Einleitung In der Notfall- und Akutmedizin stellen sich Patienten*innen regelhaft mit Symptomen vor, aus denen in einem diagnostischen Prozess Verdachts- und später endgültige Diagnosen abgeleitet werden. Insbesondere Betroffene mit akuten Thoraxschmerzen werden dabei primär im Hinblick auf lebensbedrohliche Differenzialdiagnosen wie den akuten Myokardinfarkt abgeklärt, obwohl das Spektrum der endgültigen Diagnosen weitaus größer ist. Methoden Über einen Betrachtungszeitraum von 12 Monaten erfolgte die prospektive Erfassung des Leitsymptoms bei Eintreffen in 2 große Notaufnahmen der Charité und die nachfolgende Extraktion vorhandener klinischer Parameter aus dem Krankenhausinformationssystem sowie eine manuelle Datenerhebung aus Freitextfeldern. Mittels deskriptiver, retrospektiver Analyse wurden Charakteristika, klinische Verfahren, Diagnosen und Krankenhausverlauf für insgesamt 3954 atraumatische Thoraxschmerzpatienten*innen sowie eine Subpopulation von 956 stationären Fällen mit diagnostiziertem akuten Koronarsyndrom (ACS) dargestellt. Ergebnisse Thoraxschmerzen stellten mit 11,5 % das häufigste Leitsymptom bei den konservativen Notfallpatient*innen dar. Das entsprach einer täglichen Frequentierung von 10,8 Fällen, wobei 47,5 % stationärer Weiterversorgung bedurften. Der Frauenanteil betrug 41,7 %, das mediane Alter 60 Jahre. Bezüglich der Diagnoseverteilung entfielen 23,0 % auf (instabile) Angina pectoris (AP), 15,8 % auf Hals- und Thoraxschmerz sowie 7,0 % auf den akuten Myokardinfarkt (AMI). Hinsichtlich des Outcomes wurde eine Mortalität von 0,4 % ermittelt. Die Wartezeiten auf Triage und Kontakt ärztliches Personal betrugen 12 bzw. 30 Minuten. Für die mediane Krankenhausverweildauer wurden geschlechtsübergreifend 3–4 Tage gemessen. Bei der Patientenklientel mit ACS entfielen innerhalb der Diagnoseverteilung 57,9 % auf die instabile AP, 25,9 % auf STEMI und 16,1 % auf NSTEMI. Die Mortalität betrug 1,3 % mit einer ACS-spezifischen Wartezeit bis zur Triage von 8 Minuten sowie 16 Minuten bis zum Erstkontakt mit dem ärztlichen Personal. Die Krankenhausverweildauer dieser Patientenklientel lag im Median bei 4 Tagen. Alle Patienten*innen mit dem Leitsymptom Thoraxschmerz und insbesondere die Subpopulation mit ACS zeigten von Oktober bis März, mit einem circa eineinhalbfach bzw. zweifach erhöhten Patientenaufkommen, periodische Schwankungen. Mit Blick auf den Wochenverlauf war der Montag kollektivübergreifend am häufigsten frequentiert. Zusätzlich zeigte sich populationsübergreifend eine konstante Tag-Nacht-Rhythmik mit ansteigendem Patientenzustrom ab den Mittagsstunden bis in den Abend. Schlussfolgerungen: Das Leitsymptom Thoraxschmerz ist das häufigste bei konservativen Notfallpatienten*innen. Verglichen zum Gesamtpatientenkollektiv einer Notaufnahme sind Thoraxschmerzbetroffene älter, zumeist männlich, häufiger mit Risikofaktoren behaftet und leiden an potenziell lebensbedrohlicheren Diagnosen, wie dem ACS. Sie weisen dank kurzer Wartezeiten und strukturierter Abläufe der Chest Pain Unit eine gute Prognose auf, so dass sich hier die hohe Aufmerksamkeit für den AMI bei den zu Behandelnden, die eine Notaufnahme mit Brustschmerzen aufsuchen, widerspiegelt.
Introduction In emergency medicine patients present with symptoms on the basis of which suspected and subsequently final diagnoses are derived in a diagnostic process. The assessment of emergencies with acute thoracic pain focuses primarily on life-threatening differential diagnoses such as acute myocardial infarction, even though the spectrum is much broader. Methods Over a 12-month period, cardinal symptom patients were generated prospectively on arrival in two emergency departments of the Charité and extraction of clinical parameters out of the hospital information system including manually data collection from free-text-fields was performed. Using descriptive, retrospective analysis characteristics, clinical procedures, diagnoses and hospital processes of 3,954 patients presenting with atraumatic chest pain and a subpopulation of 956 admitted patients with thoracic pain and simultaneously diagnosed acute coronary syndrome (ACS) is presented. Results At 11.5 %, thoracic pain was the most common symptom presenting to conservative managed emergencies. That meant a daily frequency of 10.8 cases, 47.5 % of which required inpatient care. Women made up 41.7. %, the median age was 60. Instable angina pectoris (AP) was diagnosed in 23.0 %, throat/chest pain in 15.8 % and acute myocardial infarction (AMI) in 7.0 %. The mortality rate was 0.4 %. Waiting times for triage and doctor’s contact were 12 and 30 minutes. The median hospital stay was 3-4 days in both genders. Of the patients with ACS, unstable AP was diagnosed in 57.9 %, STEMI in 25.9 % and NSTEMI in 16.1 %. The mortality rate was 1.3 %, with waiting times for ACS-patients of 8 minutes to triage and 16 minutes to doctor’s contact. The median hospital stay for these patients was 4 days. There were periodic fluctuations in the thoracic pain population as well as in the subpopulation with ACS, with an increase of 50.6 % and 111.5 % respectively in October to March. Monday was the busiest day for both sets of patients. A constant day-and-night-rhythm was observed in both populations, with a rising influx from midday until evening. Conclusion Thoracic pain was the most common cardinal symptom in conservative managed emergencies. In comparison to all emergency patients they were older, male, more frequently had risk factors and potentially life-threatening diagnoses, especially ACS. Caused by short waiting times and structured processes in the Chest Pain Unit the prognosis was better than average. This is induced by a high level mindfulness for AMI in patients presenting to the emergency department with chest pain.