Mit der kürzlich beschlossenen Legalisierung von Cannabis in Deutschland wächst der Bedarf nach Wissen über verschiedene Konsummuster und ihre Folgen in der Allgemeinbevölkerung. Ein Zusammenhang von Cannabis und Psychose ist gut belegt, auch wenn Kausalität und Wirkrichtung des Zusammenhangs nicht abschließend geklärt sind. Das Alter bei Erstkonsum sagt die Häufigkeit und Schwere von psychotischen Symptomen vorher und unterstreicht die Bedeutung von Folgen und dem Verständnis von Wirkmechanismen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung legt nahe, dass Cannabis für psychoseähnliche Erfahrungen einen Risikofaktor darstellt, die aversiv wirken und zur Konsumreduktion führen könnten. Neben dem Einfluss auf klinische Phänomene, ist der Langzeiteinfluss von Cannabis auf kognitive Fähigkeiten im Jugendalter nicht eindeutig geklärt. Entscheidungsfähigkeit ist dabei für eine Konsumreduktion von besonderer Relevanz. Die vorliegende Arbeit untersucht in 2 Studien den Zusammenhang von Cannabiskonsummustern und psychoseähnlichen Erfahrungen im jungen Erwachsenenalter mit einem Fokus auf dem selbst-gewählten Absetzen der Substanz nach psychoseähnlichen Erfahrungen und den Zusammenhang mit neurokognitiven Fähigkeiten mit einem Fokus auf Entscheidungsfähigkeit. In Studie 1 wurden 552 Cannabiskonsumierende der internationalen IMAGEN-Studie mithilfe des Community Assessment of Psychic Experiences (CAPE) und des European School Survey Project on Alcohol and Drugs (ESPAD) im Alter von je 19 und 22 Jahren untersucht. Ethnographische Interviews wurden zur Hypothesengenerierung herangezogen. Die Ergebnisse von Studie 1 zeigen einen allgemeinen Anstieg des Konsums zwischen dem Alter von 19 und 22 Jahren. Das Alter bei Erstkonsum war mit einer Veränderung im Cannabiskonsum assoziiert, wobei späterer Erstkonsum (nach dem 16. Lebensjahr) eine Zunahme des Konsums im jungen Erwachsenenalter begünstigte, Erstkonsum vor dem 16. Lebensjahr hingegen eine Abnahme. In Studie 2 wurden 804 Proband*innen der IMAGEN Studie je im Alter von 14 und 19 Jahren mit einer neurokognitiven Testbatterie zur Entscheidungsfähigkeit untersucht und nach ihrem Cannabiskonsum befragt. Früh versus spät beginnende Konsumenten (vor bzw. nach dem Alter von 16) sowie leichter versus schwerer Konsum wurden verglichen. Konsumierende mit leichtem Konsum sowie solche mit spätem Erstkonsum zeigten bessere Testleistungen zur Entscheidungsfähigkeit verglichen zur Kontrollgruppe ohne Konsum und den Gruppen mit starkem Konsum und frühem Erstkonsum. Demnach führt Cannabiskonsum per se nicht zu einer Verschlechterung der Entscheidungsfähigkeit bei Konsumierenden mit spätem Erstkonsum oder leichtem Konsum. Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass Konsumierende mit spätem Erstkonsum - anders als solche mit Beginn des Konsums vor dem 16. Lebensjahr - Trajektorien und Konsummuster entwickeln, die durch einen späten Anstieg des Konsums ohne neurokognitive Einbußen gekennzeichnet sind.
With the political decision to legalize cannabis in Germany the need for knowledge about different consumption patterns and associated consequences in the general population is growing. A connection between cannabis and psychosis is well documented, even though the discussion about its causality and directionality has not yet been conclusively clarified. Age at first use predicts the frequency and severity of psychotic symptoms, thus stressing the importance of understanding the underlying processes and consequences in adolescents and young adults. Specifically, a dose-response relationship suggests that cannabis use is a risk factor for psychotic-like experiences, which in turn may be aversive and reduce cannabis consumption. In addition to the influence on clinical measures, the long-term influence of cannabis on cognitive abilities in adolescence is also not fully understood. Decision making is particularly relevant in a reduction of consumption. Therefore, the present work examined the relationship between cannabis consumption patterns and psychosis-like experiences in young adulthood with a focus on self-chosen cessation of cannabis use after psychotic-like experiences and the association between cannabis and neurocognitive abilities with a focus on decision making. In study 1, 552 cannabis users from the international IMAGEN study were examined using the Community Assessment of Psychic Experiences (CAPE) and the European School Survey Project on Alcohol and Drugs (ESPAD) at age 19 and 22, respectively. Ethnographic interviews were conducted and used for hypothesis generation. A general increase in cannabis use over time was observed in study 1. Age of first use of cannabis was associated with a change in cannabis use, with later use (after age 16) favoring an increase in use in young adulthood, early use a decrease. In study 2, 804 participants from the IMAGEN study were examined at the age 14 and 19 with a neurocognitive test battery and asked about their cannabis consumption. In two different analyses (early vs. late onset and light vs. heavy users), late-onset users (defined as above after the age of 16) and light users showed increased decision making compared to the control group without use and to the heavy users group as well as the early onset users. Our results therefore indicate that cannabis use per se does not lead to a deterioration in decision making abilities in users with late onset and in light users. Combining the results of both studies, it can be concluded that late onset users develop different trajectories and patterns of use than early onset users, with late onset users showing no significant cognitive impairment, but an increase in drug use during young adulthood.