. Methods Between October 2017 and August 2021 pregnant women with HIV infection were in-cluded in the study. The samples and data were taken in the Outpatient Clinic for Addic-tive Diseases and Infections in Pregnancy, Department of Obstetrics at Virchow Klinikum, Charité-Universitätsmedizin Berlin and in the Policlinic for Gynecology and Obstetrics of Ludwig-Maximilian University Munich. The study participants received a personal medical history form, followed by HPV test, cytology and colposcopy. Colposcopically detected Major changes were biopsied for histological clarification. Data were stored and analysed using the chi2-test or Mann-Whitney-U-test. A p-value ≤ 0.05 was considered statistically significant (CI 95%). A multivariable binary logistic regression model was calculated to identify risk factors for HR-, HHR- and multiple HPV infections. Results A total of 81 patients were included in the study. The calculated HR-HPV prevalence in the study population was 45.7%. In 27.2% of the women at least two HPV genotypes (defined as: multiple HPV infections) were found. HR-HPV16 with 25.9% and HR-HPV52 with 9.9% were the most frequent HR-HPV genotypes. Cytological abnormalities corre-lated significantly with the presence of HR-HPV infections. When the result in cytology showed high-grade squamous intraepithelial lesion (HSIL) it was associated in 80% with HR-HPV16 genotype and in 20% with HR-HPV52 genotype. An HIV viral load ≥ 50 copies/ml increased the risk for HR-HPV infections. A CD4 T-cell count < 350/μl was associated with the detection of multiple HPV infections. Age ≥ 25 years and positive smoking anamnesis were favourable factors for the occurrence of HHR-HPV infections. Conclusion Due to the high prevalence of HPV and the associated risk of cervical dysplasia in preg-nant women with HIV infection, these women require special attention and supervision in specialised centres or clinics. An algorithm for the prevention of cervical carcinoma in pregnant women with HIV infection should be defined. However, further studies are needed.