Vor dem Hintergrund des Strukturwandels der Arbeit wird in der öffentlichen und der wissenschaftlichen Diskussion meist von einer Zunahme diskontinuierlicher Berufsverläufe ausgegangen. Kontinuität und Diskontinuität werden dabei in der Regel als Pole auf einer einzelnen, zentralen Dimension gefasst. Berufsbiografien werden auf dieser zentralen Dimension dann als mehr oder weniger kontinuierlich beziehungsweise diskontinuierlich eingestuft. Diskontinuität wird dabei zumeist als Folge struktureller Einflüsse aufgefasst. In dieser Arbeit wird die These vertreten, dass Berufsbiografien besser durch eine Gleichzeitigkeit von Kontinuität und Diskontinuität von verschiedenen, sich einander wechselseitig beeinflussenden Dimensionen zu beschreiben sind und berufliche Veränderungen auch stärker als Ergebnisse subjektiver Entscheidungen berücksichtigt werden müssen. Die Dissertation ist im Rahmen des BMBF-Projekts „Neue Formen arbeitszentrierter Lebensgestaltung – Kompetenzentwicklung von Beschäftigten im IT-Bereich“ entstanden. Der Fokus auf dem IT-Bereich liegt in dessen prototypischem Charakter für verschiedene Aspekte des Strukturwandels der Arbeit begründet. Stichworte sind die Dezentralisierung und Vermarktlichung von Unternehmen, sowie Konzepte der „kontrollierten Autonomie“, der „Subjektivierung“ und der „Entgrenzung“ von Arbeit. Diese Veränderungen haben weit reichenden Einfluss sowohl auf das alltägliche als auch das berufsbiografische Handeln von Personen. Im Rahmen des Projekts wurden Mitarbeiter/innen, Gründer/innen von IT-Start-ups und Alleinselbständige in einem fünfjährigen Längsschnitt mit halbstandardisierten Interviews im Hinblick auf ihre Kompetenzentwicklung und Formen der Lebensgestaltung befragt. In der Arbeit werden im ersten Teil auf der Grundlage von Literatur und Strukturdaten Prozesse des Strukturwandels beschrieben und Konzepte über Lebensläufe und Berufsbiografien aus der Soziologie, Psychologie und der Managementforschung untersucht. Leitend sind hier die Fragen, welche Dimensionen zur Beschreibung von Berufsbiografien relevant sind, wie Kontinuität und Diskontinuität gefasst werden, und wie das Verhältnis der objektiven Bestimmtheit und subjektiver Bestimmung von Berufsbiografien in den Modellen konzipiert wird. Im abschließenden empirischen Teil werden die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse der Interviews, statistischer Analysen der Daten mit non-parametrischen Verfahren sowie der zentralen empirischen Typenbildung präsentiert.
In face of the structural changes of work and labour an increase of discontinuity in careers is perceived in most public and scientific debates on the issue. Continuity and discontinuity are usually construed as polar positions on a single, central dimension. Careers are then rated as either more continuous or discontinuous. Furthermore, discontinuity is usually accredited to structural influences. The central thesis of this dissertation proposes to describe careers as multidimensional configurations of various interdependent dimensions, that can be characterised as a simultaneity of continuity and discontinuity in careers that more strongly respects individual choices in the formation of these configurations. This dissertation has emerged in the context of the BMBF-funded project “Neue Formen arbeitszentrierter Lebensgestaltung – Kompetenzentwicklung bei Beschäftigten im IT-Bereich”. The focus on the IT-sector is due to theoretical considerations, assuming a prototypical character of the IT-sector for various central aspects of the structural changes in work and labour. Central key words and concepts like “decentralization” and “marketization” of corporations or “subjectivization” and the “blurring of boundaries” between work and private life catch diverse aspects of these processes of change that affect the daily and biographic actions of persons. The study had a longitudinal design, and employees, company founders and freelance workers were interviewed twice within five years. The interviews focused on the development of competencies and the relation of work and life. In the theoretical part of this dissertation, literature and structural data were analysed to describe processes of structural change in work and labour. Concepts on life courses and careers from the disciplines of sociology, psychology and management research were investigated, to point out relevant dimensions to describe careers, assess how continuity and discontinuity are conceptualised and, finally, how the relation of structural influences and individual agency is considered. Following these investigations of literature and data on structural change, the results of the analyses of the interviews are reported. Qualitative content analysis, non-parametric tests and the empirically grounded construction of types were the methods used for the analysis of the data.